Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme
»Drachenfeuer?« Kai drehte sich zu Olitrax um. »Komm mein Freund, ich glaube, ich brauche dich.«
Der kleine Drache stieg auf und segelte zu ihm.
»Also«, forderte ihn Kai auf. »Spuck dein Feuer.«
Olitrax musterte ihn aufmerksam, öffnete sein Maul und spie eine helle Flamme in die Dunkelheit. Kai wartete ab, doch es geschah nichts.
»Nicht so, Kai.« Fi deutete zu der Felswand, auf der der Prankenabdruck Pelagors zu sehen war. »Wenn es hier eine Spur gibt, dann diese.«
Kai umrundete den Sarkophag und trat an den eigentümlichen Abdruck in der Felswand heran. »Versuche es noch einmal, Olitrax.«
Abermals spie der kleine Drache sein Feuer. Nur zielte er diesmal auf den Prankenabdruck. Olitrax' Drachenfeuer brach sich an den Kanten des Gesteins und erlosch. Im gleichen Moment begann der Abdruck im Fels zu glühen. Das Strahlen wurde immer heller. Fi gab einen Laut des Staunens von sich. Kai trat vorsichtshalber zurück, bis er den Sarkophag von Sigur Drachenherz im Rücken spürte. Es knackte und knirschte und plötzlich tat sich ein Riss in der Wand auf. Mit einem mächtigen Rumpeln, das laut von den Wänden der Höhle hallte, schoben sich mächtige Gesteinsquader auseinander und gaben einen verborgenen Eingang frei. Er war so gewaltig wie ein Scheunentor und ein Strom warmer Luft blies Kai entgegen.
»Beim Traumlicht!« Fi strahlte hoffnungsvoll. »Ich wette mit dir, dass wir kurz davor stehen, ein Geheimnis zu lüften, von dem kein Mitglied des Sonnenrates je etwas geahnt hat.« Feierlich wandte sie sich an Quiiiitsss, der noch immer wie zerrissenes Segeltuch neben einem Tropfstein schwebte. »Danke, Quiiiitsss. Jetzt bin ich davon überzeugt, dass es für dich Hoffnung gibt.«
»Wie meint Ihr das, mein junge Dame?« Der Poltergeist blickte sichtlich verwirrt auf die Elfe herab.
»Begreifst du denn nicht?« Fi lächelte. »Ohne dich wäre es uns nicht möglich gewesen, der Anweisung Folge zu leisten. Glaubst du ernsthaft, das war Zufall?« »War es nicht?«, raunte Quiiiitsss verwirrt.
»Nein«, gab sich Fi entschlossen. »Nicht der Schatten, das Unendliche Licht hat dir den Weg bis hierher geebnet. Trotz deines Fluches webt es noch immer an deinen Schicksalsfäden. Es hat dich nicht aufgegeben.«
Sprachlos starrte Quiiiitsss auf sie herab.
»Also, vermassle es nicht«, rief Kai, der nun endlich wissen wollte, wohin sie der Gang führen würde. Olitrax fauchte und sauste voran in die Dunkelheit. Kai folgte ihm.
Feuer & Traum
Ein warmer Luftzug strich beständig über ihre Haut, während Kai und Fi der breiten Gangwindung in den Berg hinein folgten. Die Elfe hielt nun wieder ihre leuchtende Glaskugel hoch, dennoch reichte ihr Licht kaum aus, den immer breiter werdenden Tunnel auszuleuchten. Hin und wieder mussten sie Geröll aus dem Wege gehen, das im Laufe der Jahrhunderte von der Decke gestürzt war, doch beständig ging es weiter in die Tiefe.
»Sieh nur, das dürften Drachenspuren sein!« Kai deutete zu Decke und Wänden, an denen gelegentlich Schrammspuren wie von Krallen zu sehen waren. Ohne Zweifel war der Felstunnel an diesen Stellen künstlich erweitert worden. Der Gang war dadurch überall so hoch, dass sich ein Drache darin ohne Probleme bewegen konnte. Schließlich weitete sich der Tunnel. Zu ihrem Erstaunen erreichten sie jetzt einen Höhlenzugang, in dem links und rechts kolossale Knochentürme aufragten. Das waren Drachenskelette !
Die beinernen Ungetüme wirkten überaus bedrohlich, und durch die Art, wie die toten Drachen ihre fleischlosen Krallen gespreizt hielten, haftete ihnen etwas von Wächtern an, die sie davor warnen wollten weiterzugehen.
Kai nahm entschlossen Fis Hand und gemeinsam schritten sie zwischen den Gebeinen der Feuerechsen hindurch. Sie erreichten eine erzene Rampe, die in eine Höhle führte, die so gewaltig war, dass sie den Schein ihrer Lichter einfach verschluckte. Der warme Wind war hier besonders stark und rüttelte leicht an ihrer Kleidung.
»Meine Güte«, wisperte Fi und ihre Stimme erzeugte einen seltsamen Hall. »Wo sind wir hier?«
Kai beschwor einige Feuerwusel herauf und befahl ihnen, sich zu großen Glutgebilden aufzublähen, die er in die Finsternis schickte. Nach und nach wurde die riesige Kaverne von ihrem Flackerlicht ausgeleuchtet und enthüllte große Felspfeiler natürlichen Ursprungs, die die Decke stützten. Die Kaverne besaß gut und gern die Ausmaße des Hafenbeckens von Hammaburg. Staunend sahen sie sich um. Überall am Grund
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