Die Chroniken des Paladins 03. Das Buch Karand - Bellem, S: Chroniken des Paladins 3 Buch Karand
Festung und überblickt die angrenzenden Täler. Ich sah euch von dort oben«, schloss er und zeigte auf das obere Drittel der Felsformation.
Durch die nächtliche Dunkelheit konnte Khalldeg ihre Umgebung nur schwer überblicken, doch sein Gefühl verriet ihm, dass der kleine Gipfel eingebettet zwischen den hohen Spitzen der Todfelsen lag. Nun, nachdem Nnelg ihn darauf hingewiesen hatte, konnte Khalldeg im Fels einige Stellen ausmachen, die Höhleneingänge sein mochten. Er vermutete, dass es sich um verdeckte Öffnungen in der Bergwand handelte. Seine Vermutung wurde bestätigt, als der alte Schamane einen schweren Vorhang beiseitezog und ihnen aus dem Innern des Berges nicht nur helles Licht, sondern auch wohlige Wärme entgegenschlug.
Das plötzliche Licht ließ sie alle die Augen zusammenkneifen, und Khalldeg hob instinktiv seine Berserkermesser schützend vor sich.
»Keine Sorge«, versuchte Ul’goth, ihn zu beruhigen, »wenn er uns töten wollte, wären unsere Leichen schon kalt.« Damit schritt der Hüne durch den Eingang und verschwand um eine Ecke.
Khalldeg ließ die Waffen sinken, fühlte sich aber keinen Deut besser. »Dein Wort in Grimmons Ohr«, murmelte er in den schwarzen Bart und folgte dem Ork.
Der Durchgang öffnete sich in eine geräumige, kreisrunde Höhle, die gut zwanzig Schritte an der breitesten Stelle maß.
»Großartig. Unmöglich zu verteidigen«, grummelte Khalldeg missmutig. Ul’goth blickte ihn fragend an, doch der Zwerg schüttelte nur den Kopf. »Die Götter können dies hier unmöglich als Festung gehalten haben. Die Höhle lässt sich viel zu leicht erstürmen.«
Nnelg stand in der Mitte der Höhle und machte eine ausladende Geste mit der freien Hand. »Hier könnt ihr schlafen. Legt den Elfen an die Feuerstelle. Ich besorge euch Brennmaterial.«
Khalldeg schritt schnuppernd umher und verzog angewidert das Gesicht: »Dung.«
Gleich darauf kehrte Nnelg zurück, beladen mit braunen, ziegelsteingroßen Klumpen. »Hier«, sagte er und ließ die Brocken fallen. »Das ist genug, um euch die ganze Nacht zu wärmen.«
»Und uns für immer wie einen Misthaufen stinken zu lassen«, brummte Khalldeg. Die Erleichterung in seinem Gesicht, als der erste Haufen zu brennen begann, strafte seine schlechte Laune jedoch Lügen. Die Wärme, die sich rasch ausbreitete, war mehr als willkommen.
Nnelg verschwand ein zweites Mal durch eine Öffnung in der nördlichen Höhlenwand. Diesmal brachte er vor Kräutern scharf duftende Tücher mit. Eines davon legte er Faeron auf die Stirn, das andere wickelte er um den verstümmelten Arm. Khalldeg glaubte zu erkennen, dass sich die Züge des Elfen weiter entspannten. Der Schamane legte die Hände auf Faerons Brust und murmelte einige kehlige Laute. Seine Hände begannen, wie schon auf dem Bergpfad, schwach zu leuchten.
»Das wird seine Heilung beschleunigen«, sagte Nnelg zufrieden.
Ul’goth ließ sich erschöpft neben Faeron zu Boden fallen. »Danke, Schamane, Faeron hätte nicht viel länger durchgehalten.«
»Das stimmt«, pflichtete Khalldeg ihm bei und setzte sich so ans Feuer, dass er beide Zugänge zur Höhle und den Schamanen im Blickfeld hatte.
Nnelg erhob sich, was seinen Kniegelenken ein lautes Knacken entlockte. »Ihr solltet euch nun ausruhen. Hier braucht ihr nichts mehr zu fürchten.«
»Ich werde trotzdem ein Auge offen halten«, brummelte Khalldeg.
»Denkt ihr, die Trolle werden uns bis hierher verfolgen?«, fragte Calissa erschöpft.
Ul’goth schüttelte den Kopf. »Nnelg sagte, wir sind sicher. Ich glaube ihm. Heute Nacht werden die Götter über uns wachen.«
»Tharador!«
Der gellende Schrei riss sie alle aus dem Schlaf.
»Tharador!«
Khalldeg brauchte einen Moment zur Orientierung. Sie waren noch immer in der Höhle des Orkschamanen. Das Feuer war erloschen, aber die Dunghaufen hatten den Raum angenehm erwärmt. Er erkannte, dass es Faeron war, der schrie. Sofort sprang der Zwerg auf die Beine und hechtete zu dem Freund hinüber.
»Elf! Beruhige dich!«, redete er auf ihn ein.
Auch Calissa und Ul’goth eilten herbei und versuchten, den Elfen durch tröstende Worte zu beruhigen.
Doch Faeron ließ sich nicht besänftigen. Er schrie und wand sich vor Schmerz, ob seelischen oder körperlichen Ursprungs, konnte Khalldeg nicht sagen. Dicke Tränen rannen in Strömen über sein Gesicht, und wenn er nicht Tharadors Namen rief, schrie er in blinder Verzweiflung.
Irgendwann beruhigte er sich und fiel in unruhigen Schlaf.
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