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Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme

Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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seltsam, denn zu Anfang des drittens Verses hast du >Wisse, Hüter< übersetzt. Verstehst du. Da war vom Hüter des Lichts in der Einzahl die Rede.«
    »Hm, stimmt«, murmelte Fi. »Doch die Weissagung ist alt und wer weiß, ob man sie nicht nachträglich auf das Grab gemeißelt hat. Vielleicht ein Übertragungsfehler.« »Was aber, wenn nicht? Das Einhorn in meinen Träumen erklärte mir, dass ihr Elfen mit Glynmeithyr auch die Paladine des Unendlichen Lichts bezeichnet. Jene, die die Feen >Kinder des Unendlichen Lichts < nennen!«
    Fi runzelte die Stirn. »Du meinst, das ist kein Zufall?«
    Kai wischte aufgewühlt den Staub von der alten Schrift. »Nehmen wir einmal an, diese Weissagung wurde absolut korrekt übertragen. Dann könnte das ein Hinweis darauf sein, dass ihr eine verborgene Botschaft innewohnt. Vielleicht müssen wir alles an ihr sehr wörtlich nehmen. Ich meine, es ist ja möglich, dass sich die ersten beiden Verse tatsächlich an die Hüter des Glyndlamirs richten. In diesem Fall also an uns beide. Aber was ist dann mit dem dritten Vers?«
    »Du meinst, er beinhaltet eine versteckte Aufforderung, die nur an dich gerichtet ist?« »Ich stelle bloß Fragen, Fi. Aber die Feenkönigin und auch das Einhorn haben keinen Zweifel daran gelassen, dass ich ein Glynmeithyr, ein Kind des Unendlichen Lichts, bin.«
    Eine Weile herrschte Schweigen zwischen ihnen, das Kai brach, indem er sich wieder dem ersten Vers zuwandte. »Und da ist noch etwas Merkwürdiges. Bitte lies mir die letzten drei Zeilen dieses Verses noch einmal vor.« Fi tat ihm den Gefallen.
    Dann lauscht auf des Grabes Weisung, und hört auf der Toten Preisung. Horcht und gehorcht.
    »Was soll damit sein?«, endete sie.
    »Es sind die verwendeten Wörter, die mich stören«, meinte Kai. »Lauschen. Hören. Horchen. Ich meine, hier spricht schließlich niemand zu uns. Vor allem dieses >Horcht und gehorcht <. Findest du das nicht seltsam?«
    »Du meinst nicht, dass all das einfach nur die Eindringlichkeit der Weissagung unterstreichen soll?«
    »Vielleicht. Aber was, wenn das ebenfalls wörtlich zu verstehen ist? Was, wenn wir tatsächlich genau horchen müssen, um des Grabes Weisung zu verstehen?« »Wir sollen einem Toten lauschen?« Fi baute nachdenklich ihren Bogen vor sich auf. »Sollen wir etwa das Grab von Sigur Drachenherz schänden?«
    »Nein, ich denke, das ist nicht damit gemeint.« Kai sah sich aufmerksam in der Höhle um. »Es war von >den Totem die Rede. Wer auch immer damit gemeint ist.« Bedeutungsvoll legte er seinen Finger auf die Lippen und gemeinsam lauschten sie in die Stille hinein. Selbst Olitrax, der noch immer auf dem steinernen Sarg hockte, gab keinen Mucks von sich. Doch es war nichts zu hören. In der Höhle war es buchstäblich grabesstill.
    »Vielleicht habe ich mich auch geirrt«, seufzte Kai nach einer Weile.
    »Nein, Kai. Nicht unbedingt.« Fi wirkte aufgeregt. »Rufe Quiiiitsss. Wenn jemand die Stimmen von Toten hören kann, dann sicher er.«
    Aber natürlich, warum war er da nicht selbst drauf gekommen?
    Es dauerte eine Weile, bis sich der schreckliche Nebelleib des Poltergeists vor ihnen manifestierte. Sein transparenter Körper zerfaserte immerzu wie Rauch im Wind. »Quiiiitsss, wir brauchen deine Hilfe.«
    »Ich habe es gehört, junger Herr«, wimmerte Quiiiitsss. »Ihr habt es sicher vergessen, aber ich bin stets an Eurer Seite. Aber muss das wirklich sein? Dieser Ort ist nicht gut für mich. Er bereitet mir Schmerzen.«
    »Schmerzen?« Kai sah den Poltergeist fragend an.
    »Ja, mein junger Herr. Es ist, als würden immerzu Klauen an mir reißen. Ich schätze, ich dürfte gar nicht hier sein. Sie heulen und sie tun mir weh.«
    »Quiiiitsss, hörst du auch Stimmen? Sagen sie etwas?«
    »Wirklich, junger Herr. Es wäre mir lieber, wenn ...«
    »Quiiiitsss, bitte. Reiß dich zusammen. Wir müssen unbedingt wissen, ob du Stimmen hörst.«
    Der Poltergeist verzog seine dunklen Schlieraugen und schien angestrengt zu lauschen. »Ja«, raunte er nach einer Weile. »Da ist tatsächlich etwas. Ojeee ... Jetzt weiß ich es.« Quiiiitsss ächzte. »Alte Seelen, mein junger Herr. Sehr alte Seelen. Außerordentlich machtvoll. Sie drohen mir und ... sie rufen nach Euch.«
    »Nach mir?« Kais Finger schlossen sich fester um den Zauberstab.
    »Da ist von Drachenfeuer die Rede«, wehklagte Quiiiitsss, der sich nun gepeinigt die Geisterarme vor den Kürbisschädel hielt. »Und von einer Spur der Ihr folgen sollt.«

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