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Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador

Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador

Titel: Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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Nicht, weil er befürchtete, der Clanhäuptling könnte sich dem Feldzug der Goblins anschließen. Nein, der große Orkhäuptling sorgte sich vielmehr, dass Wantoi ihn schon bald zu einem Grabenkampf herausfordern könnte.
    Der Grabenkampf war ein altes Ritual der Orks, mit dem sie die Rangordnung innerhalb des Clans festlegten und auch sonst jeglichen Streit zwischen zwei Männern beilegten. Für Außenstehende mochte es wie ein barbarischer Gladiatorenkampf anmuten, doch in der Kultur der Orks war der Grabenkampf als Mittel zur Wahrung des Friedens und der Rechtsprechung tief verwurzelt.
    Armer Wantoi , dachte Ul‘goth bei sich. Er wollte ihn nicht töten. Er hasste es, seine Artgenossen metzeln zu müssen, allerdings befürchtete er, dass Wantoi nicht besonders einsichtig sein würde.
    Die ganze Sache hatte aber auch eine gute Seite. Wenn die Menschen Krieg gegen die Goblins führen würden, könnten sie ihn vorerst nicht angreifen. Und vielleicht wären sie nach dem Krieg so geschwächt, dass sie keine Lust mehr hätten, die Orks zu bekämpfen. Dann würde er mit den Menschen Frieden aushandeln und sein Volk für immer in diesem fruchtbaren Land ansiedeln.
    Der mächtige Orkhäuptling kehrte in die Garnison zurück und begann, den Stachel seines Kriegshammers neu zu schärfen. Er wurde in seiner Ruhe gestört, als Grunduul plötzlich eintrat.
    »Ich habe dich lange nicht gesehen, Grunduul«, begrüßte Ul‘goth den alten Schamanen. Grunduul hatte ihn viele Jahre begleitet. Der alte Schamane war überzeugt davon, dass Ul‘goth von den Ahnen selbst gesegnet war, was er auch allen Orks verkündet hatte. Ul‘goth verdankte einen Großteil seiner Macht der Wortgewalt des alten Orks.
    Grunduul nickte zur Begrüßung kurz und stützte sich schwer auf seinen langen Totemstab. »Wann ziehen wir weiter?«, fragte er unverblümt.
    »Gar nicht«, erwiderte Ul‘goth knapp. »Hier werden wir leben. Du hast selbst gesagt, dass unsere Ahnen keine Nomaden waren. Und wir werden auch keine mehr sein.«
    »Unsere Ahnen waren mutig«, entgegnete Grunduul erbost. »Sie haben sich nicht hinter Mauern versteckt, sie ...«
    »Ich verstecke mich nicht!«, fiel Ul‘goth ihm ins Wort. »Und ich wähle den Weg für unser Volk. Nicht du und auch sonst niemand.«
    Grunduul drehte sich wortlos um und war ebenso schnell wieder verschwunden, wie er gekommen war.
    Auf Ul‘goths Stirn zeichnete sich die tiefe Falte ab. Es beunruhigte ihn, dass Grunduul ihm so feindselig gegenübertrat. Bisher hatte er den alten Schamanen stets als Freund betrachtet, doch offenbar verschwammen die Grenzen zwischen Freund und Feind in diesen Zeiten zunehmend.
    * * *
    Grunduul leckte sich über die Lippen, als er wieder ins Freie trat. Ul‘goth würde den Krieg nicht weiterführen, dessen war er sich nach dieser kurzen Unterhaltung sicher. Doch Grunduul wollte unter keinen Umständen hier in Surdan bleiben. Er wollte weg von Xandor, weg von den Todfelsen. Grunduul träumte von einem kleinen Fleckchen Erde für sich allein. In der Wildnis, nicht in einer Stadt. Ul‘goth würde ihm diesen Traum nicht erfüllen können.
    Der Schamane fand Wantoi in dessen Behausung, einem großen Stadthaus, das der Ork zu seinem Schlafplatz erkoren hatte. Wantois Clan war auf die umliegenden Häuser verteilt, doch viele von ihnen schliefen lieber unter behelfsmäßig zusammengebauten Unterständen im Freien als in einem von Menschen errichteten Gebäude.
    Wantoi erwartete den Schamanen bereits: »Was hat Ul‘goth dir geantwortet?«
    Grunduul musterte Wantoi, der entspannt vor ihm saß. Der Schamane hatte in letzter Zeit einige Male mit dem Clanhäuptling gesprochen und ihn dazu ermutigt, sich gegen Ul‘goth zu erheben. Nun schien Wantoi bereit dafür.
    »Ul‘goth wird nicht länger gegen die Menschen kämpfen«, erwiderte Grunduul. »Es ist an der Zeit, dass ein Anderer unser Volk zum Sieg führt.«
    Wantois boshaftes Grinsen war Antwort genug.
    * * *
    Sein bisheriger Weg war frei von Schwierigkeiten gewesen, doch als Dergeron die Stadttore von Totenfels passierte, musste er sich eingestehen, dass seine Aufgabe nicht leicht zu bewältigen sein würde. Das Bauerndorf war ein ruhiger und beschaulicher Ort gewesen. Totenfels hingegen kam eher einem Ameisenhaufen gleich, so viele Menschen tummelten sich hier in den Strassen und Gassen. Der Krieger wusste, dass es im Norden zahlreiche Städte dieser Größe gab.
    Tharador könnte sich unmittelbar in seiner Nähe befinden –

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