Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador
mächtigerer Krieger gewesen war, doch Tharador hätte so gern mehr gewusst. Seine Mutter hatte ihn immer vertröstet, ihm alles zu gegebener Zeit zu berichten, doch sie war früh gestorben. Tharador war danach der Stadtgarde beigetreten und hatte seine Fragen schließlich verdrängt. Doch Gordans Worte ließen ihn wieder hoffen.
»Ich kannte deinen Vater«, wiederholte der Magier.
»Wie war er? War er groß? Gebildet? Stark? Sagt schon!«, drängte der Krieger und kam zurück auf die Lichtung.
»Ich habe dir bereits von ihm erzählt. Deine heimliche Vermutung ist richtig. Du musst es nur noch akzeptieren. Also nimm dein Schicksal an und sage mir, wer dein Vater ist. Wer als Einziger dein Vater sein kann!«, drängte Gordan nun seinerseits und packte Tharador an den Schultern.
»Throndimar«, hauchte Tharador ihm fassungslos entgegen.
Gordan lächelte sanft. »Jetzt, da du es akzeptierst, bist du bereit für die ganze Geschichte. Für deine Geschichte, Tharador Suldras.
Dein Vater war Throndimar, der mächtigste aller menschlichen Krieger. Ja, er hat vor dreihundert Jahren gelebt und damals gekämpft.
Doch er ist nicht einfach verschwunden. Dein Vater wurde belohnt.
Die Götter waren schwach und viele bereits in einen tiefen Schlaf gefallen. Doch jene, die noch bei Kräften waren, bemerkten deinen Vater. Seine Kraft und sein Mut beeindruckten diese mächtigen Wesen. Aber sie mussten schnell handeln. Sie wollten deinen Vater nicht dem menschlichen Schicksal des Todes überlassen. Außerdem wussten sie, dass sie selbst bald schlafen müssten, da sie immer schwächer wurden.
Deshalb holten sie Throndimar an ihre Seite – sie erhoben ihn zum Engel, auf dass er über ihren Schlaf und die Welt wachen sollte. So lebt er nun für immer und bewacht die Tore der Himmlischen Festung, bis zu dem Tage, an dem die Götter wieder erwachen. Erst dann wird er seine ewige Ruhe in ihren Hallen finden.
Aber all dies hat auch seinen Preis. Throndimar soll zwar über die Welt wachen, doch als Engel ist es ihm verboten, unmittelbar in das Schicksal der Menschen einzugreifen.
Throndimar sah jedoch dunkle Zeiten auf Kanduras zukommen und sich dadurch zum Handeln gezwungen. Weil er nicht selbst einschreiten durfte, entschied er sich, einen Nachfolger zu zeugen: den Sohn eines Engels, einen Paladin. Deine Mutter war eine gläubige Frau reinen Herzens. Sie empfing deinen Vater, und aus dieser Verbindung bist du entstanden. Du bist der Sohn Throndimars – der Sohn eines Engels, ein Paladin«, erklärte Gordan, so gut er konnte.
Tharador verzog keine Miene. Seine Gedanken rasten umher, versuchten, all das zu verarbeiten, doch es war einfach zu viel. Schließlich musste er sich setzen und erst einmal zu Atem gelangen.
»Verstehst du, Tharador? Es ist deine Bestimmung, Kanduras zu retten. Deine Pflicht ist es, denen das Licht zu bringen, die es verloren glauben, denen Hoffnung zu schenken, die nie welche hatten.«
»Aber wie? Wie kann ich einem ganzen Volk – einer ganzen Welt Hoffnung bringen, wenn ich doch selbst so oft zweifle? Ich bin kein Engel und noch weniger ein Gott. Ich bin nur ein Mensch.«
»Falsch!«, widersprach Gordan streng. »Du bist kein gewöhnlicher Mensch. Du bist ein Paladin. Der stärkste und reinste Krieger, den es geben kann. Durch dich fließt die Macht des Himmels. Du vermagst zwar jetzt noch nichts damit anzufangen, doch schon bald wirst du erkennen, wozu du fähig bist«, versicherte er dem zweifelnden Mann. Dann ließ er Tharador mit seinen Gedanken allein. »Morgen beginnt deine Ausbildung, junger Paladin.«
* * *
»Du hast es ihm also endlich gesagt«, stellte Faeron fest, der die beiden vom Wald aus beobachtet hatte.
»Ja. Es ist nicht leicht für ihn. Aber wir haben keine Zeit mehr. Morgen beginnst du mit seiner Ausbildung.«
»Welche Ausbildung? Was soll ich ihm beibringen? Niemand weiß, wozu ein Paladin wirklich fähig ist!«, begehrte der Elf auf.
»Der letzte Paladin lebte vor mehr als tausend Jahren. Niemand weiß, was von den Legenden der Wahrheit entspricht. Manche sagen, dass ein Paladin durch seine bloße Anwesenheit die dunklen Kreaturen vertreiben kann. Andere meinen, dass er das Goldene Licht und die Macht des Himmels in sich trägt.«
»Es gibt Legenden, die behaupten, dass ein Paladin unsterblich sei. Ich halte das für Aberglauben«, erwiderte Faeron.
»Nun, die Zeit wird zeigen, wie mächtig er ist und ob unsere Hoffnungen gerechtfertigt oder vergebens waren«, sagte Gordan
Weitere Kostenlose Bücher