Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador
unbewusst an die rechte Schulter. Bei ihrem letzten Kampf hatte er dort einen harten Treffer erlitten, nachdem er Ul‘goth schwer verletzt hatte. Er hätte den Kampf gewonnen, doch die Wucht des Hiebes hatte ihm die Luft geraubt, und er war ohnmächtig geworden, womit der Kampf beendet gewesen war.
Diesmal würde er nicht bewusstlos werden. Er knurrte Ul‘goth noch einmal bedrohlich an, dann ging er leicht in die Knie und sprang im nächsten Augenblick nach vorne auf seinen Gegner los.
Der Orkhäuptling hatte einen solchen Angriff erwartet. Wantoi kämpfte wie ein Ork. Er war unheimlich geschickt, doch zu ungestüm. Sein weit ausholender Hieb ging an Ul‘goth vorbei ins Leere.
Ul‘goth hätte den Kampf schon jetzt beenden können. Er hätte seinem Gegner den Hammer ins Genick treiben und ihn mit einem Schlag töten können. Doch er tat es nicht. Wantoi genoss den Respekt und die Bewunderung vieler Krieger, das wusste Ul‘goth nur zu gut. Wenn er ihn derart demütigte, wäre die Gefahr groß, dass seine Männer vor Enttäuschung in blinde Raserei verfallen und ein Krieg im eigenen Lager ausbrechen würde.
Stattdessen schlug der riesige Ork seinem Herausforderer die linke Faust in die Rippen. Der Treffer war hart – er konnte deutlich das Knacken von mindestens zwei brechenden Knochen hören.
Wantoi schrie auf vor Schmerz, griff aber unmittelbar danach voller Wut ein weiteres Mal an, diesmal jedoch vorsichtiger. Er versuchte, mit kurzen Hieben und Stichen an der Verteidigung seines Gegners vorbei einen Treffer zu erzielen. Doch Ul‘goth schlug seine Waffe jedes Mal beiseite oder fing die Klinge mit dem eisernen Stiel seines Hammers auf.
Jeder Zug der beiden wurde von lautem Gegröle der Menge begleitet.
Schließlich gelang es Wantoi, Ul‘goth einen Schnitt in der Seite zu verpassen. Die zweite, widerhakenartige Spitze bekam er zwar nicht in Position, doch der Schnitt war recht tief, und Ul‘goth schrie kurz auf, was den Anhängern seines Gegners lauten Jubel entlockte. Wantoi wurde dadurch kurz abgelenkt und bekam eine riesige Faust ins Gesicht, die ihn mehrere Schritte zurücktaumeln ließ.
Ul‘goth wollte sein Gegenüber nach wie vor nicht töten. Er hatte gehofft, dass Wantois Rippenverletzung ihm die Luft rauben und zur Aufgabe zwingen würde. Aber entweder beeinträchtigte sie ihn nicht, oder er schenkte den Schmerzen einfach keine Beachtung.
Nun bot sich erneut die Gelegenheit, den Kampf zu beenden. Als Wantoi zurückfiel, setzte er sofort nach und holte zu einem mächtigen Hieb gegen dessen linke Schulter aus. Die Waffe sauste mit einer solchen Wucht herab, dass er einfach nicht fassen konnte, was geschah.
Wantoi fing die Waffe am Stiel ab und entging so dem folgenschweren Treffer.
Schlagartig hatte Ul‘goth ein Problem, denn er war ohne Deckung.
Ohne zu zögern, stach Wantoi zu. Er wusste, dass die Wunde tödlich sein würde und er damit gewonnen hätte.
Allerdings verfehlte sein Stich das Ziel.
Ul‘goth hatte den Schwung seines Angriffs genutzt und war über den kleineren Wantoi hinweggehechtet. Er hatte sich dafür mit der linken Hand weiter vorne am Hammerstiel abgestützt und Wantoi, der immer noch den Hammer hielt, als Stütze benutzt.
Ein Raunen ging durch die Menge, denn damit hatte niemand gerechnet.
Ul‘goth gestattete sich keine Pause. Während er sich abrollte, entriss er seine Waffe Wantois Hand und führte sie in einem weiten Rückhandschlag, indem er sich wieder gegen seinen Gegner drehte. Wantoi konnte den Streich mit Müh und Not im letzten Augenblick blocken, so überrascht war er noch von Ul‘goths Manöver.
Der Orkhäuptling drückte mit dem Stiel des Hammers das Orkmesser zur Seite und verpasste seinem Gegner einen harten Schlag mit der Stirn, der eine klaffende Platzwunde über Wantois linkem Auge hinterließ. Er setzte mit einem Fausthieb nach und schleuderte den kleineren Gegner dadurch mehrere Fuß weit von sich.
Ul‘goth wollte es beenden. Er warf seinen mächtigen Hammer hinter Wantoi her. Gerade als dieser sich aufrappeln wollte, schnellte das wirbelnde Geschoss heran.
Im letzten Moment konnte Wantoi sich unter dem Hammerkopf wegducken, musste aber einen harten Treffer des wirbelnden Stieles gegen die rechte Schulter hinnehmen. Nun befand er sich unverhofft klar im Vorteil: Ul‘goth war unbewaffnet und somit beinah wehrlos.
Siegessicher rappelte Wantoi sich auf die Beine. Er grinste Ul‘goth hämisch an und trat langsam näher. Er wollte nicht den
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