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Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme

Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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dem Rücken verschränkten Armen an der Reling und starrte selbstbewusst zu den Drachenschiffen hinüber, die unter kraftvollen Riemenschlägen an ihnen vorbei dem offenen Meer entgegenruderten.
    Kai konnte die Anspannung, die sich unter den Schmugglern breitmachte, fast körperlich fühlen. Doch ganz so, wie Koggs es vorhergesagt hatte, nahmen die Soldaten keine weitere Notiz von ihnen.
    Als sie die breite Hafeneinfahrt erreichten, musste sich Kai anstrengen, um in dem alles beherrschenden Zwielicht überhaupt noch etwas zu erkennen. Auf dem Stadtgebiet jenseits der Flutmauern waren nun ebenfalls Lichter entzündet worden. Die Laternen, Tranlampen und Ölschalen flackerten und erschufen im aufsteigenden Abendnebel trübe Lichtinseln, die die Hafenkulisse nur unzureichend erleuchteten. Wächter mit langen Hellebarden spähten wachsam von den Zinnen der Türme auf sie herab, und auch hinter den Schießscharten der Wehren waren Bewegungen auszumachen. Koggs stand längst wieder hinter der Ruderpinne und lenkte sein Schiff zwischen den beiden hohen Hafentürmen Albas hindurch, so als wäre dies die selbstverständlichste Sache der Welt. Kai bewunderte den Klabauter für seine Kaltblütigkeit und blickte sich argwöhnisch um. Zu seiner Überraschung waren hier nur vergleichsweise wenige Schiffe vertäut. Die Nebelhexe schien alles, was zur Beförderung von Truppen taugte, über das Nordmeer geschickt zu haben. Stattdessen bestimmten verrottende Kräne, schiefwinklige Speicher, Häuser mit eingefallenen Schindeldächern und leere Docks das Hafenbild. Die beiden Türme lagen kaum hinter ihnen, als wütendes Gebrüll Kais Aufmerksamkeit fesselte. Auf der Backbordseite, nur drei Mastlängen von ihnen entfernt, ragte der obere Teil eines hausgroßen Eisenkäfigs aus den Fluten. Innerhalb des Käfigs schäumte und gurgelte das Wasser, und einen Moment lang glaubte Kai eine gewaltige Schwanzflosse zu erkennen, die gegen die Gitterstäbe schlug.
    Kai stolperte hinüber zu Koggs und deutete fassungslos auf das Untier, das zwischen den Eisenstreben gefangen war. »Bei allen Moorgeistern, Koggs, was ist das da hinten?« »Eine gefangene Seeschlange«, knurrte der Klabauter. Hastig sorgte er dafür, dass Kai seinen Arm wieder senkte. »Morgoyas Kreaturenfänger richten diese Bestien für den unwahrscheinlichen Fall ab, dass der Hafen angegriffen wird. Und glaube ja nicht, dass das die einzigen Kreaturen sind, die hier im Stadtgebiet ihr Unwesen treiben. Besser, du gewöhnst es dir schnell ab, deine Unwissenheit so öffentlich zu zeigen. Sonst haben wir bald ein Problem.« Kai wurde rot und hoffte, dass ihm der Klabauter dies in der Dunkelheit nicht ansah. Der lenkte sein Schiff inzwischen an einer Uferzeile mit hohen Speichern vorbei. Ein mit Tranlampen und Laternen auffallend ausgeleuchtetes Hafenbecken kam in Sicht, in dem eine große, pechschwarze Galeere mit drei Masten vor Anker lag. Ihr Bug lief in einem gewaltigen Rammdorn aus.
    Sofort war die Seeschlange vergessen. Selbst Koggs verengte die Augen. Offenbar hatte auch er noch nie ein solch imposantes Kriegsschiff gesehen. Im allgegenwärtigen Dunst war zu erkennen, dass die Galeere an Bug und Heck turmhohe Aufbauten besaß, auf denen riesige Wurfmaschinen montiert waren. Auf beiden Seiten des Schiffes stachen die Riemen gleich zweier übereinanderliegender Ruderreihen aus dem Schiffsrumpf. Die mit Eisenschilden verstärkte Reling besaß in regelmäßigen Abständen Aussparungen, hinter denen die Lafetten schwerer Torsionsgeschütze zu erahnen waren. Immer wieder drangen aus dem Nebel Peitschenhiebe zu ihnen herüber. Während unzählige Arbeiter das Schiff aufmunitionierten, wurde eine große Kolonne angeketteter Rudersklaven auf das Kriegsschiff zugetrieben.
    »Hol mich doch der Seeteufel«, fauchte Koggs. »Das muss die geheimnisvolle Seekrake sein.«
    »Die Seekrake?«, wisperte Kai beeindruckt.
    »Ja«, zischte der Klabauter. »Seit Jahren hört man Gerüchte über eine im Bau befindliche Geheimwaffe der Nebelhexe, mit der sie endgültig das Nordmeer kontrollieren will. Ein Schiff mit einer Feuerkraft, die selbst eine mehrköpfige Hydra in die Flucht schlagen würde. Das Schiff gibt es also wirklich.«
    Das Hafenbecken mit der schwarzen Galeere geriet nun wieder außer Sicht, doch Kai bemerkte, dass Koggs immer wieder zurückblickte und zornig mit den Zähnen knirschte. Endlich erreichten sie einen Liegeplatz, auf dem trotz des Nebels dicke, gusseiserne Poller zu erkennen

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