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Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme

Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Bergflanke empor. »Der Sonnenrat erwartet uns.«

Die Inschrift
    Kai zog sich über die Kante des Plateaus und blieb erschöpft liegen. Er hatte sich während des Aufstiegs schmerzhafte Pässe an den Händen zugezogen, zweimal wäre er fast in die Tiefe gestürzt und der Schweiß lief ihm in Strömen den Rücken hinunter. Wenigstens war ihm jetzt warm, und auch sein Ablenkungsmanöver schien zu funktionieren. Obwohl er inzwischen wieder normal sah, war er davon überzeugt, dass sich kein Schattenelf an ihre Fährten geheftet hatte.
    Olitrax watschelte auf ihn zu und stupste ihn mit seinen Nüstern an. Der kleine Drache befand sich in Begleitung Fis. Die Elfe reichte Kai die Hand und half ihm auf. »Komm schon, hoch mit dir.«
    Kai, der beim besten Willen nicht verstand, wie Fi solche Strapazen immer wieder so schnell wegsteckte, betrachtete nun erstmals den einstigen Sonnenrat. Der Anblick war niederschmetternd.
    Vor ihm erstreckte sich eine Ruinenlandschaft aus geborstenen Mauern, eingestürzten Säulen und ausgehöhlten Fundamenten, zwischen denen die feuchte Höhenluft zu Nebeln gerann. Kai hatte hier oben nur die Überreste einer lichten Ratshalle erwartet, doch die Ruinen zeugten von einer weitläufigen Palastanlage mit unzähligen Gebäuden und Terrassen, deren einstige Pracht man nur noch erahnen konnte. Die herumliegenden Steinquader waren mit kunstvollen Abbildungen von Pflanzen und Tieren übersät. Hin und wieder streifte sein Blick zersprungene Reliefs, auf denen Magier und Elfen dargestellt waren, die Zauberstäbe, Bücher und Pergamentrollen in den Händen hielten.
    »Hier haben sich einst Schulen, Gärten und Bibliotheken befunden«, flüsterte Fi, die ihren Bogen noch immer im Anschlag hielt. »Elfen und Menschen versuchten, auf dem Feuerberg ihren Traum von einem friedlichen Zusammenleben zu verwirklichen. Morgoya hat diesen Traum in nur einer Neumondnacht zerstört.«
    Vorsichtig durchquerten sie das Trümmerfeld, und das einzige Geräusch, das sie hörten, war das Säuseln des Windes, der klagend über die Mauerreste strich. Sie kletterten über Schutthügel hinweg, kamen an einer ehemaligen Zisterne vorbei und passierten ein zerstörtes Tor, an dessen Spitze sich einst eine prachtvoll mit Blattgold überzogene Sonnenuhr befunden hatte. Ihr verbogener Zeiger ragte wie ein mahnender Finger vor ihnen auf, als wollte er den Sieg der Schatten über das Licht beklagen. Kai mochte gar nicht daran denken, welches Wissen mit dem Untergang des Sonnenrates verloren gegangen war. Da fiel ihm auf, dass sich inmitten des Plateaus sechs monolithische Felsen aus dem Dunst erhoben.
    »Was ist das da hinten?«, flüsterte er.
    »Dort brannte einst die Ewige Flamme«, erklärte Fi. »Komm, ich zeige dir den Ort. Aber sei vorsichtig, dort haben Morgoyas Schergen damals auf mich und Gilraen gelauert.«
    Die Elfe führte ihn an zerbrochenen Säulen vorbei auf die Menhire zu. Sie ragten haushoch zum Himmel auf und vermittelten den Eindruck, als stützten sie die dunkle Wolkendecke. Sie waren mit archaischen Runen und Petroglyphen übersät, unter denen Kai immer wieder die Symbole für Feuer erkannte. Außerdem war das dunkle Gestein mit auffallend hellen Splittern durchzogen.
    »Herrje, das ist Titanenerz«, murmelte er, während sich Olitrax unruhig auf seinem Arm bewegte und schnaubte. »Diese Pfeiler standen mit Sicherheit schon hier, als der Sonnenrat gegründet wurde.«
    Aufmerksam besah er sich den kreisrunden, gepflasterten Platz in der Mitte der Monolithen, den seine Erbauer mit einem großen Bodenmosaik geschmückt hatten. Obwohl ein geisterhafter Bodennebel über die Mosaiksteine kroch, konnte er deutlich sehen, dass hier, von Flammen umkränzt, Sigur Drachenherz abgebildet war, der erbittert gegen den Drachenkönig Pelagor stritt. In der Mitte des Areals aber prangte ein Loch im Boden, das ringförmig von dunklen Bodenplatten umgeben war. Auch diese bestanden aus Titanenerz und waren ebenso wie die Monolithen um sie herum älter, als alles andere hier.
    Der Berg hütete ohne Zweifel ein Geheimnis.
    Fi sah sich nach etwaigen Gegnern um und entspannte sich langsam. »Du siehst, die Ewige Flamme ist erloschen.«
    Kai nickte nur und betrat den Platz. Der milchige Dunst zerfaserte unter seinen Schritten und er entdeckte im bunten Gestein die Abdrücke von Pranken und Klauen. Kai hatte nicht vergessen, dass Morgoya einen Schwärm Dämonen auf die Mitglieder des Sonnenrates gehetzt hatte. Waren das ihre

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