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Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Schulter. Fi war natürlich ungleich eleganter aufgekommen. Sie war längst wieder auf den Beinen und versuchte, nach den Zügeln des verängstigten Rosses zu fassen. Doch es entzog sich ihr unter wildem Prusten und Schnaufen und brach auf einem seiner Hinterbeine fast ein. Unter großer Anstrengung kam es wieder hoch, bäumte sich laut wiehernd und mit weit gespreizten Flügeln vor ihnen auf und erstarrte schlagartig in dieser Haltung.
    Erschüttert wich Fi zurück, stolperte über eine Wurzel und stürzte in Kais Arme. Gemeinsam sahen sie dabei zu, wie sich das herrlich schimmernde Fell des Tieres mit einer Eisschicht überzog und sich über die dunklen Augen ein grauer Schleier legte. »Kai«, wimmerte Fi panisch. Sie hatte Tränen in den Augen. »Ich fühle es. Es ist die Feenkönigin selbst. Die Feenkönigin. Ihre Kraft versiegt. Jetzt gibt es keine Hoffnung mehr. Wir sind verloren. Alle.«
    »Was redest du da für einen Unsinn?«, entgegnete Kai aufgebracht. »Weißt du überhaupt, wovon du da sprichst?!«
    Ein heftiger Flügelschlag ließ ihn aufblicken, und Kai entdeckte Eulertin, der auf dem Rücken von Kriwa zu ihnen herabglitt.
    Kai versuchte Fi zu beruhigen, doch die krallte ihre Finger in seine Jacke und wiederholte immerzu ihre Worte, ganz so, als wäre sie betrunken.
    »Bitte Fi, komm zu dir!«
    Sie verstummte, doch noch immer bebten ihre Schultern. Kai streichelte ihr besorgt über die blasse Wange. »Ich verspreche dir, alles kommt wieder in Ordnung!« Fi schüttelte verzweifelt den Kopf.
    »An den Worten Fis könnte etwas dran sein«, sagte der Däumlingsmagier mit tonloser Stimme. Er war mit Kriwa neben ihnen auf der Erde gelandet.
    »Natürlich habe ich Recht«, schluchzte sie. »Die Feenkönigin ist mit dem Land und allem, was darin lebt, verbunden. Einige von uns Elfen glauben sogar, das Feenreich selbst führe ein magisches Eigenleben. Berchtis sei bloß seine Stimme und Verkörperung. Es ist gleich. Das Land stirbt. Was wir hier sehen ist die Kälte des Todes. Wenn es dafür noch eines Beweises bedurfte, dann war es das, was mit unserem Pferd geschehen ist.«
    Eulertin starrte das in bizarrer Pose erstarrte Tier an.
    »Ja, zurück in Berchtis' Reich wurde es offenbar von jenem Schrecken eingeholt, der auch alles andere hier verändert hat. Auch ich befürchte das Schlimmste.« »Dass die Feenkönigin tot ist?«, schrie Kai. »Ihr meint, alles sei umsonst gewesen ?« »Nein. Vielleicht. Es ist nur ...« Eulertin zuckte hilflos mit den Schultern. »Niemals!«, sagte Kai aufgebracht. Er rappelte sich auf und zog auch Fi unsanft auf die Füße. »Ich weigere mich, das zu glauben! Das kann einfach nicht sein. Ein Unglück mag hier geschehen sein, ja. Aber nicht so etwas. Los, kommt!«
    Kai packte seinen Zauberstab und eilte in jene Richtung, in der er das Zauberschloss gesehen hatte. Er spürte zwar ebenfalls kaltes Entsetzen, wenn er über Fis Worte nachdachte, doch er würde nicht so schnell aufgeben. Wut kam in ihm hoch. Und nur am Rande nahm er wahr, dass ihm Magister Eulertin, Kriwa und Fi folgten. Zornig kämpfte sich Kai durch das frostige Waldesdickicht hindurch, und so dauerte es nicht lange, bis er zwischen den Bäumen die Silhouette des prächtigen Feenschlosses erblickte. Einen Moment lang hielt er inne. Der Wald ging sanft in einen Schlossgarten mit alten, weit ausladenden Bäumen, farbenprächtigen Blumen, blühenden Hecken und glitzernden Wassergräben über, auf denen eingefrorene Seerosen schwammen. An manchen Büschen hingen Früchte, die wie bunte Edelsteine leuchteten, auch wenn ihr herrlicher Glanz jetzt von einer grauen Frostschicht getrübt wurde. Dieser Garten musste sonst ein zauberhafter Ort von magischer Schönheit sein, doch jetzt wirkte er kalt, erstarrt und tot.
    Obwohl das Schloss von Frost und Eis bedeckt war, übte es noch immer einen eigentümlichen Zauber auf ihn aus. Das hoch vor ihm aufragende Bauwerk mit seinen verspielten Türmen und Erkern bot einen Anblick, als wäre es einem Traum entsprungen. Es lag auf einem Hügel und besaß weder Burggräben, Wehrgänge noch andere Verteidigungsanlagen. Alles an ihm strahlte Schönheit, Anmut und Harmonie aus. Selbst die Mauern schimmerten zart wie Opale. War dieses Schloss denn überhaupt aus Stein erbaut worden ? Nirgendwo auf der himmelwärts strebenden Fassade waren Fugen zu erkennen. Das ganze Feenschloss wirkte vielmehr, als sei es ein ganz von Magie durchdrungenes Wesen; ein Gedanke, der noch von dem Umstand

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