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Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Balken gestützt wurde. In der Wand links neben ihm befand sich ein schmales Sprossenfenster, durch das er dunkle Wolken erkennen konnte. Regenwasser lief an den Scheiben entlang. Und soeben war eine daumennagelgroße Rempelspinne dabei, in einer der Fensterecken ihr kunstvolles Netz zu spinnen.
    Bei allen Moorgeistern, wo war er? Ihn fröstelte.
    Erst jetzt bemerkte Kai, dass er mit nacktem Oberkörper und ausgestreckten Gliedern auf einem Bett lag. An mehreren Stellen seines Bauches brannte es. Das Gefühl war nicht annähernd mit dem Schmerz zu vergleichen, der ihn während der Flussfahrt gepeinigt hatte, doch es war unangenehm. Irgendwie wie der Biss einer Ameise. Ächzend hob er seinen Kopf und starrte entgeistert auf das, was sich auf Höhe seines Magens befand. Dort wanden sich ein halbes Dutzend zeigefingergroße Würmer, deren schleimige, halb durchsichtige Leiber rötlich glänzend. Wann immer sie sich bewegten, blitzte es in ihnen auf. Doch das war nicht das Schlimmste: Die Würmer schienen ihre Köpfe wie Zecken in seine Haut gebohrt zu haben.
    »Aaaahh!« Voller Entsetzen versuchte Kai aufzuspringen. Vergeblich. Ein scharfer Schmerz schnitt in seine Hand- und Fußgelenke und er fiel wieder zurück auf die Strohmatratze. Jemand hatte ihn an das Bettgestell gefesselt.
    Jede Benommenheit wich schlagartig.
    »Hilfe!«, brüllte er und bäumte sich erneut auf. »Haut ab! Weg mit euch! Ksch!« »Sieh an, der junge Herr ist erwacht«, säuselte eine Wisperstimme.
    Kai blickte sich voller Panik um. Vom Bett abgesehen war die schmale Kammer sparsam mit einem Kleiderschrank, einem Stuhl sowie einer Kommode ausgestattet. Die Möbel wiesen seltsame Schnitzereien auf: Blütenfeen, Einhörner, Nymphen und andere Zauberwesen. Auf der Kommode stand eine kupferne Waschschüssel. Seine Kleidung hing über dem Stuhl und auch die beiden Irrlichtlaternen hatte man ihm gelassen. Kai nahm erst jetzt einen dreibeinigen Schemel neben dem Bett wahr, auf dem sieben bauchige Flaschen standen. In zweien von ihnen wanden sich weitere Würmer, die übrigen Gefäße waren leer. Ebenso leer wie der Rest des Zimmers.
    Aber wer hatte dann mit ihm gesprochen ?
    »Wer ist da?«, fragte Kai und warf erneut einen angewiderten Blick auf seine Bauchdecke. Abermals blitzte es in einem der Wurmleiber auf. Kam es ihm nur so vor oder pulsierten diese ekligen Dinger tatsächlich in einem unhörbaren Takt? »Wenn der junge Herr mir verspricht, nicht wieder zu schreien«, rasselte es von der Raummitte her, »werde ich mich gern enthüllen.«
    Kai starrte dorthin, von wo die Stimme erklungen war, und entdeckte zu seinem Erstaunen ein achtes Glasgefäß. Auch in diesem lag ein Wurm. Doch dieser Umstand war es nicht, der Kai ungläubig mit den Augen blinzeln ließ. Es handelte sich vielmehr um die unleugbare Tatsache, dass die Flasche in der Luft schwebte!
    Verblüfft sah er mit an, wie sich das Gefäß in Bewegung setzte und neben die anderen Flaschen auf den Schemel glitt.
    »Was geht hier vor sich?«, stammelte er.
    »Ihr werdet ganz sicher nicht schreien?«, wollte die unheimliche Stimme wissen. Kai presste die Lippen aufeinander, atmete tief durch und nickte dann zögernd. »Nun gut.«
    Mitten im Raum materialisierte sich eine grauenvolle Geistergestalt mit überlangen Nebelarmen und einem Schädel, der einem aufgedunsenen Kürbis nicht unähnlich sah. Das Wesen starrte Kai aus beklemmend schwarzen, weit aufgerissenen Augen an. Kai war vor lauter Grauen nicht fähig, auch nur einen Laut von sich zu geben. Wo waren die Beine dieses Dings ? Dort, wo sich Füße befinden sollten, war ebenfalls nur ein Nebelstreif zu erkennen. Das unheimliche Geschöpf schwebte gute zwei Handspannen über dem Boden.
    Die Würmer waren vergessen. Ebenso wie das Versprechen, das er gegeben hatte. Kai begann laut zu schreien.
    »Ach, ach. Es ist doch immer das Gleiche«, seufzte die Schauergestalt und enthüllte einen geisterhaften Mund, der beim Sprechen Fäden wie Spinnenweben zog. Die Kreatur gab ein Geräusch von sich, das wie ein rasselnder Atemzug klang. Im selben Moment begann der Eichenschrank zu zittern und zu klappern.
    Kai hörte auf zu brüllen und keuchte schwer. Nur mit Mühe gewann er seine Fassung wieder zurück.
    »Entschuldigt«, wisperte die Geistergestalt und starrte zerknirscht hinter sich, indem sie ihren Kopf kurzerhand auf den Rücken drehte. Der Schrank stand wieder still. Anschließend wandte sich das abscheuliche Geschöpf wieder Kai zu.

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