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Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Titel: Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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dazu haben? Es gibt andere Wirtschaften nicht weit von hier, in denen wir uns stärken können.«
    Hadros betrachtete ihn kühl. »Es geht mir nicht darum, mir die Kehle zu befeuchten. Unser Weg führt uns in die Tiefe der Wüste, und ganz sicher werden wir nicht allein dorthin ziehen. Du weißt ebenso gut wie ich, dass es nur wenige Engel gibt, die diese Reise überhaupt wagen. Und nach deinem Gesichtsausdruck zu urteilen ist dir auch bewusst, dass wir sie hier finden werden.« Ein Glimmen ging durch seinen Blick, als er lächelte. Ich kann deinen Herzschlag hören, Engel des Lichts, sagte er in Gedanken. Unsere Schützlinge sollten von dir lernen – nicht umgekehrt.
    Ohne eine Antwort abzuwarten, öffnete er die Tür und betrat die düstere Absteige. Noemi folgte ihm so schnell, als würde sie sich bereits nach wenigen Augenblicken in der Hitze dieser Stadt nach den Schatten sehnen, und Nando unterdrückte den Hustenreiz, den der Rauch ihm bescherte. Nur Kaya schaute sich mit großen Augen um, als hätte sie Orte wie diesen viel zu lange missen müssen. Der Raum war groß und verlor sich zu den Seiten in trübem Licht, sodass die Gestalten, die dort an runden Tischen saßen, kaum zu erkennen waren. Eine seltsame Musik drang durch das Zwielicht, und da erklang eine Stimme, rau wie die eines Seemanns und lauter als der Donner über dem Meer:
    »Verflucht seist du, Narr von einem Hirten! Ich reiße dir jeden Finger einzeln aus, wenn ich schon wieder gezinkte Karten in deinen Taschen finde!«
    Kaya lachte, und Nando musste grinsen, als ein dünner Engel mit flatternden Gewändern an ihm vorbeieilte und die Flucht ergriff. Der Brüllende dachte jedoch gar nicht daran, ihm nachzueilen. Seine Stimme wurde zu einem wohlwollenden Grummeln, dem Hadros durch den Raum folgte. An einem Tisch, der alle anderen an Größe übertraf, saß ein breitschultriger Engel mit pechschwarzem Haar, das er im Nacken zusammengebunden hatte. Er trug die sandige Kleidung eines Wüstenreisenden, mehrere Ringe zierten seine Ohren. Auf seinem Schoß hockte eine der spärlich bekleideten Kellnerinnen, die schrill über etwas kicherte, das er ihr ins Ohr raunte. Dieser Engel musste in der Wüste geboren sein, denn sie strahlte aus jeder seiner Poren. Seine Schwingen wirkten dürr und zerrupft wie die der Aasvögel, die über den Weiten der Dünen kreisten, seine bronzefarbene Haut glühte, als hätte sie die grausame Hitze der Sonne ebenso in sich aufgesogen wie ihre samtene Wärme, und seine Augen, die für einen Engel ungewöhnlich dunkel waren, bargen die Kälte der Wüstennächte in sich, die alles Leben mit einem einzigen Atemzug vernichten konnte. Hadros’ Schatten fiel auf den Tisch und die Hand des Fremden, eine Hand, die rau war wie seine Stimme. Er hob den Kopf, und etwas Füchsisches ging über sein Gesicht, als er Hadros betrachtete.
    »Mochanon Ab’dhemsan«, sagte Hadros leise, doch der Name genügte, um die Gespräche der Umsitzenden zu unterbrechen. »Seid gegrüßt, Fürst der Wüste.«
    Der Blick des Fremden glitt über das Gesicht des Engels, und eine Falte bildete sich zwischen seinen Brauen, als hätte er nach einem Merkmal gesucht, das ihm bekannt erschien, und keines gefunden. »Wer seid Ihr, dass Ihr es wagt, das Wort an mich zu richten?«, knurrte er und schickte einen forschenden Blick über Hadros’ Begleiter. Nando fühlte ihn wie Glut auf seiner Haut und war froh, als der Engelskrieger fortfuhr und Mochanons Aufmerksamkeit wieder auf sich zog.
    »Ich bin jemand, der Eure Dienste benötigt«, sagte er, aber sofort verzog Mochanon gelangweilt das Gesicht.
    »Ich betreibe keinen Handel mehr innerhalb der Stadtmauern«, erwiderte er mürrisch. »Nicht mehr seit jenem Tag, da die verfluchte Garde der Königin meine Salzvorräte vernichtete, weil sie meinte, ich hätte keine Abgaben gezahlt. Keiner von denen ist jemals in die Klauen der Wüste geraten und hat die Seen der Tränen durchschritten. Sonst könnten sie so etwas nicht behaupten. Ich habe für jedes Salzkorn mehr bezahlt, als man in Alvre aufwiegen könnte, so viel ist sicher.«
    Der Zorn machte seine Stimme weich und noch dunkler, als sie ohnehin schon war. Die Frau auf seinem Schoß strich ihm durchs Haar, aus katzenhaften Augen schaute sie zu Nando herüber und lächelte höhnisch, als er ihrem Blick auswich.
    »Daran zweifle ich nicht«, sagte Hadros. Er klang vertraulich, beinahe freundschaftlich, und Mochanon sah ihn erneut an, als würde er ihn kennen und

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