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Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador

Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador

Titel: Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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auf eine Art, als wüsste sie, dass er sie die ganze Zeit beobachtet hatte. Dergerons Herz schlug schneller, und ihm wurde heiß im Gesicht. Er hatte das Gefühl, bei etwas Verbotenem ertappt worden zu sein. Schließlich drehte sie sich wieder der Runde zu.
    Dergeron war wütend auf sich selbst; sie war nur irgendeine Frau, und er hatte bei weitem Wichtigeres zu tun, als sich wie ein liebestoller Jungspund zu benehmen.
    Dergeron widmete sich wieder seiner Rolle als unscheinbarer Gast und einem neuen Krug Met. Dennoch warf er immer wieder verstohlene Blicke auf die junge Frau. Etwas an ihr passte nicht in das Bild, das er inzwischen von ihr gewonnen hatte. Sie verdingte sich auf jeden Fall nicht als Dirne, sonst wäre sie schon längst mit einem möglichen Freier verschwunden. Nein, in ihrem Blick lag deutlich mehr ... Er wirkte konzentriert und spiegelte nicht ihre offensichtlich aufgesetzte Ausgelassenheit wider. Oftmals sah sie sich unbemerkt im Raum um, als würde sie etwas suchen.
    Dann durchschaute er sie: Während sie die Männer mit scheinbar beiläufigen, sanften Berührungen umspielte, fand immer wieder ein Kupferstück oder Silberling den Weg von seinem Besitzer zu ihr. Sie war also nichts weiter als eine gewöhnliche Diebin. Zwar überaus hübsch und geschickt, dennoch nur eine Beutelschneiderin.
    Diesmal traf ihr Blick ihn wie ein Blitz. Sie funkelte ihn an, und Dergeron gab ihr mit einem Nicken zu verstehen, dass er ihr auf die Schliche gekommen war. Er grinste ihr unverwandt ins Gesicht und freute sich insgeheim, dass er ihr die Schamesröte auf die Wangen getrieben hatte.
    Wie erwartet stand sie kurz danach auf und verabschiedete sich von den Männern am Tisch. Diese versuchten zwar noch, sie zurückzuhalten, doch sie wand sich jedes Mal unglaublich geschickt aus den lüsternen Umarmungen und bahnte sich schließlich den Weg zur Tür.
    Sobald sie die Schänke verlassen hatte, legte Dergeron einige Münzen auf den Tisch und folgte ihr in die frische Luft.
    Draußen herrschte Totenstille, und das fahle Mondlicht schien klar vom wolkenlosen Himmel. Obwohl sie noch nicht weit gekommen sein konnte, fehlte von ihr jede Spur. Dergeron überlegte kurz, in welche Richtung er gehen sollte, doch er entschied, dass es keinen Sinn hatte, die Frau zu verfolgen. Er kannte sich in dieser Stadt nicht aus, und die Wahrscheinlichkeit, sich zu verlaufen, war größer als jene, sie zu finden.
    Ihre rechte Hand umklammerte den Griff eines ihrer Dolche so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. Nachdem sie den Schankraum der Herberge verlassen hatte, war sie über die Straße geeilt und hatte sich in den Schatten einer Seitengasse verborgen. Mit aller Mühe beruhigte sie ihren Atem und starrte auf die Tür des Schankraums, durch die nur wenig später der Fremde trat.
    Sie hatte ihn noch nie zuvor in Totenfels gesehen, doch der Graf verstärkte ständig die Reihen seiner Büttel und Soldaten. Allerdings schien dieser Mann ganz und gar anders als die gewöhnlichen Büttel: Er hatte sie durchschaut!
    Ganz gleich, wer er sein mochte, für sie stand fest: Totenfels war nicht mehr sicher. Die Diebin hatte sich gründlich auf einen solchen Fall vorbereitet; für einen Dieb, den man enttarnt hatte, gab es nur eine Möglichkeit –sie würde ihre Heimat hinter sich lassen müssen.
    Doch es gab noch etwas, das erledigt werden musste. Einen Schwur, den sie erfüllen wollte.
    * * *
    Es war ein kalter Herbstabend, und zu allem Überfluss hatte es vor wenigen Augenblicken auch noch in Strömen zu regnen begonnen. Sie suchten unter ein paar alten Bäumen Unterschlupf, doch die knorrigen Äste boten kaum Schutz vor der klirrenden Kälte, die der Regen in ihnen aufziehen ließ. Kurze Zeit später froren sie alle bis auf die Knochen.
    »Verdammt. Wenn das so weitergeht, verdirbt es mir doch glatt den ganzen Spaß!«, fluchte Khalldeg vor sich hin.
    »Der Winter wird unsere Aufgabe noch um einiges erschweren«, dachte Tharador laut. »Wir werden eher auf einem vereisten Pfad in den Todfelsen sterben als im Kampf gegen Xandor.«
    »Wenn das so weitergeht, dann ertrinken wir vorher noch«, brummte Khalldeg.
    »Dieses Los würde dich lange vor mir ereilen«, erwiderte Tharador schelmisch, und ihr herzhaftes Gelächter hellte die vom Wetter getrübte Laune etwas auf. Allerdings währte die Heiterkeit ob des entnervenden Prasselns des Regens nicht lange.
    Faeron hörte ihnen gar nicht zu. Er hatte sich hingekniet und die Augen geschlossen. Der

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