Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)
darin. Schmerzhaft pulste ein glühender Stich durch die Hand, mit der er das Schwert umfasst hielt, und er sog die Luft ein, so plötzlich war die Hitze gekommen. Luzifer lachte, und es war seine Stimme, mit der Kymbra zu ihm sprach, als sie in geschmeidiger Bewegung näher kam.
»Narr von einem Menschen«, raunte sie. »Wie kannst du glauben, mein eigenes Schwert gegen mich führen zu können, um mich oder meine Schergen zu verwunden! Meine Macht steckt in ihm, und immer schon war sie stärker als die Kraft des Lichts!«
Ein weiterer Stich schoss durch Nandos Körper, und dieses Mal wurde er von einem blitzlichtartigen Bild begleitet. Ein junger Nephilim, tödlich getroffen. Nando spürte den Schmerz, als er Silas erkannte, aber selbst, als er die Hand seines Freundes in der seinen fühlte, blieb die Empfindung dumpf genug, um Kymbras Angriff abwehren zu können. Blitzschnell drehte er sich um sich selbst, zerriss das Bild seiner Gedanken und versetzte ihr einen Hieb, der sie einige Armlängen zurückwarf. Die Augen des Teufels flammten zornig auf, und als sie nun vorpreschte, das lange Haar hinter sich wehend, spürte Nando die Schatten, die sich in seiner Waffe gegen das Licht aufbäumten.
Entschlossen umfasste er es mit beiden Händen. Frost zog sich über die Klinge, und mit jedem Hieb, den er parierte, mit jedem Schlag, den er führte, zerbrach er die Bilder, die der Teufel in ihn sandte. Luca. Seine Eltern. Noemi weinend an Silas’ Grab. Avartos in rasender Verzweiflung in der Ruine seiner Kindheit. Er sah sie alle, aber sie berührten ihn nicht, vermochten ihn nicht zu lähmen oder seinen eisigen Panzer zu durchbrechen. Kymbras Gift glitt von ihm ab wie Regen. Er lachte, als sie sich von ihm zurückzog, und selbst sein Lachen war kalt und klar. Es war das Lachen eines Engels.
»Du bist gefallen«, rief er dem Teufel zu. »Aber ich werde es dir nicht gleichtun! Behalte die Schatten, die dich in Ketten legen! Ich, Fürst der Hölle, werde dich bezwingen! Denn ich bin ein Krieger des Lichts!«
Mit diesen Worten stürzte er sich vor. Er traf Kymbra an der Schulter, sie schrie auf, als das Licht des Schwertes in sie eindrang, und Nando jagte über das Meer der Kämpfenden dahin und pflügte sich durch die Leiber der Dämonen, als wären sie frisch aufgeworfene Erde. Von Gold umfangen preschte er durch die Schatten, schlug sie zu Boden, zerfetzte ihre Körper in der eisigen Glut seines Schwertes und sandte ihnen ein Feuer, das so kalt war, dass es die Schwächeren unter ihnen verbrannte wie Papier und die Stärkeren in mächtigem Frost erstarren ließ. Selbst seine Gefährten trieb dieser Zauber an den Rand des Saales, er sah sie nur schemenhaft zu ihm aufschauen, und er hörte das versagende Ächzen von Pherodos und Raar, die in den Fesseln der Kälte erstarrt waren. Atemlos landete er vor Kymbra, die mit erhobener Faust dastand, gebannt wie ihre Gefährten, den makellosen Leib von kristallenem Eis überzogen, und spürte kaum den Wind, der nun seine Wangen streifte. Ein lautloser Wind war es, der die Stille nach jeder Schlacht begleitete – der Wind des Siegers, der über den Leichen seiner Feinde aufrecht stand.
Mein Sohn , drang Luzifers Stimme an sein Ohr. Wie lange willst du noch in die Irre gehen, bis du erkennst, wo dein wahrer Weg liegt?
Nando sah den Teufel vor sich, er schien plötzlich direkt neben ihm zu stehen, so nah, dass er nur die Hand auszustrecken brauchte, um ihn zu berühren. Ich habe deine Schergen bezwungen , erwiderte er kalt. Ich habe gesiegt, bist du denn blind?
Da lächelte der Teufel und löste sich auf, als wäre er nicht mehr gewesen als eine Illusion aus Rauch. Flüsternd legte er sich auf Nandos Lider, und als dieser zurückwich, fand er sich auf einem anderen Schlachtfeld wieder. Blut rann über sanfte Hügel – nein, kein Blut war es, sondern die Farbe von Mohnblüten. Wie ein düsterer Traum lagen sie rings um eine gefallene Stadt. Ihr Duft strömte samten und schwer in Nandos Lunge, aber er blieb ihm seltsam fremd, und als jemand mit rauer Stimme seinen Namen rief, da sah Nando die Gestalt, die vor ihm zwischen zertretenen Blumen lag. Ein Engel war es, seine Schwingen hatten sich unter ihm ausgebreitet wie ein Flor aus Seide, die Wunde in seiner Brust war tief, und er hielt die Augen geschlossen. Antonio war es, der auf seinem Feld aus Mohn im Sterben lag.
Ein Lächeln glitt über seine Lippen, als würde er fühlen, dass Nando bei ihm war, und dieser erinnerte sich
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