Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador
ausgewachsenen Mann mehrere Tage lang ernährt hätten.
Tharador wusste gar nicht, womit er beginnen sollte, so viele verführerische Düfte strömten in seine Nase und ließen ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Khalldeg war nicht so unentschlossen. Er hatte sich einfach von jeder Platte eine große Portion genommen und war bereits eifrig damit beschäftigt, alles hastig in sich hinein zu stopfen.
Faeron war etwas zurückhaltender und hatte sich nur ein Stück Reh genommen und einige Kartoffeln.
Schließlich nahm Tharador sich eine schöne Lammkeule und eine große Kelle brauner Soße. Es war wirklich fantastisch. Das Fleisch war wunderbar zart und zerging auf der Zunge fast ebenso wie die Soße selbst. Er hatte mit Abstand noch niemals etwas so Gutes gegessen.
Das einzig Schlechte an diesem Essen war der Anblick Dergerons. So oft er ihn ansah, schleuderte er seinem Widersacher einen finsteren Blick nach dem anderen entgegen.
Dergeron beantwortete jeden einzelnen davon mit einem derart kaltlächelnden Nicken, dass Tharador all seine Selbstbeherrschung aufbringen musste, um den einstmaligen Freund nicht gleich hier beim Essen mit dem Saucenlöffel das Herz aus dem Leib zu schneiden. Aber beiden war klar, dass jetzt und hier nicht der richtige Zeitpunkt für ihr Zusammentreffen war. Allerdings war dem Paladin ebenso bewusst, dass ein Angriff seines damaligen Freundes nicht mehr lange auf sich warten lassen würde.
Eine ganze Weile wurde nicht gesprochen. Alle waren zu sehr mit dem Essen beschäftigt.
Tharador beobachtete Dergeron misstrauisch und versuchte, die Pläne des Kriegers zu erahnen.
Dergeron ließ das kalt. Er aß und trank in vollen Zügen und schien den Abend, aber vor allem seine Begleitung über alle Maßen zu genießen.
Die junge Frau hatte ein schlichtes grünes Abendkleid aus Samt angezogen. Eine Leihgabe des Schlosses. Tharador musste zugeben, dass sie wirklich unwahrscheinlich hübsch war. Ihre Augen hatten einen besonderen Glanz, dieses gewisse Etwas, in dem man sich stundenlang verlieren konnte. Tharador bemerkte nicht, wie Dergeron ihn auf einmal ansprach.
»Du hast mir alles genommen, bist du denn noch nicht zufrieden?«
Verwirrt schaute der Paladin zur Seite und blickte dem verhassten Widersacher in die Augen.
»Ich verstehe nicht, was du meinst?«, gestand er offen.
»Denkst du, ich sehe nicht, wie du nach ihr gierst? Doch lass dir eines gesagt sein: Sie ist mit mir hier, und sie wird auch mit mir wieder gehen!«
Alle anderen am Tisch beobachteten die beiden und ihre Auseinandersetzung interessiert, bis auf Khalldeg, der es vorzog, eine weitere Lammkeule zu verschlingen.
»Sie gehört ganz dir! Ich hatte nicht vor, mich zwischen euch zu stellen, im Gegenteil, ich wollte dir gerade zu deiner zauberhaften Begleitung gratulieren. Natürlich habe ich mich schon gefragt, wie sie es neben einem dreckigen Schuft wie dir aushalten kann«, sagte Tharador trocken und ohne auch nur einmal den Blick von Dergeron zu nehmen.
»Du lügnerischer Bastard! Verbreitest hier deine Lügen, so wie du immer schon gelogen hast!«, brüllte Dergeron unvermittelt los.
»Genug davon!«, schrie die junge Frau und unterbrach die beiden Streithähne. »Ich bin niemandes Eigentum.«
Faeron schmunzelte und auch König Jorgan konnte sich ein Lächeln angesichts der verdutzten Gesichter der beiden jungen Männer nicht verkneifen.
»Ich denke, wir sollten die Tafel beenden. Es war wohl keine meiner besten Ideen, zu verlangen, dass meine Gäste mit mir für einen Abend friedlich gemeinsam speisen«, sprach der König gelassen, und die beiden Streithähne zuckten ob des Seitenhiebs in den Worten seiner Majestät zusammen. »Wir werden wohl einen besseren Zeitpunkt finden müssen, um uns zu unterhalten.«
Dergeron stand als erster auf und ging wutschnaubend ohne ein Wort zu sagen aus dem Saal. Die junge Diebin ging erst nach dem Kommandanten, der sich mit einer Verbeugung bei seinem König verabschiedete, für die drei Gefährten hatte er nur ein leichtes Nicken übrig.
»Auf ein Wort noch, Tharador Suldras!«, hielt König Jorgan die anderen vom Gehen ab.
»Zu Euren Diensten, Majestät«, antwortete der Paladin mit einer tiefen Verbeugung.
»Lasst uns ein wenig durch die Gärten spazieren, sonst werden wir in Gegenwart der vielen Speisen noch von unserer Trägheit übermannt.«
Die Abende waren nun schon merklich kühler, jedoch vertrieb die frische Luft jegliche Müdigkeit aus Tharadors Knochen. Der
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