Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador
Fenster blickte und beobachtete, wie die Orks Wantois leblosen Körper davonschleppten.
Ihm wurde klar, dass er vorsichtiger sein musste. Er würde sich seine Pläne nicht mehr durchkreuzen lassen.
* * *
Wurlagh legte den Leichnam seines Vaters Wantoi in eine flache Grube, die er selbst ausgehoben hatte, wie es der Brauch verlangte. Wurlagh war immer bewusst gewesen, dass er seinen Vater eines Tages würde begraben müssen, doch nicht auf diese Weise.
Der Körper des stolzen Häuptlings war zerschmettert, unzählige Knochen waren gebrochen. Ul‘goth hatte ihm nicht die geringste Gnade erwiesen.
Der Schamane Grunduul stand neben Wurlagh und sprach den letzten Segen über den toten Leib. Wantoi sollte das Reich der Ahnen wohlbehalten erreichen und nicht wiederkehren, um die Lebenden als böser Geist heimzusuchen. Auch dieser Segen war Sitte.
Der junge Wurlagh stolperte immer häufiger über die Traditionen seines Volks. Die Grabenkämpfe, die Art der Beisetzung, einfach alles schien auf Tradition aufgebaut. Ul‘goth sprach ständig davon, dass sie ihr Leben wieder nach den alten Regeln führen sollten.
Wurlagh hasste diese Gebräuche. Er sah nicht ein, weshalb sich sein Volk mit einem Leben als Bauern zufrieden geben sollte. Sein Vater hatte darauf bestanden, den Krieg weiter zu den Menschen zu tragen. Die Menschen im Süden waren schwach. Nach Surdan gab es nur noch wenige große Städte, das wusste Wurlagh. Im Norden waren die Menschen zahlreicher, doch der Süden stellte ein wilderes Land dar. Surdan war eine riesige Stadt gewesen, dennoch hatten die Orks ihre Verteidiger bezwungen.
»Alles ist möglich«, sagte der junge Ork, der nun die Stellung seines Vaters geerbt hatte, zu sich selbst.
Grunduul bleckte die Zähne zu einem raubtierhaften Grinsen. Der alte Schamane trat näher an den jungen Ork heran: »So ist es, junger Häuptling. Dir kann die Zukunft gehören.« Wurlagh würdigte ihn kaum eines Blickes, doch Grunduul blieb beharrlich. »Wenn Ul‘goth tot wäre, könntest du die Stämme vereinen«, raunte er verheißungsvoll.
»Ul‘goth ist ein Monster«, sagte Wurlagh leise.
»Aber ein Monster, das man besiegen kann«, erwiderte Grunduul.
»Du hast gesehen, wozu er fähig ist. Wantoi war ein besserer Kämpfer als ich, dennoch ist er tot.«
»Es gibt mehr Arten zu töten als blanken Stahl.«
Am Beginn des Weges
Ihre Blicke trafen sich. Im Ausdruck der jungen Frau lag etwas Fremdartiges und Faszinierendes. Dergeron leerte seinen Krug in einem Zug. Der Met brannte in seiner Kehle, und kurz darauf stellte sich eine wohlige Wärme ein, die sich in seinem ganzen Körper ausbreitete.
Am nächsten Tag würde er dem Grafen bei einer Audienz begegnen. Viel hatte er nicht über diesen Mann in Erfahrung bringen können, lediglich, dass er seit einem Schicksalsschlag sehr zurückgezogen in seiner Burg lebte. Dergeron gähnte. Im Grunde war ihm der Graf gleichgültig, und so wollte er keine unnötigen Gedanken an ihn verschwenden. Diese Frau auf der anderen Seite war ... überaus interessant. Sie befand sich nicht mehr an der Theke, sondern saß mittlerweile an einem großen Tisch, zusammen mit mehreren Männern. Einige von ihnen waren wohl einfache Bürger, aber es schien auch der eine oder andere Soldat unter ihnen zu sitzen. Die Männer waren heftig am Zechen und leerten einen Krug Bier nach dem anderen.
Dergeron betrachtete sie eingehender. Er hatte noch nie zuvor eine so hübsche Frau gesehen. Ihr rotblondes Haar fiel in leichten Wellen gleichmäßig bis auf ihre wohlgeformte Brust hinab, die sich mit jedem Atemzug sanft hob und senkte. Ab und zu verirrte sich eine Strähne in ihr Gesicht, die sie mit einer fließenden Handbewegung beiseite wischte. Er beobachtete sie beim Sprechen, wie sich ihre vollen, roten Lippen bewegten und wie ihre Nasenspitze dabei leicht wippte. Und ihre weiße Haut ... Dergeron konnte sich deutlich vorstellen, wie seine Finger über ihren seidigen Körper glitten und ihre sinnlichen Rundungen fest umschlossen.
Sie saß dort am Tisch und lachte mit den Männern, lauschte ihren Geschichten und nippte ab und an am Krug eines jeden in der Runde. Was wollte sie bloß von ihnen? Einerseits war Dergeron froh, dass sie sich nicht zu ihm setzte, denn für eine Liebschaft hatte er keine Zeit. Dass sie sich allerdings lieber mit diesen Tagelöhnern abgab und sich nicht zu ihm gesellt hatte, machte ihn ... eifersüchtig.
Plötzlich blickte sie ihm in die Augen, so unvermittelt und
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