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Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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eine tiefe Kerbe in den Rippenknochen zu schlagen. Am Boden lagen mehrere fingergroße Splitter sowie ein Häufchen weißgelben Knochenstaubs.
    »Hervorragend!« Amabilia klatschte freudig in die Hände. Sie richtete sich wieder auf und pustete ihre Brille sauber. Anschließend nahm sie einen Beutel zur Hand, der griffbereit an ihrem Gürtel hing, um den Drachenstaub hineinzuschaufeln. Kai wollte ihr gerade seine Hilfe anbieten, als ihn ein merkwürdiges Geräusch innehalten ließ. Es war leise, schwoll auf und ab und erinnerte ihn unwillkürlich an das Gebrüll eines Raubtieres. Seltsam. Er blickte sich um und sah, dass durch die Explosion auch das Erdreich unter den monströsen Halswirbeln in Bewegung geraten war. Dort zeichnete sich dunkel der Zugang zu einem weiteren Dachstunnel ab. Kai trat näher an die Öffnung heran und war sich sicher, dass das unheimliche Geräusch nun deutlicher zu hören war.
    »Du hörst es auch, richtig?«, sagte Amabilia. Eilig verknotete sie den prall gefüllten Beutel am Gürtel und ein abenteuerlustiges Funkeln stahl sich in ihre Augen. »Komm, wir gehen der Sache auf den Grund!«
    Kai folgte ihr und gemeinsam halfen sie einander, über den Schuttberg zu klettern. Tatsächlich wurde das Geräusch immer lauter. Es klang irgendwie verzerrt, so als hätten sie es mit einem Echo zu tun. Im Flammenschein des Feuerwusels war bereits der gewaltige Unterkiefer der Echse auszumachen. Hinter dem Gebein schimmerte es dunkel, doch die Geräusche fanden zweifelsohne im Schädel des Drachen ihren Ursprung.
    »Bei allen Moorgeistern, was ist das?«, flüsterte Kai.
    Amabilia rückte ihre Brille zurecht und hielt sich zauberbereit. Sie schlichen so weit an die Öffnung heran, bis sie einen Blick in die Mundhöhle des Drachenskeletts werfen konnten. Auch hier hatte sich ein Hohlraum erhalten, dessen Wände von langen Reihen scharfer Reißzähne gesäumt wurden. Bei dem Gedanken daran, dass der Drache mit diesen Beißwerkzeugen einst Tiere und Menschen zermalmt hatte, wurde Kai flau zumute. Das geisterhafte Gebrüll aber hallte noch immer von den Knochenwänden, wurde mal lauter, mal leiser und schien von oben zu kommen.
    »Ich ahne, woher die Geräusche stammen. Von dort!«, wisperte Amabilia und deutete zu einem schimmernden, schwarzen Kristall, der schräg über ihnen aus der knöchernen Höhlendecke ragte und matt im Licht funkelte. »Das ist eine Drachenperle!« »Ein was?«
    »Es heißt, dass sich Drachen nicht auf normale Weise verständigen können«, erklärte die Hexe. »Es heißt auch, dass die geheimnisvollen Drachenperlen magische Organe sind, mit denen sie sich verständigen. Diese Objekte sind bei den Magiern sehr begehrt als Zauberutensilien. Doch eine Erklärung für die Geräusche hier habe ich auch nicht. Dieser Drache ist schon lange tot.«
    Der Zauberlehrling trat nun direkt unter den seltsamen schwarzen Kristall. Er war fest mit dem umgebenden Knochen verwachsen. »Was ist, wenn man durch ihn noch immer die Rufe anderer Drachen hört?«
    Die Däumlingshexe runzelte die Stirn und trat neben ihn. »Ein interessanter Gedanke. Auszuschließen ist das nicht. Aber jetzt müssen wir uns um Gilraen kümmern.« »Sehr merkwürdig«, murmelte Kai. »Sagtet Ihr nicht, dass es in den Harzenen Bergen keine Drachen mehr gibt?«

Albions Schatten
    In Amabilias großem Kupferkessel blubberte es und grüner Dampf stieg von ihm auf,der sich unter der Decke der Küche sammelte.
    »Jetzt kann ich nur hoffen, dass die Drachenessenz auch wirkt«, sagte Amabilia, die das Gebräu soeben noch einmal vorsichtig umgerührt hatte. »Ich habe erst einmal in meinem Leben mit dem Hexenfieber zu tun gehabt und bin mir noch immer nicht ganz sicher, ob Gilraen wirklich daran leidet.«
    Magister Eulertin, der dicht neben ihr stand, reichte ihr einen Hirschhornkrug und ließ eine Schöpfkelle von der Wand heranschweben. »Du bist die Beste, Amabilia. Wenn es dir nicht gelingt, ihm zu helfen, dann gelingt es niemandem.«
    Drei Stunden war es bereits her, seit sie wieder in Sperberlingen eingetroffen waren. Eulertin und Fi hatten bei ihrer Rückkehr bereits ungeduldig auf sie gewartet. Auch ihnen war bei ihrer Suche Erfolg beschieden gewesen, und so hatte sich Amabilia mit des Magisters Hilfe sogleich ans Werk gemacht.
    »Ist es jetzt so weit? Können wir endlich anfangen?«, fragte Fi ungeduldig. »Mein Junge, ein klein wenig Geduld noch«, antwortete Eulertin der Elfe. »Amabilia wird uns schon sagen, wenn es so

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