Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador
einen Schlüssel für das Tor, denn es sieht mir zu stabil aus, um es einfach einzutreten«, sagte Khalldeg bissig.
»Schlüssel habe ich keinen, aber ich dachte auch an etwas weniger Gewalttätiges. Was wir bräuchten, wäre jemand, der sich gut mit Schlössern auskennt«, erwiderte Tharador.
»In Ordnung, wenigstens kann ich etwas zu dieser Sache beitragen.« Mit diesen Worten drängte sich Calissa an Tharador und dem Zwerg vorbei und begann, das Tor zu untersuchen.
Da es zu wenig Licht in dem Tunnel gab, um etwas erkennen zu können, musste sie sich ganz auf ihren Tastsinn verlassen, daher befühlte sie mit den Fingern jede Einzelheit der Tür.
»Hm, also Eisengift kommt nicht in Frage. Um ein Loch in dieses Tor zu bekommen, das groß genug für uns wäre, bräuchte ich Unmengen davon. Die Beschläge liegen auf der anderen Seite, daher kann ich auch hier nicht ansetzen«, begann sie, nachdem sie sich einige Zeit an dem Tor zu schaffen gemacht hatte. »Das Schloss selbst ist noch das kleinere Problem, allerdings vermute ich, dass auf der anderen Seite zusätzlich noch ein Riegel angebracht sein wird.«
»Das ist richtig, es liegt ein schwerer Riegel über die beiden Torhälften«, bestätigte Tharador.
Calissa nahm ihren Rucksack und fing wortlos an, einige Werkzeuge vor der Tür auszubreiten. Sie hantierte mit allerlei komisch gebogenen, flachen und runden Gegenständen am Schloss herum. Kurze Zeit später konnte man ein deutliches Klicken vernehmen, als sie das Schloss geöffnet hatte.
»Jetzt brauche ich eure Hilfe«, sagte sie beiläufig nach hinten zu den anderen. Man merkte ihrer Stimme an, dass sie sich bereits auf etwas anderes konzentrierte. »Ihr müsst die beiden Türflügel so weit wie möglich aufdrücken, damit ich durch den Spalt in der Mitte den Riegel erreichen kann.«
Faeron und Khalldeg drückten an der linken, Tharador mit aller Kraft an der rechten Torhälfte. Es entstand eine wenige Messerspitzen breite Kluft. Calissa führte ihren Dolch in den Spalt und zog ihn von oben nach unten, um die genaue Position des Riegels ausfindig zu machen. Danach nahm sie ein Strohrohr, das sie vorsichtig mit einem Pulver gefüllt hatte, und ließ den Inhalt durch den Schlitz auf den Riegel dahinter rieseln.
»Ich werde jetzt dieses Pulver entzünden, es brennt sehr hell und heiß, daher solltet ihr lieber eure Augen schließen, sonst könnt ihr danach lange Zeit nichts mehr sehen«, erklärte sie ihren nächsten Schritt.
Tharador und die anderen folgten ihrem Rat umgehend. Er hörte das Aufeinanderschlagen von Feuersteinen und kurz darauf ein lautes Zischen. Durch die geschlossenen Augenlieder noch konnte er das gleißende Licht erkennen, das von dem Pulver ausgehen musste. Die Luft war erfüllt von einem beißenden Geruch, der Khalldeg und Calissa, die sich dem Brandherd am nächsten befanden, husten ließ.
»Was war das für ein Teufelszeug?«, fragte Khalldeg, als sie ihre Augen wieder öffnen konnten, und würgte noch immer ob des Gestanks.
»Ich kenne das«, meldete sich Faeron zu Wort, »einige Alchimisten, die ich auf meinen Reisen kennen lernen durfte, verwenden es, um ihre Feuer heißer und schneller brennen zu lassen.«
»Raltas hat mir dies einst gezeigt«, sagte Calissa, »seither führe ich ein wenig dieses Pulvers immer bei mir.«
Tharador schob die beiden Türflügel auseinander. Dahinter lag der Türriegel in zwei Hälften verbrannt am Boden. Die Stellen, durch die sich das Feuer gefressen hatte, glommen noch immer in einem dunklen Rot.
»Ich danke dir! Ohne dich hätten wir unsere Reise hier beenden müssen«, sagte der Paladin. Calissa war froh über die Düsternis im Tunnel, denn sein Lob ließ sie rot anlaufen.
»Nicht der Rede wert«, antwortete sie, um Fassung bemüht, und verstaute ihre Ausrüstung wieder.
Sie verließen den Keller und gingen durch das verlassene Lagerhaus zur Tür an der Vorderseite. Die Tür war zwar verschlossen, aber das Schloss bereitete der Diebin keine großen Schwierigkeiten.
Tharador öffnete die Türe einen Spalt breit und spähte hinaus. Wie erwartet befanden sie sich auf dem alten Marktplatz. Einige der Stände und Wagen waren noch unversehrt, andere waren komplett zertrümmert oder umgeworfen. Nachdem niemand zu sehen war, bedeutete der Paladin seinen Gefährten, dass sie das Gebäude sicher verlassen konnten. Alle traten erleichtert hinaus in die frische Luft und die sternenklare Nacht.
»Na, endlich sind wir aus diesem stinkenden Loch
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