Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador
längst in ein stinkendes Kerkerloch werfen können«, sagte Khalldeg trocken.
»Da hat Khalldeg Recht«, warf Faeron ein, »außerdem ist König Jorgan wirklich ein Mann von Ehre. Du kannst ihm vertrauen.«
»Er ist nicht nur ein Ehrenmann, er ist auch sehr weise«, überlegte Tharador.
»Ja. Du tust gut daran, seine Worte ernst zu nehmen«, erinnerte ihn Khalldeg.
»Was meinst du?«
»Was er dir von Licht und Schatten erzählt hat. Es stimmt. Ich meine, sieh dich um. Wir sind erst einen Tag hier, und schon hast du vermutlich einen neuen Feind. Zumindest ist dieser Kommandant sicher nicht dein Freund. Über Dergeron müssen wir nicht diskutieren, der würde alles riskieren, um dich zu töten. Und diese Frau – wo sie steht muss sich noch zeigen«, erklärte der Zwerg. »Aber keine Sorge, Junge. Solange ich in deiner Nähe bin, kann dir nichts passieren«, fügte er noch mit einem Augenzwinkern hinzu.
»Der König meinte noch etwas anderes«, sagte Faeron mit ruhiger Stimme. »Du hast auch eine große Verantwortung. Nicht nur für dich selbst, sondern für alle, die deine Hilfe benötigen. Deshalb suchen wir den Kampf mit Xandor, und du wirst dich Dergeron stellen müssen. Du kannst dich deiner Verantwortung, deinem Schicksal, nicht entziehen, vergiss das nie.«
»Das werde ich auch nicht. Doch lasst uns jetzt zu Bett gehen, ich bin müde, und wenn ich schon Dergeron entgegen treten muss, will ich dieses Ereignis nicht verschlafen.«
Als sie aufstanden und sich wieder zum Schloss wandten, hielt Tharador kurz inne. »Faeron, sah mein Vater wirklich so aus?«, fragte er den Elfen und spielte auf die Statue an, die sie zuvor gesehen hatten.
Faeron lächelte und nickte. »Die Statue wird seiner Ausstrahlung natürlich nicht gerecht, doch du bist ihm wirklich sehr ähnlich.«
Tharador atmete hörbar aus und nickte dem Elfen dankbar zu.
Selbst Khalldeg lächelte aus tiefstem Herzen und klopfte dem Paladin auf den Rücken. Der ansonsten anscheinend so harte Zwerg schien echtes Mitgefühl zu empfinden.
* * *
Wurlagh betrat das kleine Schamanenzelt. Grunduul war einer derjenigen, die sich weigerten, in den von Menschen gezimmerten Häusern zu wohnen. Stattdessen hatte der Schamane sich ein einfaches Zelt in einer der Seitenstraßen aufgebaut.
Der Boden war mit Fellen und Stroh bedeckt. In der Mitte war eine kleine Feuerstelle, die ihren Rauchabzug in Form eines kleinen Lochs in der Zeltkuppel hatte. Trotzdem hing das Zelt voll schweren rötlichen Nebels. Grunduul warf hin und wieder eine Hand voll Pulver in die niedrige Flamme. Das Pulver verpuffte in einer kleinen Explosion und verstärkte den roten Dunst. Schamanensand nannten die Orks dieses Pulver.
Wurlagh nahm gegenüber von Grunduul Platz. Der junge und hitzköpfige Ork war seit Wantois Tod sehr damit beschäftigt gewesen, seine Herrschaft innerhalb des Clans zu beweisen. Bereits drei Herausforderer hatte er töten müssen, doch nun schienen die Männer, die einst für seinen Vater geblutet hatten, ihn als ihren Anführer zu akzeptieren.
Die drei Herausforderer waren Wantois engste Vertraute gewesen. Es war üblich, dass Orkkrieger in solchen Positionen den neuen Häuptling herausforderten. Viele Vertraute planten ohnehin schon zu Lebzeiten ihres Häuptlings, ihn zu ersetzen. Niemand wollte eine sorgfältig aufgebaute Machtposition aufgrund eines Jünglings verlieren. Wurlagh würde sich noch viele Male beweisen müssen; dass er diese drei Kämpfe gewonnen hatte, verschaffte ihm allerdings etwas mehr Respekt und Zeit.
»Was willst du von mir, Grunduul?«, fragte er den Schamanen offen heraus. Wurlagh war Grunduuls Vorschlägen gegenüber nicht völlig abgeneigt, doch er war auch viel zu stolz, um sie offen anzunehmen. So trafen sie sich heimlich in Grunduuls Zelt, und der alte Schamane schwor Wurlagh auf ein lohnendes Ziel ein: die Königswürde.
»Ich will, dass du dich an Ul‘goth rächst«, sagte der Schamane mit krächzender Stimme.
»Diesen Wunsch hege ich selbst«, entgegnete Wurlagh. »Doch was verspricht sich Grunduul davon?«
Der Schamane bleckte die Zähne unter einem Grinsen: »Ich will einen König, der unser Volk zu altem Glanz erhebt.«
Wurlagh starrte stumm ins Feuer.
»Einen König, der sich nicht versteckt«, fuhr Grunduul fort. »Einen König, der unsere Schande rächt!«
»Unsere Schande«, wiederholte Wurlagh leise.
»Sie haben uns aus unserer Heimat in die Berge vertrieben.« Grunduuls Stimme war nun kaum mehr als ein
Weitere Kostenlose Bücher