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Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme

Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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anderen.«
    »Warum das?«, keuchte Kai.
    »Es heißt, sie sei auf der Suche nach einigen Königstreuen gewesen. Hab damals selbst für den Widerstand gearbeitet, aber der ist schon lange vernichtet. Es gibt da aber auch noch ein anderes hartnäckiges Gerücht und das besagt, dass Morgoya nach ihrer Tochter gesucht habe. Den Königstreuen soll es damals gelungen sein, sie zu entführen.«
    »Was?« Kai hielt mitten im Schritt inne und sah Matiz mit großen Augen nach. »Stimmt, davon habe ich auch schon mal gehört«, knurrte Koggs. »Morgoyas Tochter muss selbst ein ziemliches Miststück gewesen sein. Kann mir die ganze Geschichte aber ehrlich gesagt nur schlecht vorstellen.«
    »Ist auch egal«, kicherte Matiz. »Von der hat danach nie wieder jemand gehört. Und was die Ruinen über uns betrifft, da herrschen jetzt wir, der Abschaum der Straßen.« Sie standen nun in einer neuen Kaverne, aus der drei weitere Tunnel abzweigten. Ein beständiges Gurgeln und Plätschern hallte von den Ziegelwänden und zu ihrer unangenehmen Überraschung bevölkerten Hunderte fiepsender Ratten die Höhle. Die Nager schwammen nicht nur im Abwasser, sondern hatten sich wie ein lebender Teppich auch auf den Stegen und künstlichen Plattformen der Grotte breitgemacht. Die räudigen Biester richteten sich auf den Hinterbeinen auf und starrten ihnen aus kalten gelben Augen entgegen. Auf einen Wink von Matiz hin machten ihm die Tiere Platz. Das Ekelgefühl, das Kai beschlich, wurde unerträglich.
    Matiz blieb stehen und deutete zu einem Tunnel unweit zu seiner Rechten. Er grinste breit, sodass seine großen Schneidezähne weit über die Unterlippe stachen. Wie so oft zuckten seine großen Ohren.
    »Bevor ich euch allerdings nach oben bringe, müsst ihr natürlich auch etwas für mich tun.« Gierig musterte er ihr Gepäck. Insbesondere an Kais prall gefülltem Rucksack blieb sein Blick hängen. »Ihr erlangt die Freiheit und ich bekomme, was ihr im Sternenturm gefunden habt.«
    »Du elende Bilgenratte willst uns ausrauben?«, schimpfte Koggs.
    »Was für ein böses Wort, alter Freund. Gerade ihr beiden solltet mich verstehen.« »Du warst es, der meine Männer verraten hat«, schrie Koggs aufgebracht. »Habe ich recht?«
    »Hier in Albion muss man eben sehen, wo man bleibt.« Matiz grinste die beiden Klabauter unverschämt an und stieß eine grelle Abfolge von Pfiffen aus. »Das sehe ich übrigens nicht allein so.«
    Aus den Tunneln schoben sich fünf dunkle Gestalten, Männer mit verfilzten Haaren, Stoppelbärten und vor Dreck starrender Kleidung, die überlange Messer in den Händen hielten. Zwei von ihnen bleckten ihre Zähne, und Kai konnte wie bei Matiz einen eigentümlichen Überbiss erkennen.
    »Schwerer Fehler, Matiz«, schnaubte Bilger Seestrand. »Offenbar weißt du nicht, wem du hier gegenüberstehst.«
    »Ich glaube, ihr wisst nicht, mit wem ihr es zu tun habt«, höhnte der albionsche Schmuggler. Auf ein Kopfnicken von ihm hoben die Fremden ihre Köpfe und stießen schrille Laute aus, die schmerzhaft von den Kanalwänden widerhallten. Die Ratten rund um sie herum duckten sich und fauchten wie zur Antwort, doch Kai hatte nur Augen für das, was mit Matiz und seinen Leuten geschah. Unter hechelnden Lauten überzog sich ihre Haut mit grauem Fell. Sie ließen sich auf allen vieren nieder, während mit ihren Körpern eine unheimliche Verwandlung vor sich ging. Die Köpfe schwollen an, stülpten sich plötzlich nach vorn und entblößten lange Reihen scharfer Reißzähne, die wie die von Ratten beschaffen waren. Sogar die Augen ihrer sechs Gegner veränderten ihre Farbe. Sie funkelten jetzt in einem tückischen Gelb.
    »Rattenmenschen!«, keuchte Fi erschrocken und spannte mühsam ihren Bogen. »Völlig richtig, Schätzchen«, zischelte Matiz, der wie ein übergroßer Nager auf den Hinterbeinen hockte. »Gebt uns, was ihr habt und ich verzichte darauf, meinen großen und kleinen Freunden den Befehl zu geben, euch zu zerreißen. Sagen wir, der alten Freundschaft wegen.«
    Kai hob seinen Zauberstab und überlegte verzweifelt, welche Gruppe ihrer Gegner gefährlicher war: die Meute sprungbereiter Nager um sie herum oder die sechs Rattenmenschen vor den Tunnelausgängen. Er wollte gerade einen Flammenteppich auf die Ratten richten, als Koggs beschwichtigend die Hand hob.
    »Ist gut, Matiz. Alles hat eben seinen Preis.« Ohne eine Gefühlsregung kramte er unter seiner Kleidung das Kästchen hervor, in dem sich Berchtis' Leuchtstein befand.

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