Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador
Gordan. Er und Khalldeg waren zu ihnen auf die Lichtung getreten.
»Aber keine gewöhnliche«, warf Faeron schnell ein. »Beim Schattentanz bewegt man sich mit dem Schwert auf eine bestimmte Weise und verfällt so in einen Zustand, der einer Trance sehr ähnelt. Du wirst es schon bald verstehen. Für heute haben wir genug geübt. Ruh dich ein wenig aus, junger Paladin.«
»Junger was?«, fragte Khalldeg lautstark.
»Weiß er es noch nicht?«, fragte Faeron verwirrt.
Schließlich erzählten sie Khalldeg die ganze Geschichte.
»Na ja, dann wissen wir ja jetzt, was mit dir nicht stimmt, Junge«, meinte der Zwerg trocken und blickte Tharador ernst in die Augen. »Aber es soll mir recht sein«, fügte er mit breitem Grinsen hinzu.
* * *
»Gut. Sieh mir erst genau zu, dann versuch, meine Bewegungen nachzuahmen«, forderte Faeron seinen Schüler auf.
Tharador nickte, und der Elf ging in Position. Diesmal führte er sein Elfenschwert, ein schlankes Langschwert, dessen Klinge sich in der Mitte verjüngte und zum Ende hin etwas verbreiterte.
Faeron schloss die Augen und ging leicht in die Knie. Dann hob er das Schwert über den Kopf. Die Spitze zielte auf seine linke Hand. Er ließ die Klinge einmal kreisen und machte dabei einen kurzen Schritt nach links. Gleich darauf fuhr das Schwert mit einem leichten Ausfallschritt nach unten. Noch vor dem Ende der Bewegung ließ er die Waffe schon wieder in der Hand rotieren und tat mit dem linken Bein einen Schritt nach hinten. Eine kurze Drehung, und er ließ die Klinge nach oben schnellen, als wolle er einen Überkopfhieb parieren.
Er ließ die imaginäre Waffe seitlich abgleiten und drehte das Schwert in der Hand. Dann stach er kurz zur Seite, nutzte den Schwung der Bewegung und zog die Klinge quer von unten nach oben, wo er kurz innehielt.
Es schien, als würde er eine Situation einschätzen. Faeron stellte sich mehrere Gegner vor, die ihn von allen Seiten angriffen.
Jetzt stürmten sie auf ihn los. Drei auf einmal. Das Schwert des Elfen blitzte bald hierhin, bald dorthin. Er parierte alle Angriffe und wurde immer schneller, bis er einer einzigen wirbelnden Klinge ähnelte.
Tharador war beeindruckt. Selbst bei dieser Geschwindigkeit blieben alle Angriffe und Paraden des Elfen fehlerfrei, nahezu vollkommen. Jeden menschengroßen Gegner hätte er mühelos jedes Mal tödlich getroffen.
Doch da war noch mehr. Allmählich begann Tharador zu begreifen, worum es beim Schattentanz ging. Faeron war im Einklang mit sich selbst, seiner Waffe und seiner Umgebung; ganz so, als bildeten er und sein Schwert einen Teil dieser Lichtung und als gäbe es nichts Natürlicheres auf ihr als den tanzenden Elfen. Tharador war, als höre er Musik. Das Wirbeln der Klinge, wenn sie die Luft durchschnitt und dann wieder kurz verharrte, erzeugte einen fast betörenden Klang.
Tharador schloss die Augen; nun konnte er es deutlich sehen. Anhand des Geräuschs des Schwertes konnte er seine Position ausmachen. Und mehr noch: Tharador sah auch die imaginären Gegner, konnte sie sich genau vorstellen, wie sie dort standen und ihre Waffen gegen den Elfen erhoben.
Tharador hatte die Augen noch geschlossen, als Faeron längst fertig war.
»Jetzt machen wir es gemeinsam«, sagte Faeron ruhig und holte den jungen Paladin jäh in die Wirklichkeit zurück. »Es gibt noch sehr viel mehr Bewegungen als diese, aber für den Anfang reicht das. Du wirst später deinen eigenen Tanz entwickeln.«
Seinen eigenen Tanz? Tharador hatte gedacht, dass man sich nach einem festen Muster bewegte, aber dem schien wohl nicht so zu sein.
Faeron bemerkte den fragenden Blick. »Nun, jedes Wesen ist anders. Es geht beim Schattentanz um Konzentration und Meditation, nicht darum, welche Bewegungen man ausführt. Der Schattentanz hilft dir später, den Blick auf das Wesentliche zu richten.«
Tharador stellte sich hinter den Elfen. Ihr Tanz konnte beginnen.
* * *
Ul‘goth betrachtete den Auszug der Goblins mit gemischten Gefühlen. Zum Einen war er besorgt, da sie doch einen erheblichen Teil seiner Streitmacht dargestellt hatten, zum Anderen war er froh, diese mordlüsternen kleinen Unruhestifter los zu sein.
Er mochte die Goblins nicht. Sie glichen eher Tieren denn vernunftbegabten Wesen. Meist folgten sie nur ihren Instinkten, und die beschränkten sich viel zu sehr aufs Kämpfen. Ul‘goth wusste aber auch, dass ihr Abzug Unmut in seinen eigenen Reihen hervorrufen könnte. Vor allem Wantoi bereitete ihm Kopfzerbrechen.
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