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Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Drachen haben die Harzenen Berge schon vor langer Zeit verlassen. Aber wenn man genau hinsieht, stößt man hin und wieder auf ihre Hinterlassenschaften. Folge mir!«
    Vor einem umgestürzten, halb verrotteten Baum, der festungsgleich vor ihnen aufragte, blieb Amabilia plötzlich stehen. Kai entdeckte ein großes dunkles Loch, das zwischen dem Stamm und dem Boden klaffte.
    »Ein Dachsbau!«, rief er.
    »Ja, fast«, erklärte Amabilia.
    Mit zweifelndem Blick trat Kai an den Rand des Loches heran. Er konnte sich an seine Däumlingsgröße immer noch nicht so recht gewöhnen. »Und da müssen wir rein? Ich hoffe, die Dachsfamilie ist gerade unterwegs.«
    »Keine Bange, der Bau ist unbewohnt. Jedenfalls war er das letzten Sommer noch.« Kai, dem sich der Sinn dieser Unternehmung noch immer nicht erschloss, beschwor einen Feuerwusel herauf und befahl dem prasselnden Elementar, fünf Schritte voranzuschweben und ihnen zu leuchten.
    »Hübsch.« Sie zwinkerte ihm über ihre Brille hinweg zu. »Schon lange her, dass ich einem Feuermagier bei der Arbeit zusehen durfte.«
    Kai merkte, wie seine Wangen bei dem Lob glühten.
    Vorsichtig folgten sie dem Elementar in das dunkle Erdloch. Der Gang roch nach feuchter Erde und verfaultem Laub. Und hin und wieder glaubte er, im Zwielicht um sie herum Bewegungen ausmachen zu können, die vor dem Feuerwusel Reißaus nahmen. Kai schauderte.
    Nach einer Weile öffnete sich der Tunnel zu einer großen dunklen Höhle. Es roch muffig nach Wild und altem Laub. Sie mussten den Wohnkessel der alten Dachsfamilie erreicht haben. Leider war er so groß, dass Kais Licht nicht ausreichte, ihn zur Gänze auszuleuchten. Er befahl dem Feuerwusel daher, sich aufzuplustern. Knisternd kam das Elementar seinem Befehl nach und was sich jetzt um ihn herum aus den Schatten schälte, ließ Kai fassungslos zurückweichen. »Bei allen Moorgeistern, das ist doch nicht möglich!« Die Höhle, die sich ihnen offenbarte, war nicht einfach nur groß, sie war gewaltig. Gigantische Rippenbögen spannten sich über die Wände des Dachsbaus. Sie waren dick wie Baumstämme, ragten weit über ihm in die Höhe und mündeten in einer titanischen Wirbelsäule, neben der ein Gewirr aus Wurzelsträngen und vermoderten Rindenstücken in die Tiefe baumelte. Der Dachs hatte seine Heimstatt im Brustkorb eines toten Drachen errichtet!
    »Ich habe dieses Skelett vor vielen Jahren entdeckt«, erklärte Amabilia stolz und knuffte ihn in die Seite. »Weiter hinten sind die Rippen gebrochen. Ich denke mir daher, dass dieser Drache bei einem Kampf ums Leben kam. Entweder gegen einen Artgenossen oder bei einer Auseinandersetzung mit den Zwergen Mondraioschs, damals in den Schattenkriegen. Leider fehlt uns für einen Rundgang die Zeit«, meinte Amabilia, die Kais erstaunten Blick bemerkt hatte. »Um Staub aus Drachenknochen zu gewinnen, bedarf es enormer Kraft - oder Feuermagie«, sagte sie. »Wir müssen etwas davon heraussprengen. Meinst du, das bekommst du hin?«
    »Versuchen kann ich es.«
    Gemeinsam kämpften sie sich vorbei an altem Blattwerk, Dachsfellbüscheln und den Knochen und Schalen von Mäusen und Schnecken. Plötzlich war neben ihnen lautes Geraschel zu hören. Mit einem Schrei auf den Lippen deutete Kai auf einen wagenzuggroßen Tausendfüßler, der sich unter Knacken und Knistern einen Weg durch das Gewölle bahnte und direkt auf sie zustürmte. Amabilia zog Kai hinter sich, murmelte eine Zauberformel und schon floh das Riesenvieh in die entgegengesetzte Richtung.
    »Ganz schön aufregend, habe ich Recht?«, meinte Amabilia mit leuchtenden Augen. »Also, ich liebe solche Expeditionen.«
    »Es tut mir leid, Amabilia«, keuchte Kai. »Aber ich werde mich nie an Eure Größe gewöhnen. Ich würde jeden Tag tausend Tode sterben.«
    »Und das von einem Riesen, der mit jedem seiner Schritte unzählige solcher Tiere zertrampelt.« Sie schüttelte den Kopf. »Alles eine Sache der Gewöhnung.« Sie hatten inzwischen den Bereich unter den beiden vordersten Rippenbögen erreicht, über denen sich schemenhaft gewaltige Schulterblätter im Erdreich abzeichneten, und brachten sich hinter einigen Zweigen in Sicherheit. Kai befahl dem Feuerwusel, dicht an einen der titanischen Rippenknochen heranzschweben. »Jetzt!«, sagte er und ging gemeinsam mit der Zauberin in Deckung.
    Die Explosion des Kugelblitzes ließ den gesamten Dachsbau erbeben. Durch den aufgewirbelten Staub hindurch konnte Kai erkennen, dass es dem Feuerwusel gelungen war,

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