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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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erkennen glaubte.
    »Hast du schon Hunger?« fragte Jenith.
    »Nein. Du?«
    »Auch nicht.« Jenith pfiff leise vor sich hin. Arré hatte sie beauftragt, die Nachricht von Isaks Verbannung zu den Weinfeldern zu bringen, und Jenith hatte nur zu gern zugestimmt, weil sie so die Möglichkeit erhielt, ihre Töchter zu sehen. Nun schritt sie gemächlich an Sorrens Seite dahin, einen kleinen Pack auf dem Rücken, und schien nie zu ermüden.
    Sorren rief sich den Augenblick wieder in die Erinnerung zurück, in dem sie durch das Nordwestliche Tor gegangen war. Sie hatte geglaubt, dieser Augenblick würde bedeutungsschwanger sein. Aber dem war nicht so gewesen. Verstohlen spähte sie über die Schulter zurück, aber da gab es zu viele Karren und Pferde, zu viele Fahrende auf der Straße. Alles, was sie zwischen sich und der Stadt sehen konnte, war Staub.
    Dann dachte sie an Paxe, und ihr Herz zuckte kurz und schmerzhaft. Sie hatten sich an jenem Abend Glück und Lebewohl gesagt. Paxe weigerte sich, sie ans Stadttor zu begleiten; sie wollte sich nicht vor ihren Soldaten zur Schau stellen. »Außerdem«, hatte sie in Sorrens Haar hineingeflüstert, »hasse ich breitgewalzte Abschiede!« Ihr Abschiedsgeschenk für Sorren war ein praktisches gewesen: zehn Jagdpfeile mit breiten Spitzen. Arrés Geschenk war gleichermaßen nützlich: sie hatte Sorren Stiefel geschenkt. Und heute morgen hatte sie Sorren beinahe beiläufig Lebewohl gesagt. Und im letzten Augenblick hatte sie ihr einen Brief hingehalten und sie gebeten, ihn Tarn Ryth von Nuath zu übergeben.
    »Wenn du aber nicht nach Norden kommst«, hatte sie gesagt, »gib ihn einer Karawane mit, die nach Norden zieht.« Doch dann, als Arré sich abwandte, sah Sorren Tränen auf ihren Wangen schimmern.
    Sieben Asech zu Pferd trotteten an ihnen vorbei. Einer sah Jenith und rief ihr einen Gruß in der Asechsprache zu. Sie gab ihm Antwort, und alle lachten.
    Sorren fragte: »Macht es dir sehr viel aus, daß du nicht zu Pferd bist?«
    Jenith zuckte die Achseln. »Arré Med hat mich beauftragt, zu Fuß zu gehen, also geh ich. Mach dir nur darum keine Gedanken!«
    Gegen Mittag machten sie am Wegrand Rast. Das Gras war hier trocken und spröde. Jenith trank aus ihrem Wasserschlauch und ließ sich rücklings ins Gras fallen. Sie sah so frisch aus wie am Morgen bei Sonnenaufgang. Sorren setzte sich schwerfällig nieder, sie war dankbar für die Rast. Ihr Magen zischte, mahnte sie, daß man sich um ihn kümmern müsse, und so zog sie die Spießchen mit dem Trockenfleisch aus ihrem Pack.
    Ihre Finger glitten über den festen kühlen Bauch ihrer Flasche, und sie dachte an Kadra. Sie überlegte, wo die Ilnalamaré jetzt sein mochte. »Bist du schon mal auf dem Ozean gewesen?« fragte sie Jenith.
    Die Asechfrau fuhr schaudernd zusammen. »Nein, und ich habe nicht das geringste Verlangen danach«, sagte sie mit verzerrtem Gesicht. »Er ist mir viel zu bewegt. Ich ziehe es vor, unter den Füßen was Festes zu haben.« Ihre braune Hand streckte sich und klopfte beredt auf die vertrocknete braune Erde.
    Auf einer kleinen Fuchsstute ritt eine Frau vorbei. Die Art, wie sie den Kopf bewegte, erinnerte Sorren an Paxe. Sie überlegte, was die Hofmeisterin gerade tun mochte. Vielleicht schlief sie auf ihrem harten niedrigen Bett, und die einäugige Katze lag neben ihr. Oder sie leitete den Unterricht im Waffenhof ... Der Anprall der Erinnerungen traf sie wie ein körperlicher Schmerz. Sorren wand die Finger in ein Grasbüschel und zog fest daran. Die langen Stengel brachen, und sie fiel auf ihren Ellbogen zurück.
    »Wir sollten weiter«, sagte Jenith.
    Sie wanderten. Sorren begannen die Beine zu schmerzen. Die Füße waren noch in Ordnung; sie hatte die letzten zwei Tage damit zugebracht, durch die Stadt zu trotten, um die Stiefel einzulaufen. Aber ihre Waden schmerzten. Sie verriegelte ihr Denken gegen den Schmerz und konzentrierte sich auf das, was sie auf der Straße sah und hörte und roch: die vorüberziehenden Karawanenzüge, die Felder und Scheuern, den heißen, süßen Duft der Ernte, die Zikaden im Gras versteckt, ihr Schrillen. Und Jenith glitt geschmeidig an ihrer Seite dahin, die Hände an die Schenkel gelegt, einen Strohhalm zwischen den Zähnen. »Wann warst du zum letztenmal in den Weinfeldern?« fragte die Asech.
    »Als meine Mutter gestorben war. Vor vier Jahren«, antwortete Sorren. »Warum – ist es jetzt anders?«
    Jenith schüttelte den Kopf. Die Ringe in ihren Ohrläppchen fingen die

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