Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten
sogar über die Drachen zu gebieten. Und auch das Rattenheer spricht dafür, dass ...«
»Du kannst zaubern wie der Däumlingsmagier?«, blaffte ihn einer der Zwerge an. Unbemerkt von ihnen war der Narbengesichtige an sie herangetreten und deutete mit dem Kinn auf Kais Zauberstab.
Der Zauberlehrling blickte auf und nickte.
»Dann lass die Elfe hier und komm mit. In unseren Hallen wütet die Schlangenbrut. Hilf uns, König Thalgrim in Sicherheit zu bringen.«
»Was habt ihr gegen Fi?«
»Keine Elfen in unseren Hallen und Stollen!«, antwortete der Zwerg bestimmt. »Und wenn ich mich weigere, ohne sie mitzukommen?«, entgegnete Kai. Der Weißhaarige trat vor und richtete die Armbrust auf seinen Kopf. »Dann werden wir so mit dir verfahren, wie es für einen Feind Mondraioschs angemessen ist.«
Hallen aus Stein
Zornig stolperte Kai hinter den beiden Zwergen her, die mit gezückten Armbrüsten einen weit ausladenden Gang entlangeilten, der tiefer ins Innere der gewaltigen Zwergenfestung führte. Auch wenn er sich noch immer darüber ärgerte, dass die beiden Kämpfer ihn gezwungen hatten, Fi am Tor zurückzulassen, kam er doch nicht umhin, der vortrefflichen Baukunst der Zwerge seinen Respekt zu zollen. Der Gang war ebenso wie das zerstörte Doppelportal fast sechs Schritte hoch und fast vier Schritte breit. Seine Wände waren mit kunstvollen Steinreliefs geschmückt, die Zwerge beim Grubenbau und im Kampf gegen Drachen und Trolle zeigten. An den Wänden unterhalb der tonnenförmigen Deckenkonstruktion waren lange Reihen keilförmiger Zwergenrunen auszumachen, die vielleicht die Geschichte dieses Ortes erzählen mochten. Er würde es wohl nie erfahren.
Sie gelangten in eine Halle von beeindruckenden Ausmaßen, die von einem kränklichen Licht beleuchtet wurde. Es rührte von großen, steinernen Ölschalen in den Ecken her, über die nur schwach zuckende Flämmchen strichen. Der verdammte Sturm da draußen schien bis in die Halle vorgedrungen zu sein, denn Wände und Boden glitzerten weiß unter einer hauchdünnen Frostschicht.
»Bei den Knochen der Bergschrate!«, zischte der Narbengesichtige, »ohne Zweifel ist dieses geschuppte Biest hier eingedrungen. Doch wo ist es hin ? Die Tunnel, die hier von der Spiegelhalle aus abzweigen, sind zu niedrig für einen solchen Koloss.« Nur schemenhaft waren vier weitere Gänge zu erahnen, die von der Halle wegführten. Kai betrachtete indes die schwach brennenden Flammen, die über das Öl in den Schalen huschten, trat an eine der Steinwannen heran und streckte seine Hand aus. Jäh loderten die Flammen wieder auf und leckten gierig über die Wände.
Die beiden Zwerge fuhren angesichts des plötzlichen Feuerscheins herum und beobachteten den Zauberlehrling argwöhnisch. Kai deutete mit seinem Zauberstab von Feuerschale zu Feuerschale und sofort flackerten auch dort helle Flammen auf. Jetzt erkannte Kai auch, warum die Zwerge diesen Ort »Spiegelhalle« genannt hatten. Die Wände waren derart glatt geschliffen, dass sich alles im Raum hundertfach in ihnen spiegelte.
»Seid ihr sicher, dass wir es überhaupt mit einem Drachen zu tun haben?«, flüsterte der Zauberlehrling. Sorgenvoll starrten sich die Zwerge an und zuckten schließlich mit den Schultern.
»Finden wir es doch heraus«, grunzte der mit dem Narbengesicht.
»Dorthin!«, meinte der andere und deutete auf einen Gang mit verbogenen Fackelhaltern. Die Fackeln selbst lagen erloschen am Boden.
Kai blickte noch einmal zum Eingang zurück und dachte an Fi. Wie er sie kannte, würde sie sich nicht davon abhalten lassen, ihnen zu folgen, sobald sie wieder etwas bei Kräften war. Allerdings bestand diese Bergfestung vermutlich aus einem endlosen Labyrinth von Tunneln und Kammern. Sie würde Schwierigkeiten haben, sie zu finden, wenn Kai ihr nicht unauffällig einige Zeichen hinterließ.
Leise folgte er den Zwergen, die vor ihm herschlichen und sich immer wieder misstrauisch zu ihm umdrehten. Kai konzentrierte sich auf eine der erloschenen Fackeln und brachte sie dazu, in einiger Entfernung hinter ihm herzuschweben. Unauffällig und ohne sich dabei umzuwenden, ließ er sie ab und zu eine Markierung auf dem Boden anbringen.
In der Bergfestung herrschte erschreckende Stille. Offenbar war jeder Zwerg, der eine Waffe in den Händen halten konnte, nach draußen auf die Wehren kommandiert worden. Die Frauen und Kinder hatten die Zwerge ganz sicher in die Tiefe des Berges geschafft. Hin und wieder jedoch kamen sie an toten
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