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Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Titel: Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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ständigen Begleiter geworden war. Es hätte keinen verfluchten Duft gebraucht, um dieses Gefühl in ihm auszulösen. Der Umstand, der Sohn des Weißen Kriegers zu sein, reichte vollkommen aus.
    Noemi , sagte er, ohne sie anzusehen. Kein Engel betrachtet die Tür zu den Räumen eines der Mächtigsten unseres Volkes mit der Abscheu, die in deinen Augen steht. Ändere das, oder du gehst das Risiko ein, dass mein Vater dich kopfüber und mit gebrochenen Schwingen in die Welt der Schatten zurückschleudert, aus der du zu ihm gekommen bist.
    Er hörte den unterdrückten Fluch, der scheinbar instinktiv ihre Gedanken durchzog, und stellte zu seiner Befriedigung fest, dass dennoch kein Anzeichen ihres Zorns auf ihrem Gesicht zu finden war.
    Nando , sagte er dann. Hier stehst du nun inmitten der Engelstadt, die jeder Nephilim fürchtet. Jetzt wirst du einem der mächtigsten Feinde der Hölle entgegentreten. Du, der Sohn des Teufels, wirst den Weißen Krieger hinter der Maske eines Engels um Hilfe bitten. Er warf Nando einen Blick zu und konnte sehen, dass seine Worte dessen Anspannung nicht gerade vermindert hatten. Du stehst hier, weil du durch Schatten und Tod gewandert bist. Und du wirst diesem Krieger begegnen, der wie ein Abgrund ist. Du wirst ihm begegnen als der Engel, der in dir ruht.
    Nando erwiderte seinen Blick. Kurz nur flammten widerstreitende Empfindungen über sein Gesicht: Furcht, Anspannung, Mut. Dann erstarrten seine Züge, sodass selbst Avartos nicht den Nephilim in ihm erkannt hätte.
    Unwirklich dumpf klang sein Klopfen in den dahinterliegenden Räumen wider. Kurz darauf öffnete ihnen ein junger Gehilfe, der einen Bücherstapel auf den Armen balancierte. Er verbeugte sich, so gut es ihm möglich war, und brachte die übliche Respektsbekundung über die Lippen.
    »General Kolkrinor kündigte Euer Kommen an«, sagte er dann. »Er bittet Euch um einen Augenblick Geduld. Er ist bald zurück.«
    Avartos zeigte keine Regung, aber er war erleichtert, dass sich das Treffen mit seinem Vater noch ein wenig hinauszögerte. Er ließ den Blick über den Bücherstapel schweifen, langsam genug, um die Arme des Gehilfen länger und länger werden zu lassen. »Er hat dir befohlen, seine Leihexemplare zur Bibliothek zurückzubringen, nicht wahr?«
    Der Gehilfe nickte so schnell, dass beinahe eines der Bücher vom Stapel gerutscht wäre. Nando trat vor, um ihm zu helfen, aber sofort hielt Avartos ihn zurück.
    Du bist ein Rekrut der Garde , sagte er kühl. Dieser Engel dort steht im Rang weit unter dir. Niemals wirst du dich herablassen, auch nur einen Finger zu rühren, um eines seiner Bücher aufzufangen, und wenn sie ihm auf seine verdammten Füße fallen, hast du verstanden?
    Nando nickte unmerklich. Die Röte, die bei diesen Worten in seine Wangen gestiegen war, verschwand fast völlig unter seiner Maske aus Eis, doch Kaya zog die Brauen zusammen, und Noemi funkelte Avartos wütend an, als hätte auch sie den Tadel gehört. Dieser beachtete sie nicht und wandte sich wieder an den Gehilfen.
    »Die Bibliothek schließt bald ihre Tore«, fuhr er fort. »Du wirst dich beeilen müssen, um es noch rechtzeitig zu schaffen. Es ist nicht nötig, dass du uns Gesellschaft leistest. Ich kenne mich in diesen Räumen aus.«
    Der Gehilfe zögerte. Kolkrinors Anweisungen waren ohne Ausnahme eindeutig und die Konsequenzen bei Nichtbeachtung unangenehm. Eines der Bücher rutschte gefährlich langsam zur Seite, im letzten Moment verlagerte der Gehilfe sein Gewicht. »Ich bin neu bei General Kolkrinor. Ich habe nicht gewusst, wie viele Bücher es abzustauben gibt, sonst wäre ich eher fertig gewesen. Vielleicht sollte ich wirklich … «
    Avartos nickte. »Ich werde ihm ausrichten, dass du deine Aufgabe ausgezeichnet erfüllt hast, sei ohne Sorge. Und nun sieh zu, dass du die Früchte unserer Kultur in ihre Verliese zurückbringst. Dunkler als dieses hier können sie nicht sein.«
    Ein unsicheres Lächeln flatterte über das Gesicht des Gehilfen. Dann trat er an ihnen vorbei und ließ sie allein.
    Eine altbekannte Dämmerung lag hinter der Tür, die Avartos innehalten ließ. Er konnte selbst nicht sagen, warum er den Engel fortgeschickt hatte, aber vielleicht würde es das Brennen in seinen Augen lindern, wenn er zunächst ohne wachsame Blicke in das Zwielicht dieser Räume zurückkehrte. Schweigend trat er über die Schwelle.
    Der Hauptsaal der Wohnung seines Vaters glich einer Kapelle mit schwarzem Glasdach, das jedes Licht in einen

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