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Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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abzuschießen.
    »Ich schätze, zum Kristallsaal«, antwortete Eulertin und schaute sich zweifelnd um. »Leider war ich erst ein einziges Mal in meinem Leben hier. Hinzu kommt, dass das Schloss ein gewisses Eigenleben besitzt, was es nicht leichter macht, sich hier zu orientieren.«
    »Was meint Ihr damit?«, fragte Kai erstaunt.
    »Ich will damit sagen«, erklärte Eulertin, »dass sich die Zimmer und Hallen des Feenpalastes ständig verändern.
    Beim letzten Mal befand sich hier an dieser Stelle eine prachtvolle Spiegelhalle.« »Wenn Ihr wünscht, helfe ich Euch, hochverehrter Magister«, quäkte gedämpft die nasale Stimme Levins. Kai, der die beiden Zwillinge vor lauter Aufregung fast vergessen hatte, kramte die Mondsilberscheibe wieder hervor. Zaubergegenstände waren von dem merkwürdigen Erstarrungseffekt offenbar nicht betroffen.
    »Ja, tu das, Levin. Führe uns!«
    Auf Weisung des Zwillings eilten sie auf eine der von der Empfangshalle abzweigenden Türen zu, gelangten über zwei Zimmer in eine prachtvolle Galerie, durchschritten einen Gartensaal mit hohen Scheiben aus Feenkristall, in dessen Regenbogenlicht ein Strauch mit goldenen Nüssen wuchs, und durchquerten einen Saal, in dem eine wundervolle Kristallharfe stand. Allem wohnte trotz des Frostes ein friedvoller Zauber inne, dem sich keiner von ihnen entziehen konnte. Hin und wieder stießen sie auf weitere Bewohner des Schlosses. Wichtel, Gnome, Menschen, Elfen und Zwerge. Wie graue Statuen standen sie in den Gängen. Offenbar hatte sie das Unglück völlig unerwartet getroffen. Kai erinnerte all dies an die Schreckensszenerie auf Asmus' Galeere. »Ich befürchte, wir sind da«, wisperte Levin unheilvoll. »Dort vorn ist der Kristallsaal.« Sie hatten eine gewaltige Halle erreicht. Von der Decke hing ein prachtvoller Lüster aus Gold und Kristall, der trotz des grauweißen Kälteschleiers, der auf allem lag, noch immer funkelte, ganz so, als ob die Sterne des Nachthimmels in ihm eingefangen wären. Kai, Fi und Magister Eulertin blickten auf ein imponierendes Doppelportal, dessen weiß schimmernde Flügel weit geöffnet waren. Als sie eintraten, wurden sie von gleißendem Licht geblendet. Der prächtige Saal bestand durch und durch aus bunt schimmerndem Feenkristall. Die lichte Bogendecke wurde von kristallinen Arkadenpfeilern gestützt, die aussahen, als wären gläserne Stalagmiten und Stalaktiten zusammengewachsen. Inmitten des Saals stand ein ovaler Kristalltisch, durch den sich ein tiefer Riss zog. Um ihn herum saßen, erstarrt unter einem hauchdünnen Schneeüberzug, Menschen, Wichtel und Gnome. Ihre Zauberstäbe, Hüte und Gewänder wiesen sie zweifelsfrei als Magier aus. Und noch immer zeugten ihre froststarren Mienen und Gebärden davon, dass das Unglück sie völlig überraschend getroffen hatte. Doch den niederschmetterndsten Anblick bot jene Gestalt an der Stirnseite der Halle. Denn dort schwebte geistergleich die majestätische Gestalt einer wunderschönen Frau mit langen, honiggelben Haaren. Eisblaues Licht umflorte sie und auch sie war wie eingefroren. Berchtis!
    Kai und Fi rannten quer durch den Saal. »Bei den Träumen meines Volkes!«, klagte Fi. »Ich wusste es.«
    Bei näherem Hinsehen entdeckten sie, dass Berchtis' Körper in Abertausende Eis- oder Kristallsplitter zersprungen war, die bläulich schimmerten. Berchtis Augen waren starr auf das Eingangsportal gerichtet und die Überraschung in ihrem Blick war deutlich zu lesen.
    »Bei allen Schicksalsmächten!«, murmelte Magister Eulertin betroffen und schwebte zum Antlitz der Feenkönigin empor. Bang blickten ihm Kai und Fi nach, während der Magier seinen Stab schwang und eine komplizierte Entzauberungsformel murmelte. Ohne Erfolg.
    »Ist sie ... tot?«, fragte Kai zaghaft.
    »Nein«, erklärte der Magister nach einer Weile. »Es ist so, wie ich vermutet habe. Sie ist noch immer um uns und sie versucht, uns zu erreichen. Ich fühle es. Es liegt ein Fluch oder Zauber auf ihr. Aber es handelt sich um eine mir unbekannte, völlig fremde Magie, alt und archaisch. Noch nie habe ich Derartiges erlebt.«
    »Ja, ich spüre sie ebenfalls«, flüsterte Fi ergriffen und legte sich die Hand auf die Brust, so als wolle sie sich ihres Gefühls vergewissern. »Sie kämpft. Doch sie vermag sich uns nicht mitzuteilen.«
    »Los«, fuhr Eulertin seine beiden Begleiter an. »Schaut nach, ob ihr irgendwelche Spuren findet! Wir müssen herausfinden, was hier geschehen ist.«
    Kai und Fi liefen los.

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