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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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Geschichte, gelangten sie in das Land des Ewigen Sommers, in das Zaubertal namens Vanima.«
    Sorren fragte: »Das steht wirklich da?«
    »Ja.« Marti las weiter: »Und es begab sich, da sie in die Nähe von Vanima gelangten, daß die Berge zur Seite glitten und sie eintreten ließen, und sie schlossen sich hinter ihrem Rücken. So wurde das zauberische Tal vor Feinden geschützt.«
    Das alles klang unwirklich. Wahrscheinlich war es auch nicht die Wahrheit. »Und was steht noch da?«
    »Es heißt, daß Errel und Sorren sich an Van, den Beherrscher des Tales, wandten und ihn um Hilfe baten. Er sagte ihnen, er würde ihnen gegen Col Istor helfen, doch müßten sie dafür einen Preis bezahlen.«
    »Und was war das?«
    »Das verschwieg er ihnen.«
    Sorren sagte: »Das ist nicht recht.«
    »Nein«, gab Marti zu, »aber es ist recht plausibel. Soll ich weitermachen?«
    »Ja, bitte!«
    »Sie waren damit einverstanden, und so versammelte er seine Chearis um sich, und sie zogen nach Norden, nach Tornor Keep. Sie erstürmten die Burg und töteten Col Istor und alle seine Leute. Dann forderte Van seinen Lohn.« Marti hielt inne, um eine neue Seite aufzuschlagen. »Der Preis für seine Hilfe war, daß eines der Kinder Athors in das Tal des Ewigen Sommers ziehen und dort leben sollte, und es nie verlassen durfte. Also kämpften die beiden Athorkinder, um herauszufinden, welcher bleiben, welcher mit Van und seinen Chearis nach Vanima zurückfahren sollte. Errel verlor. Und Sorren wurde die Herrscherin von Tornor Keep, und ihre Tochter herrschte auf Tornor nach ihr, und deren Tochter wiederum danach. Und so begab es sich, daß das Geschlecht sich auf Tornor Keep fortpflanzte bis zum heutigen Tage.«
    ... bis zum heutigen Tage ... Sorren seufzte vor Wohlbehagen. Diese Geschichte hatte ihr Kité nie erzählt. Wahrscheinlich hatte sie sie nicht gekannt. Sie überlegte sich, wie das sein mochte, wenn man mit dem eigenen Bruder kämpft. Sie würden einander doch sicherlich kein Leid tun wollen.
    »Haben sie sich ähnlich gesehen?« fragte sie.
    »Sorren und Errel? Davon steht nichts da«, sagte Marti. »Von Sorren heißt es: Ihr Haar war fahl wie das Nordgras und ihre Augen so blau wie der Winterhimmel. Errel wird überhaupt nicht beschrieben. Ah, hier heißt es noch, daß Sorren groß war.« Die alte Frau lächelte. »Wenn es dir Freude macht, kannst du dir vorstellen, daß sie ausgesehen hat wie du selbst.«
    Sorren nickte. »Du hast gesagt, ich habe Nordländerzüge.«
    »Das stimmt«, sagte Marti. »Viele von den Nordländern sind hellhäutig und haben helle Augen. Hat dir die Geschichte gefallen?«
    »Ja, sehr, und ich danke dir!« Sorren überlegte sich, ob ihre Mutter diese Geschichte irgendwann einmal gehört haben mochte, vielleicht, als sie noch ein Kind war, oder ob sie dann vielleicht in Erinnerung an die Geschichte ihrer Tochter nach dieser kriegerischen Frau aus dem Norden genannt hatte. »Darf ich noch mehr hören?«
    Marti sagte: »Oh, chea! Kind, es gibt ein halbes Hundert davon!« Sie schob die Blätter wieder in der ursprünglichen Ordnung zusammen. »Und außerdem, mein Kind, die Vergangenheit ist eine Falle, und du bist zu jung, um dich in ihr zu fangen. Warte, bis du alt bist und häßlich, dann wird sie alles sein, was dir noch geblieben ist.«
    Sorren begriff nicht, was Marti damit meinte. »Ich finde dich nicht häßlich«, sagte sie.
    Die alte Frau lachte. »Ich danke dir.« Sie schloß den roten Faltband. »Bring das an seinen Platz!«
    Sorren hob das schuppende Lederkästchen auf. Ein Stück Papier glitt aus dem Stapel und flatterte zu Boden.
    »Warte«, sagte Marti und stupste den Fetzen mit ihrem Stock an. »Was ist denn das?« Sorren legte den Faltband auf den Tisch zurück, bückte sich und hob das Papierstück auf. Es waren Bilder darauf. Es waren schwerverständliche Tuschezeichnungen mit Rändern drum herum und Schriftzeichen am Fuß. Die Bilder sahen vertraut aus, wie etwas, was sie früher bereits einmal gesehen hatte.
    »Was ist es denn?« fragte Marti und beugte sich vor.
    »Es ist zwischen den Blättern rausgefallen.« Sorren drehte den Papierfetzen um. Auf der Rückseite waren weitere Zeichnungen.
    »Zeig mal her«, befahl Marti. Vorsichtig nahm sie Sorren das Blatt aus der Hand. »Der Träumer«, las sie. »Eine schlafende Frau. Über ihrer Liege ist ein Fenster: wir sehen im Fenster zwei leuchtendrote Sterne. Der Weber ist eine Frau in einem grünen Kleid. Sie sitzt an einem Webstuhl. Die

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