Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador
vor die Brust und bewegte sich langsam auf sein Opfer zu.
Khalldeg war inzwischen ebenfalls wieder auf den Beinen. Eigentlich wollte er sich an dem Magier für den Blitzschlag rächen, doch dann bemerkte er, dass Tharador wie gelähmt schien ... und sich dieser andere Krieger an ihn heranpirschte.
Seine Berserkermesser fingen die schwere Klinge von Dergerons Schwert gerade noch auf. Der kleinwüchsige Zwerg hielt der Wucht des Schlages ohne besondere Anstrengungen stand und drängte den Krieger einige Schritte zurück.
»So, so, du willst also der Nächste sein, der heute sein Leben verwirkt«, höhnte Dergeron.
Khalldeg lachte laut auf. »Ich werde dir die Kehle aus dem verdammten Hals reißen.« Dabei grinste er dem Krieger selbstsicher ins Gesicht. »Sieh dich doch an, Mensch. Du kannst dich kaum noch auf den Beinen halten – denkst du wirklich, du kannst es mit mir aufnehmen?«, spottete Khalldeg.
»Nun, du wirst nicht durch meine Hand sterben, du Wurm!«, lachte Dergeron ihm ins Gesicht.
Da erkannte Khalldeg seinen Fehler und verfluchte sich für seine Unachtsamkeit – er hatte den Magier völlig vergessen ... der bestimmt gleich bereit für seinen nächsten verrückten Zauber war.
Tharador und er mussten schnellstmöglich verschwinden.
Tharador verharrte immer noch reglos. Er blickte Queldan in die Augen, die bereits ihren Glanz verloren hatten. Wie aus großer Ferne hörte er Xandors schallendes Lachen; der Hexer stand immer noch am Ende des Ganges und ließ die Lichtkugel über der Hand schweben. Tharador war alles egal, nichts drang zu ihm durch, zu sehr hatte ihn der Tod seines Freundes erschüttert. Obschon Tharador bewusst war, dass der Magier sie töten würde, wenn sie nicht sofort verschwänden, kümmerte es ihn nicht.
Dann kehrte plötzlich Leben in seinen Körper zurück, und die Leere wich einem lodernden Feuer puren Hasses. Die Teilnahmslosigkeit fiel von ihm ab, und er fasste den Entschluss, Dergeron und den klapprigen alten Hexer hier und jetzt in die Niederhöllen zu schicken, koste es, was es wolle. Er schätzte die Entfernung auf drei, vier kurze Sprünge, dann wäre er bei Xandor und könnte ihm das Schwert in den Leib bohren. Danach würde er Dergeron von seinem Fluch befreien – Tharador war überzeugt davon, dass der einst stolze Krieger unter dem Einfluss eines bösen Zaubers stand. Und dennoch, auch wenn Dergeron nur ein Werkzeug des Magiers sein mochte, Tharador hasste ihn nun mit jeder Faser seines Körpers. Diesen grausamen Mord konnte er seinem früheren Freund nicht verzeihen. Selbst wenn er es versucht hätte, ein brennendes Verlangen in ihm verdrängte alles andere – das Verlangen nach Rache!
Trotz aller Blindwut, die ihn bestürmte, zwang er sich mühsam, nicht überstürzt zu handeln. Nüchtern betrachtet musste er einsehen, dass sein Vorhaben aussichtslos war. Er könnte den Magier niemals rechtzeitig erreichen, bevor dieser seinen bereits gesprochenen Zauber entfesseln würde.
So sehr der Hass in ihm loderte, so sehr er seinen Durst nach Rache stillen wollte, er musste sich widerwillig damit abfinden, dass er im Augenblick nichts auszurichten vermochte. Xandor war zu stark.
Mit kaltem Blick musterte er Dergeron und sprach mit ruhiger Stimme. »Dafür wirst du bezahlen. Vielleicht nicht heute, vielleicht auch nicht morgen, aber ich schwöre dir: Eines Tages finde ich dich! Und dann wirst du den Tag deiner Geburt verfluchen, bevor ich dein unheiliges Leben auslösche!«
»Große Worte – nur denkst du wirklich, dass du lange genug leben wirst, um sie zu verwirklichen?«, entgegnete Dergeron und deutete auf den Magier, der dazu ansetzte, seinen Zauber gegen Tharador anzuwenden.
Khalldegs Augen weiteten sich, als er sah, wie die Kugel auf Xandors Hand immer heller zu leuchten begann.
Dann schien die Zeit beinah stillzustehen.
Der Magier hob so langsam die linke Hand, als würde ihr ein unsichtbarer Druck entgegenwirken, und deutete in ihre Richtung. Die Kugel flackerte, und gleißendes Licht erfüllte den Tunnel.
Khalldeg kreuzte behäbig die Arme vor der Brust, um sich vor dem Einschlag zu schützen. Alles ging blitzschnell, und doch kam es ihm wie eine Ewigkeit vor. Sein ganzes Leben lief vor seinem geistigen Auge ab, jeder einzelne Augenblick, und er verfluchte den heutigen Tag. In Gedanken spuckte er auf alle Magier und ihre verrückten Zauber, ebenso auf die Gnome, die ihn so lange aufgehalten hatten, und er verfluchte sich selbst dafür, dass er sein
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