Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme
Zauberstab, doch Fi hielt ihn zurück.
»Wage es ja nicht, hier dein Feuer einzusetzen«, wisperte sie. »Dann haben wir sie gleich alle am Hals!«
Kai hörte die Sehne ihres Bogens surren. Ein überraschtes Jaulen hallte gedämpft durch den Nebel und nur wenige Schritte von ihnen entfernt schlug ein schwerer Körper auf. Kai starrte beklommen zu dem hell leuchtenden Umriss, der vor ihnen auf dem Waldboden lag. Die verrenkte Gestalt mit ihren Krallenhänden hatte kaum noch etwas Elfisches an sich. Der andere Schattenelf zog sich sogleich hinter einen Baumstamm zurück, doch als er seinen Kopf wieder hervorstreckte, schoss Fi einen weiteren Pfeil ab. Getroffen stürzte auch er zu Boden. Ein geisterhaftes Rauschen wie von Blättern, die der Wind aufwirbelte, hallte durch den unheimlichen Krüppelwald. Kai ahnte, dass sie irgendwo in den Bäumen über sich einen Schwärm Funkenschmetterlinge aufgeschreckt hatten.
Fi zog ihn schnell mit sich hinter eine Baumwurzel und bedeutete ihm, die Augen zu schließen. Er tat es und bedeckte vorsichtshalber auch Olitrax' Kopf mit seiner Hand. Erst als das eigentümliche Rauschen verebbte, wagten sie es wieder, ihre Augen zu öffnen. Unruhig sahen sie sich nach neuen Gefahren um.
»Keine Bange, junger Herr«, wisperte Quiiiitsss mit seiner Grabesstimme. Der Poltergeist war nur als blau wabernder Schatten zu erahnen. »Ich hätte Euch schon gewarnt, wenn sich Euch in der Zwischenzeit ein weiterer Schattenelf genähert hätte.« »Danke«, murmelte Kai erleichtert. Dennoch hatte er das Gefühl, dass der Poltergeist ihnen nur deswegen so aufmerksam zur Seite stand, weil Quiiiitsss Angst davor hatte, bei ihrem Scheitern für immer und ewig an das Tal gefesselt zu bleiben. »Weiter«, kommandierte Fi mit tonloser Stimme. Es musste ihr sehr schwergefallen sein, auf zwei ehemalige Angehörige ihres Volkes zu schießen.
Unter Fis Führung durchquerten sie den Wald. Dann, endlich, erreichten sie die Flanke des Feuerberges.
»Ich befürchte unser kleiner Plan hat eine Schwachstelle«, flüsterte Fi. Kai konnte erkennen, wie sie den Höhenzug emporspähte. »Wenn wir da hochklettern, sind wir spätestens jenseits der Baumwipfel für jeden unserer Gegner sichtbar« Kai überlegte. »Was hältst du von einer Ablenkung? Ich könnte im Wald einen Brand entfachen. Das wird diese Schattenelfen vielleicht eine Weile davon abbringen, den Berg im Auge zu behalten.«
»Willst du etwa einen deiner Feuerbälle schleudern? Unmöglich. Dann sieht man uns. Außerdem müsstest du den Brand an einem möglichst weit entfernten Ort auslösen.« »Warte, lass mich etwas überprüfen.« Kais Plan sah vor, einige Irrlichter zu beschwören, doch noch nie hatte er ausprobiert, wie weit von ihm entfernt er sie herbeirufen konnte. Er schloss die Augen, öffnete sich der Quelle seiner Magie und stolperte rücklings gegen einen der Baumstämme. Die arkane Pforte zu den elementaren Mächten öffnete sich in ihm wie eine gewaltige Schleuse, und er fühlte eine ungeheure Wärme in sich aufsteigen. Noch nie hatte er das Gefühl gehabt, dem Feuer in sich so nahe zu sein. Mehr noch, er spürte, dass er erst einen Zipfel dieser Macht zu fassen bekommen hatte.
»Bei allen Moorgeistern«, keuchte er verblüfft. »Fi, das ist unglaublich. Um uns herum wirkt eine Magie, wie ich sie noch nie gespürt habe.«
»Der Feuerberg«, meinte Fi. »Hast du vergessen, dass die Sonnenmagier hier fast eintausend Jahre lang ihre Magie gewoben haben ?«
»Ja, vielleicht«, sprach Kai leise. »Aber ich glaube, hier geht noch etwas anderes vor sich. Etwas, was noch älter ist. Etwas, was vielleicht erklärt, warum sogar Pelagor hier einst seinen Hort errichtet hatte. Warte ...«
Kai setzte Olitrax ab, schulterte entschlossen seinen Rucksack und kletterte den Berg so weit empor, bis er knapp über die Wipfel hinweg zum Talrand spähen konnte. Er hob seinen Zauberstab. Sein Geist spannte sich und er spürte, wie sich sein magischer Wille fast bis zum Rand des Talkessels dehnte. Entschlossen beschwor er in der Ferne gleich ein Dutzend Irrlichter herauf. Er konnte die Elementarwesen nicht sehen, aber der helle Schein, der am Rande des blauen Waldes entflammte, verriet ihm, dass seine Beschwörung Erfolg gehabt hatte. Kai lachte still und fühlte sich von der Macht, die ihn an diesem Ort erfüllte, wie berauscht.
»Hoffen wir, dass dein Trick Erfolg hat. Und jetzt los!« Fi eilte an ihm vorbei und kletterte flink wie eine Katze an der
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