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Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Titel: Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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der Finsternis versank. »Sie war in meinen Gedanken«, sagte er leise. »Ich habe gefühlt, was sie fühlten, alle vier, und es war … « Er stockte. Noch einmal stand er in der Wüste aus Asche und spürte die Kälte des Flammenzepters in seiner Hand. Wo war das Entsetzen geblieben angesichts der Gräueltaten, die Kymbra ihm zu fühlen gab, wo der Schrecken über die rauschhafte Ekstase inmitten der Dunkelheit?
    »Eben dies ist ihre Macht«, entgegnete Drengur. Seine Augen lagen so tief in den Höhlen, dass Nando nur ein schwaches Glimmen wahrnahm. »Die Finsternis der Hölle gibt den Schatten in deinem Inneren Antwort, und je weiter du dich ihr näherst, desto schwieriger wird es, ihr standzuhalten. Kymbra hat dich verwundet, und ganz gleich, ob dein Fleisch geheilt wird oder nicht – sie kennt nun deinen Geruch. Bald schon wird Kymbra deine Fährte wiederfinden. Von nun an werden die Vier dich überall aufspüren, und wenn sie dich packen, werden sie dich in die Finsternis reißen, wenn du sie nicht daran hinderst.«
    Nando schüttelte den Kopf. »Aber wie soll ich das anstellen? Diese Dämonen sind mächtiger als alle anderen Wesen, denen ich bisher begegnet bin. Anfangs glaubte ich, sie mit meinem Geigenspiel bezwingen zu können, aber auch da waren in Wahrheit sie es, die mit mir gespielt haben und mich in die Schatten trieben. Und es war, als … « Er hielt inne, ehe er die Worte mit Gewalt über seine Lippen trieb. »Es war, als würde ein Teil von mir ihnen folgen wollen.«
    Brennend lag Noemis Blick auf ihm, während Kaya ihn aus großen Augen anschaute. Avartos’ Miene zeigte keine Regung.
    »Die Schatten«, raunte Drengur, »sind ein Teil von dir. Sie lassen dich brennen in der Kälte der Welt, sie lassen dich fliegen und wie im Rausch durch Feuer und Sturm jagen. Doch sie können auch ihre Klauen in dein Herz graben, sie können dich tanzen lassen am Rand des Abgrunds und dich dazu bringen, dass du dich nur noch danach sehnst, dich in ihrer Finsternis zu verlieren und zu vergessen, was du bist. Und was ist das, Nando?« Er wartete kurz, ehe ein flüchtiges Lächeln über seine Lippen glitt. »Du bist ein Mensch. Das kann eine Stärke sein und ebenso gut eine Schwäche, da du verführbar bist. Gerade die Schatten haben große Macht über das Herz und den Willen eines Menschen, ganz besonders dann, wenn er der Sohn des Teufels ist. Und mit jedem Schritt kommst du ihnen näher.«
    Nando sah zu, wie sich Drengurs Lächeln verlor. »Dann werde ich fallen? Ich werde fallen und inmitten der Finsternis meinen Weg finden müssen, durch die Lockungen hindurch? Gibt es denn keinen anderen Weg?«
    Der Dämon sah ihn an, ein Ausdruck zog durch seinen Blick, den Nando nicht deuten konnte. »Es gibt viele Wege«, sagte er dann. »Viele Wege, die in die Irre führen und ins Verderben, und vielleicht nur einen, der dich ans Ziel bringt. Vertraue deiner inneren Stimme und erinnere dich, was ich dir sagte, Teufelsgeiger: Du allein bestimmst über deinen Tanz auf dem Seil. Ich bin an deiner Seite als dein Lehrer, doch dein Gleichgewicht musst du in dir selbst finden.«
    Nando nickte unmerklich. »Noch nie habe ich etwas Ähnliches in einem einzelnen Augenpaar gesehen wie das Meer aus Asche in Kymbras Blick.« Er schaute in die Schatten, die ihn umgaben. Es kam ihm so vor, als würden sie sich näher herandrängen und nur darauf warten, dass er die Hand nach ihnen ausstrecken und sie als tödliche Waffe gegen all das gebrauchen würde, was er sein wollte.
    Kaya legte beruhigend die Hände auf sein Knie. Vielleicht hatte sie seine Gedanken gespürt, wie es ihre Gabe war. Oft war sie die Einzige, die ihn in Momenten der Mutlosigkeit trösten konnte, doch nun saß auch sie schweigend da, als gäbe es keine Worte, die ihn erreichen konnten. Avartos hingegen neigte leicht den Kopf.
    »Es gibt eine Waffe gegen die Schatten«, sagte der Engel. »Das Licht.«
    Leise hatte er das gesagt, beinahe ehrfürchtig. Nando wusste, wovon er sprach, wusste es in dem Moment, da er in die goldenen Augen des Engels blickte und die Furcht ebenso darin erkannte wie die Hingabe an jene Magie, der er sich vor langer Zeit verschrieben hatte. Nie war es jenseits von Bantoryns Toren vorgekommen, dass ein Engel ein anderes Wesen in die Geheimnisse der Magie des Lichts eingeführt hatte – niemals seit der Alten Zeit, da noch kein Krieg die Völker entzweit hatte. Avartos sagte kein Wort, aber er bot dem Sohn des Teufels das Gold der Engel an, und

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