Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador
ihn für seine noblen Absichten. Ul‘goth wollte wirklich nur das Beste für sein Volk. Die Besonnenheit des Orkhäuptlings widerstrebte dem alten Magier zutiefst. Ul‘goth setzte seine Macht zum Wohle aller ein. Eine solche Einstellung war Xandor völlig fremd; seine Macht nutzte er ausschließlich zum Wohle eines einzigen Mannes, und der war er selbst.
Seit er begriffen hatte, welche Pläne Ul‘goth in Wahrheit hegte, überlegte er fieberhaft, wie er ihn am Besten wieder loswerden könnte. Ihn einfach zu töten, kam nicht infrage – die Orks würden zu viel Zeit damit verbringen, die neue Rangordnung untereinander auszufechten. Und viele der möglichen Nachfolger Ul‘goths wie Gallak, der aussichtsreichste Anwärter auf die Krone der Orks, waren ebenso wie Ul‘goth darauf aus, die Orks für immer hier anzusiedeln.
Grunduul hatte Xandor einen Weg aufgezeigt: Der Grabenkampf bot die perfekte Gelegenheit, jemanden an die Macht zu bringen, der seinen Plänen nützlich sein konnte. So hatte Xandor Grunduul die Planung dieser Ränke überlassen, doch der Schamane hatte kläglich versagt.
Xandor hatte gleich zu Beginn des Kampfes erkannt, dass Wantoi hoffnungslos unterlegen war. Deshalb hatte der Magier entschieden, ein wenig zu Gunsten des kleineren Clanhäuptlings einzugreifen. Er hatte ihn mit einem Zauber unempfindlich gegen Schmerzen gemacht, in der Hoffnung, dass Wantoi den Orkkönig so am Ende niederringen könnte. Zwischenzeitlich hatte Wantoi tatsächlich die Oberhand errungen, letztlich jedoch hatte Ul‘goth sich als zu geschickter Kämpfer erwiesen. Am Ende waren die Verletzungen Wantois selbst für Xandors Magie zu schwer gewesen. Als er dies erkannt hatte, hatte er seinen Zauber abgebrochen und Wantoi seinem Schicksal überlassen.
Xandor hatte noch immer keinen Hinweis auf das Buch gefunden, aber dafür etwas anderes, das nicht weniger aufschlussreich schien: Er hatte eine Niederschrift Gordans entdeckt, in der er den Kampf gegen Karandras und das Danach beschrieb. Zwar erwähnte er weder das Buch noch den Ort, an dem sie gekämpft hatten, doch er erläuterte ausführlich, was anschließend mit Throndimar geschehen war.
Nun wusste Xandor, dass Throndimar damals zu einem Engel erhoben worden war und als solcher über die schlafenden Götter wachen sollte. Doch er hatte noch mehr erfahren: Gordan war so unvorsichtig gewesen, die Legende der Paladine zu schildern.
Mittlerweile konnte Xandor sich denken, weshalb Gordan diesen Tharador gerettet hatte. Blieb nur noch die Frage, wie Gordan ihn finden konnte. Xandor wusste, dass man nur Magier oder vielmehr deren magische Energie aufspüren konnte.
Die magischen Kräfte durchflossen die ganze Welt, und Magier vermochten, diese Macht zu bündeln und zu lenken. Jeder Magier hatte seine eigene Art und Weise, mit den astralen Kräften umzugehen. So hinterließ jeder Zauberer seine persönliche Handschrift im astralen Geflecht.
Hatte ihn Gordan deshalb gefunden? War es Zufall, dass Gordan gerade in jenem Moment aufgetaucht war, als er dem Leben Tharadors ein Ende bereiten wollte? Oder hatte sein alter Lehrmeister sich ihm endlich zum Kampf stellen wollen und seine Pläne im letzten Augenblick geändert, als er erkannt hatte, wen Xandor gerade auszulöschen im Begriff gewesen war?
Je länger er darüber nachdachte, desto sicherer wurde er, dass keine dieser Vermutungen stimmen konnte. Vielmehr erkannte er, dass sein alter Feind einen Weg gefunden haben musste, Tharador Suldras im astralen Geflecht aufzuspüren und zu retten.
Tharador Suldras verkörperte einen Paladin, vielleicht sogar einen Magier, aber er war immer noch ein Mensch, und kein Mensch konnte es mit Xandors Macht aufnehmen. Er würde ihn trotz allem vernichten.
Über die Auswirkungen dieser Erkenntnisse konnte er sich vorerst nicht kümmern. Er würde später in der Bibliothek nach Wissen suchen, das ihm bei diesem Unterfangen helfen würde.
Vielleicht konnte ihm der junge Mann sogar von Nutzen sein. Wenn Xandor herausfinden könnte, wie er im astralen Geflecht aufzuspüren war, würde Tharador ihn vielleicht geradewegs zum Schwarzen Buch führen. Möglicherweise versuchte Gordan, mit der Hilfe des jungen Kriegers, das Buch zu zerstören.
Wie töricht sein alter Lehrer doch war. Er wusste genau, dass nichts und niemand, keine Macht der Welt das Buch vernichten konnte. Was also führte er im Schilde?
Die runzlige Stirn des alten Magiers legte sich in tiefe Falten, als er weiter aus dem
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