Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador
musste. Sein Herz war rein, und er besaß die Gabe, in den Herzen seiner Widersacher Güte zu entfachen, so er einen Funken davon darin entdeckte. Nicht bei allen, aber bei vielen, die er dadurch gerettet hat.
Du musst wissen, damals standen viele unter dem Einfluss von Karandras. Der ruchlose Magier wollte damals die Götter selbst stürzen. Dazu benötigte er die Kraft aller Wesen dieser Welt. Götter können aus dem Glauben der Menschen geboren werden. Deshalb versklavte er alle. Wenn alle an ihn als Herrscher geglaubt hätten, dann hätte er zu einem mächtigen Gott aufsteigen können.
Doch dein Vater verhinderte, dass es soweit kam. Karandras versuchte, ihn damals zu verführen, bot ihm einen Platz an seiner Seite an. Throndimars Seele aber war zu rein, als dass er sich darauf eingelassen hätte.
Aber ich denke eher, dass du etwas anderes hören willst. Du bist Throndimar sehr ähnlich. Genauso ungestüm, wie er am Anfang war. Und du hast den gleichen Ausdruck in den Augen. Dein Blick ist klar und scharf, und es widerspiegeln sich Güte und Barmherzigkeit darin. In anderen Dingen wiederum seid ihr grundverschieden. Throndimar akzeptierte seinen Platz in dieser Welt und handelte seinem Schicksal entsprechend. Du scheinst es immer noch nicht anzunehmen.«
Tief in seinem Innersten musste Tharador dem Elfen zustimmen. Er hatte sich in letzter Zeit nur an Queldans Tod erinnert und nicht an ihre gemeinsame Zeit, die vielen fröhlichen und spannenden Augenblicke. Als Tharador dies begriffen hatte, fiel eine Last von seinem Herzen. Queldan war zwar tot, doch in seiner Erinnerung würde er ewig leben.
Etwas allerdings verstand er immer noch nicht. »Wie soll ich einen Platz einnehmen, wenn ich mir nicht darüber im Klaren bin, welcher Platz das ist?«, fragte er.
»Du bist ein Paladin«, antwortete Faeron, als würde dies alles erklären. Dann lächelte der Elf sanft. »Such nicht nach dem Weg, er wird sich von ganz allein vor dir ausbreiten. Dein Schicksal wird dich finden.«
Damit stand er auf und ließ den jungen Mann allein auf der Lichtung zurück.
* * *
Heute würde er gewinnen. Tharador duckte sich unter einem Schwerthieb hinweg und parierte gleich darauf den nächsten. Faeron war unglaublich gut. Der junge Paladin hatte selten einen so begnadeten Schwertkämpfer gesehen. Dennoch würde er heute gewinnen, das hatte er sich fest vorgenommen.
Tharador fing mit zwei schnellen Hieben an, die der Elf mühelos parierte. Doch der Paladin griff beharrlich weiter an. Er ließ das Holzschwert einmal vor der Brust kreisen und stach dann von oben zu. Faeron wehrte den Streich ohne größere Anstrengung ab und schlug Tharadors Schwert beiseite.
Damit hatte er gerechnet. Er nutzte den Schwung seines Armes und ließ den Körper hinterher schnellen. Einen Lidschlag später war er um den Elfen herumgerollt und führte einen Hieb gegen die Seite seines Gegners.
Faeron bekam sein Schwert noch rechtzeitig zwischen sich und Tharadors Waffe, doch der junge Paladin hatte genau diese Erwiderung beabsichtigt. Der Elf war durch seine Parade für einen winzigen Augenblick aus dem Gleichgewicht geraten, den Tharador nutzte, um ihn mit einem Fußfeger zu Boden zu schicken.
Der Elf kam blitzschnell wieder in die Hocke, doch es war bereits zu spät. Tharadors Klinge zielte auf seinen Hals, und der Paladin stand mit selbstsicherem Grinsen vor seinem Lehrmeister. »Du hast verloren«, lächelte er.
»Bist du dir dessen so sicher?«, fragte Faeron neckisch und deutete mit den Augen auf seine Hand.
Tharador blickte nach unten und sah das Schwert des Elfen, das genau zwischen seine Beine zielte.
»Ich würde eher sagen, unentschieden«, flachste Faeron, und nach einem kurzen Blick in Tharadors gequälte Miene lachten sie beide herzhaft los.
Sie hörten erst auf, als Gordan sich mit ernsten Zügen zu ihnen auf die Lichtung gesellte.
»Was ist denn los?«, fragte Tharador.
»Es ist Zeit, dass ihr aufbrecht. Sonst erreicht ihr euer Ziel nicht mehr vor dem ersten Wintereinbruch«, sagte der Magier ernst.
»Begleitest du uns nicht?« Tharador blickte den alten Mann verwirrt an.
»Nein. Sobald ich diesen Wald verlasse, wird Xandor das spüren und wissen, wo wir sind. Es wäre zu gefährlich.«
»Wo müssen wir überhaupt hin?«, wollte Tharador erfahren. »Wo hast du das Buch damals versteckt?«
»Kommt mit, dann erzähle ich es euch. Khalldeg wird es sicher auch interessieren.«
Der Zwerg schlief noch. Sein Schnarchen grollte
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