Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador
daran halten wir seit vielen hundert Jahren fest.«
Kordal verstand: Der Zopf legte ihre Rangfolge in der Gruppe fest. Somit konnten sie bei einem Aufeinandertreffen immer sofort feststellen, wem das Kommando gebührte. Daavirs Zopf war mit Abstand der längste unter den Reitern Zunams. Durch ihre festgelegten Sitten und Bräuche ergänzten sie sich automatisch, da sich jeder seiner Aufgaben genau bewusst war.
Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr bewunderte er diese Männer. Sie besaßen eine Disziplin, die ihresgleichen suchte, und das, obwohl sie sich untereinander fremd waren. Sie konnten einander vertrauen und miteinander kämpfen, wie Kordal es nur mit wenigen seiner engsten Freunde vermochte. Vermutlich war dies für das Überleben in den rauen Steppen notwendig.
Gerne hätte er noch mehr über die Bräuche und Traditionen dieser tapferen Männer erfahren, doch dafür war jetzt nicht der richtige Augenblick.
Viel hatten Daavir und der Hauptmann nicht zu besprechen. Ma‘vol würde auf ewig in der Schuld des Schwarzen Windes stehen, denn mit diesen mächtigen Kämpfern an ihrer Seite wagten die Bewohner und Verteidiger, auf einen neuen Morgen zu hoffen.
Gerade als Kordal und Daavir wieder zu Lantuk zurückgekehrt waren, starteten die Goblins einen erneuten Angriff.
Ungeachtet ihrer hohen Verluste erkletterten sie die Stadtmauer und drohten, die Verteidiger zu überschwemmen. Die Männer Ma‘vols und die Reiter aus Zunam standen Seite an Seite auf den Wehrgängen der Stadtmauer und streckten jeden Goblin nieder, der seine verkommene Fratze über die Zinnen streckte.
Verstärkt durch die zusätzlichen Krieger Zunams hatten sich die Chancen der Menschen wieder zum Besseren gewandt, und falls die Goblins ihre Taktik nicht ändern würden, hätten sie sich bis zum Morgengrauen vollständig an den Mauern Ma‘vols aufgerieben.
Erneut stellte Kordal sich die Frage, was diese feigen Kreaturen antrieb und sie in einen solchen Blutrausch versetzte.
* * *
Xandor wandte sich vom Bild der Kristallkugel ab. Er hatte genug gesehen.
Diese jämmerlichen Kreaturen. Sein ganzer Plan geriet ins Wanken, weil diese Goblins unfähig waren.
Er hatte Crezik in den Süden geschickt, damit er das Land in einen einzigen großen Krieg stürzen würde, doch schon beim ersten Widerstand rieben sich diese hirnlosen Kreaturen sinnlos auf.
Vor allem ärgerte er sich darüber, dass er Crezik im Traum die Pläne der Katapulte hatte erscheinen lassen, der Goblin zu dumm gewesen war, um etwas damit anzufangen. Er hatte nicht gedacht, dass es so dämliche Wesen geben könnte, die das einfachste Prinzip nicht verstehen und umsetzen konnten.
Sein eigentliches Problem jedoch waren nicht die nutzlosen Goblins. Dem Anschein nach würde nach dem heutigen Tag ohnehin keine dieser Kreaturen noch aufrecht stehen. Vielmehr würden die Menschen im Süden eine Streitmacht aufstellen, um die Lage im Norden zu überprüfen und um festzustellen, welchen Schaden die Goblins in der Umgebung und vor allem in Surdan angerichtet haben mochten.
Aber dafür war er noch nicht bereit. Er brauchte einfach noch mehr Zeit.
Er musste Ul‘goth davon überzeugen, in den Krieg zu ziehen. Nachdem sich der Ork bis jetzt nicht hatte überzeugen lassen, sich gegen die Menschen im Süden zu stellen, und er sich auch nicht hatte einschüchtern lassen, würde er ihn an der Stelle treffen müssen, die anscheinend die einzige Sache war, die ihm etwas bedeutete: sein Volk.
Ul‘goth würde niemals das Leben seines Volkes riskieren. Vielleicht genügte es schon, den Ork davon zu überzeugen, dass die Menschen im Süden bereits große Heere aufstellten, um gegen die Eroberer Surdans zu ziehen.
Da war aber noch etwas, das den Magier beunruhigte.
Er spürte eine Veränderung in seiner näheren Umgebung. Nichts, das er greifen oder benennen könnte, gerade so stark, dass es ihm auffiel.
Er konnte die Ursache einfach nicht bestimmen, doch seit Gordans Auftauchen in den Minen war er vorsichtiger geworden. Er würde Ul‘goth ein neues Quartier direkt neben ihm zuordnen. So könnte er den Ork besser kontrollieren.
* * *
Tharador führte die Gruppe in einen kleineren Seitenkanal, der langsam nach oben anstieg. Der Kanal endete nach einer Biegung vor einem schweren Eisentor.
»Und was jetzt?«, fragte Khalldeg.
»Diese Tür führt in den Keller eines leer stehenden Lagerhauses in der Nähe des alten Marktplatzes«, begann Tharador zu erklären.
»Ich hoffe, du hast
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