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Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme

Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Felswand, in deren Gestein der Abdruck einer gewaltigen Drachenpranke zu sehen war.
    »Pelagors erster Schlag«, murmelte Fi ergriffen. Sie deutete auf den imposanten Prankenabdruck. »Die Legende besagt, dass Pelagor das heimliche Eindringen von Sigur Drachenherz bemerkte, sich aber schlafend stellte, um ihn seinerseits zu überraschen. Als Drachenherz zu seinem ersten Streich ausholte, schlug Pelagor zu. Doch Drachenherz schaffte es auszuweichen. Stattdessen traf Pelagors Hieb den Fels. Er war so stark, dass der ganze Berg erbebte. Und dann begann ein Zweikampf, der drei Tage dauerte.«
    Kai musterte den Prankenabdruck und stellte sich den Kampf gegen den einstigen Drachenkönig vor. Er hatte Pelagor kennengelernt. Der Drachenkönig selbst war es gewesen, der ihn mit zum Feuermagier geweiht hatte. Aber ein Kampf, der drei Tage dauerte ? Unmöglich. Sicher war das nur eine Legende.
    Viel mehr interessierte Kai der Sarkophag. Auch auf seinem Deckel befand sich die Darstellung eines schlafenden Ritters, der ein Schwert in den Händen hielt. Olitrax hatte sich auf ihm niedergelassen. Kai musterte den kleinen Drachen argwöhnisch, der neugierig am Gestein des Sarkophagdeckels kratzte. Olitrax wirkte wieder so verspielt und tapsig wie immer.
    »Sieh«, rief Fi aufgeregt. »Es ist so, wie ich dir gesagt habe. Auf dem Deckel befindet sich die Weissagung. Sie ist auf Elfisch abgefasst.«
    Kai hob die magische Fackel und warf einen Blick auf die kunstvoll geschwungene Schrift. »Bitte, Fi, übersetze es mir.«
    Wisset, Hüter, die ihr im Lichte wandelt, dass einst die Nacht sich wird erheben im Land wo Mensch und Elfen leben, Dann lauscht auf des Grabes Weisung, und hört auf der Toten Preisung. Horcht und gehorcht.
    Wisset, Hüter, die ihr im Lichte wandelt, dass auf dem Berg von Drachenglut der Elben letzte Hoffnung ruht. Brennt heiß, die Flamme ewiglich, nehmt den Stern, webt Mondeslicht. Seht des Lichtes ungeträumte Träume.
    Wisse, Hüter, der du im Lichte wandelst, dass der Nebel aus dem Albenland überzieht die Welt mit Weltenbrand. Dann wird die Letzte Flamme brennen, nichts sie mehr vom Schatten trennen. Ersticke sie, sonst erstickt das Licht.
    Fis Worte verhallten und Kai musste sich an seinem Zauberstab festklammern, um nicht zitternd niederzusinken. Diese Weissagung war nicht viel besser, als die der Schicksalsweberinnen. Dort hieß es, dass die Letzte Flamme unterliegen würde. Und er war die Letzte Flamme. Die Feenkönigin hatte versucht, ihm Hoffnung zu machen, doch auch diese Weissagung versprach ihm kein besseres Schicksal. Mehr noch, sie forderte regelrecht seinen Tod, wenn das Licht siegen sollte.
    »Warum?«, krächzte Kai. »Verdammt, welche Gefahr geht von mir aus, dass man mich ersticken soll? Irgendwas muss mit mir sein, was ich noch nicht weiß. In der anderen Prophezeiung heißt es, ich würde den Keim des Schattens längst in mir tragen. Von Falkenhain wollte ihn mir sogar austreiben. Ich verstehe einfach nicht, was damit gemeint sein soll.«
    »Kai, hör auf, an dir zu zweifeln.« Fi kam zu ihm und nahm liebevoll seine Hand. »Der Glyndlamir hätte dich niemals zu seinem Hüter bestimmt, wenn du die Schatten im Herzen trügest. Und diese Weissagung stammt, nach allem was ich weiß, von Sigur Drachenherz selbst. Welche Mächte sich ihm auch offenbart haben, sicher hatten sie Gutes im Sinn. Dann aber muss sie rätselhaft bleiben, damit die Schattenmächte keinen Vorteil daraus ziehen können.«
    Kai atmete tief ein und gewann langsam wieder seine Fassung zurück. Fis Worte machten ihm Hoffnung, auch wenn ein letzter Zweifel blieb. Wieder einmal war er dankbar, dass sie an seiner Seite war.
    »Also«, sprach Fi aufmunternd. »Was tun wir jetzt? Immerhin ist der mittlere Teil der Weissagung relativ eindeutig und entspricht auch in etwa dem, was mir meine Mutter gesagt hat. Wir müssen die Ewige Flamme entzünden, ich muss das Mondlicht weben und dann ... wir werden sehen.«
    »Na gut.« Kai atmete tief ein. »Ist wohl besser, ich verhalte mich endlich wie ein Zauberer. Wir gehen so vor, wie es Magister Eulertin tun würde: Wir benutzen unseren Verstand. Mir ist da nämlich etwas aufgefallen.« Er beugte sich über den Sarkophag und tippte auf die ersten Worte der Inschrift. »Steht da wirklich >Wisset, Hüter