Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme
sind das überhaupt für Gefangene ?«
»Sie sind für Schwarzmantel bestimmt«, rasselte Dystariel und blickte sich zu den Ausgängen um. »Ist die Rattengrube weit entfernt?«
»Nein, gleich da hinten.« Der Foltermeister deutete auf einen der weiterführenden Gänge.
»Na, dann werden die Nager heute viel zu tun bekommen.« Dystariel fuhr unerwartet ihre sichelförmigen Krallen aus und rammte sie einem ihrer beiden Führer in die Brust. Bevor seine überraschten Kameraden reagieren konnten, schlug sie einem weiteren der Soldaten die Reißzähne in den Hals. Einem Dritten sichelte sie mit ihrem Schwanz die Beine weg, sodass dieser schwer zu Boden stürzte. Die erschrockenen Gegner schrien auf und zogen ihre Waffen. Kai nestelte verzweifelt an seinem Knoten, während sich Koggs und Fi längst befreit hatten. Die Elfe warf einen Dolch mit einer blitzschnellen Bewegung nach dem Zwerg und sprang anschließend den am Boden liegenden Soldaten an, während Koggs kurzerhand nach dem Schürhaken im Kohlebecken griff und mit heftigen Hieben auf den schwachsinnigen Folterknecht eindrosch. Als Kai endlich einen Feuerball heraufbeschworen hatte, war der Kampf längst entschieden. Dystariel hockte mit gefletschten Zähnen über dem vierten Soldaten und zog ihre Krallen aus seinem Harnisch. Für Kai sah sie in diesem Moment wie ein finsterer Rachegeist aus. Koggs und Fi hatten ihre Gegner inzwischen ebenfalls bewusstlos geschlagen. Einzig der Zwerg hockte verwirrt am Boden und tastete nach dem Dolch in seiner Schulter. Ungläubig starrte er die Gruppe an, die wie eine Urgewalt über ihn und die Soldaten hereingebrochen war.
»Was ... was soll das?«, keuchte er.
Dystariel stapfte mit ausgebreiteten Schwingen auf ihn zu. »Wo ist der andere Klabauter, Elender?«
»Deswegen also. Ihr seid gekommen, um diesen Seekobold zu befreien?« Koggs drängte sich an Dystariel vorbei und packte den Foltermeister grob an seinem Kittel. »Du sagst uns jetzt, wo sich Bilger aufhält, du widerliche Schattenbrasse.« »Zwecklos.« Der widerliche Zwerg lachte hämisch und verzog schmerzhaft das Gesicht. »Seine Lordschaft kümmert sich persönlich um ihn.«
Dystariel stapfte zum Glutbecken. Sie schaufelte einige glühende Kohlen in ihre Pranken und trat anschließend wieder an den Zwerg heran. »Mal sehen, ob du uns nicht etwas nützlicher bist, wenn sich dir die Haut in Blasen vom Leib schält.« »Nicht, Dystariel!« Fi hinderte die Gargyle daran, die heißen Brocken einfach auf den Zwerg fallen zu lassen. »Wenn du das tust, dann sind wir nicht viel besser als sie.« »Besser ihr hört auf das Spitzohr«, höhnte der Zwerg. »Gargyle hin oder her. Ihr glaubt doch wohl nicht, dass das Gemetzel hier unten lange unentdeckt bleibt. Man wird euch alle zur Rechenschaft ziehen. Und glaubt mir, dann ist es besser, mich zum Freund zu haben.«
»Du hast ganz recht.« Dystariel ließ die heißen Brocken provozierend dicht neben dem Foltermeister zu Boden fallen. Der Zwerg zuckte zusammen und beobachtete argwöhnisch, wohin die glühenden Brocken rollten. »Wie gut, dass wir eine Elfe an unserer Seite haben, die einen daran erinnert, auf welcher Seite man steht. Und zu den Guten passt es eben nicht, dir all das Leid, das du den Gefangenen hier unten zufügst, mit gleicher Münze heimzuzahlen.«
Der Zwerg grinste und Dystariel beugte sich mit schief gelegtem Kopf zu ihm herab. »Bedauerlicherweise gehöre ich nicht zu den Guten.«
Ohne Vorwarnung griff sie nach dem Dolch, der aus der Schulter des Kerkermeisters ragte und drehte ihn um. Der Zwerg bäumte sich unter fürchterlichem Geschrei auf. »Dystariel, nicht!«, rief Fi.
»Nein, mach weiter«, knirschte Koggs hasserfüllt. »Diese Ratte hat es nicht anders verdient.«
»Beim Unendlichen Licht, seid ihr alle wahnsinnig geworden?«, schrie Kai. »Das dürfen wir nicht tun. Wofür kämpfen wir denn?«
Dystariel riss dem Zwerg den Dolch aus der Wunde und stieß ihm die Klinge kurzerhand in die Brust. Die Augen des Kerkermeisters traten hervor, dann erschlaffte er.
»Besser so, Flamme?« Mit einem rasselnden Laut baute sich Dystariel vor ihm und Fi auf. Noch nie war sie Kai so fremd erschienen. »Der Tod ist immer ein schmutziges Geschäft. Ich bin nicht Licht, aber auch nicht Schatten. Ich stehe im Zwielicht und da draußen herrscht Krieg. Tausende Unschuldige fallen ihm zum Opfer. Also versucht nie wieder, mich daran zu hindern, wenn ich mir die Freiheit nehme, für etwas Ausgleich zu
Weitere Kostenlose Bücher