Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador
schweiften verwirrt zwischen Statue und Tharador hin und her. »Erklärt es mir, bitte.«
»Gerne erzähle ich Euch meine Geschichte«, setzte Tharador verheißungsvoll an. »Die Wahrheit ist, ich bin nicht nur ein Nachkomme Throndimars, ich bin sein Sohn. Mein Vater verschwand damals nicht einfach nur. Er wurde von den Göttern zum Engel erhoben. Er wacht nun von dort, wo immer das auch sein mag, über den Schlaf der Götter und die Menschheit, die er immer geliebt und verteidigt hat. Doch es ist ihm verboten, direkt in unser Schicksal einzugreifen, deshalb zeugte er einen Sohn, mich. Ich bin der Sohn eines Engels, ein Paladin.«
»Das war es, was Ihr von Gordan erfahren habt, nicht wahr?«, fragte König Jorgan fasziniert. Es gab natürlich Legenden, doch er hätte es nie für möglich gehalten, dass Paladine wirklich existierten.
»Ja. Und er sprach auch von meiner Bestimmung. Dass es meine Aufgabe sei, den Menschen Hoffnung zu bringen, wo sie selbst keine mehr haben. Und nun sind meine Freunde und ich auf dem Weg nach Süden. Dort treibt der Magier Tarvin Xandor sein Unwesen, er möchte in die Fußstapfen Karandras’ treten, und sollte er jemals in den Besitz des Buches Karand kommen, wird er die Welt ins Verderben stürzen und alles vernichten. Glaubt mir, Majestät, ich habe nicht vor, Euch zu entthronen. Ich will, dass Ihr weiterregiert. Ich konnte erkennen, dass Ihr weise und besonnen handelt, und Euer Volk scheint Euch zu achten und mit Eurer Arbeit zufrieden zu sein. Meine Aufgabe liegt im Süden, auf der anderen Seite der Todfelsen. Auch wenn ich Eure Gastfreundschaft sehr genossen habe, werden wir sobald als möglich aufbrechen, um den Aufstieg Xandors zu verhindern.«
»Ich danke Euch für Eure Worte und das Vertrauen, das Ihr in mich setzt. Ich will gerne versuchen, dem Volk von Berenth weiterhin ein guter Herrscher zu sein, und es mit Vernunft und Herz regieren«, sagte der König ergriffen.
»Eben aus diesem Grund seid Ihr der richtige Mann für diese Aufgabe, ein ehrenhafter Mann, und wenn ich mich so umsehe, geht es diesem Land mehr als gut. Majestät, Ihr seid der geborene König und verdient diesen Titel mehr, als ich es jemals könnte«, sagte Tharador aufrichtig und kniete vor dem König nieder.
»Ich bitte Euch, steht auf. Die Last, die mir aufgebürdet wurde, wiegt nicht einmal halb so schwer wie die Eure. Gordan täuschte sich nicht, Ihr seid Throndimars Sohn. Ich sollte vielmehr vor Euch knien, denn falls die Zeichen wirklich so schlimm stehen, seid Ihr unsere einzige Hoffnung und verdient all unseren Respekt.«
»Ich hoffe, ich erweise mich als würdig«, sagte der Paladin ein wenig bedrückt.
»Ich bin zuversichtlich. Nehmt einen Rat von einem alten Mann, der Euch nichts bieten kann als seine Lebenserfahrung, Paladin Tharador Suldras. Wo Licht ist, ist auch Schatten, und Ihr werdet heller strahlen als alle anderen. Seid Euch dessen immer bewusst.«
»Der dunkelste unter ihnen weilt zur Zeit in Eurem Palast«, sagte Tharador ernst.
»Ja, so weit ich das beurteilen kann, scheint Dergeron Karolus durch seinen inbrünstigen Hass fehlgeleitet. Verzeiht mir, doch ich musste die Etikette wahren, er hat hier nichts verbrochen, daher gebührt ihm unsere uneingeschränkte Gastfreundschaft.«
»Das verstehe ich. Dennoch wisst Ihr genau wie ich, dass er lügt, daher erbitte ich von Euch nur eine sichere Überfahrt auf einem Eurer Schiffe, damit wir so schnell wie möglich nach Surdan gelangen können, denn die Zeit arbeitet gegen uns.«
»Ich habe mir so etwas bereits gedacht und Befehl gegeben, ein Schiff vorzubereiten. Es wird in spätestens drei Tagen in See stechen können Ich hoffe, dass es dann nicht zu spät ist.«
»Dafür sind wir Euch sehr dankbar, Majestät«, ertönte auf einmal Faerons Stimme hinter ihnen.
»Ich muss euch danken, denn ihr werdet uns alle retten. Ich werde das Andenken Throndimars in Ehren halten und den wenigen Anhängern unserer Götter Mut zusprechen. Eure Geschichte allerdings werde ich als Geheimnis bewahren«, versprach der König und verabschiedete sich dann von den Dreien und ging zurück ins Schloss.
Tharador, Faeron und Khalldeg blieben noch eine ganze Weile in der kleinen Kapelle. Tharador trat langsam auf die Statue zu und betrachtete sie mit traurigem Blick. Schließlich streckte er langsam die rechte Hand aus und seine Finger berührten vorsichtig die linke Hand der Statue. »Vater«, hauchte Tharador, und Tränen flossen ihm übers Gesicht,
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