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Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Titel: Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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einzige Hoffnung darstellten, die dem Orden und dem Land geblieben war.
    Und nachdem Sartol nur kurze Zeit gesprochen hatte, befürchtete Niall, dass sie nicht genügen würden. Der Eulenmeister hatte bei Ansprachen immer schon die Zuhörer in seinen Bann schlagen können, denn er hatte eine angenehm tiefe Stimme und, wie Niall erst vor kurzem nur zu gut erfahren hatte, die unheimliche Begabung, beinahe alles vernünftig klingen zu lassen. Diese Talente, kombiniert mit seiner Haltung und Präsenz, hatten den dunkelhaarigen Magier schon lange zu einem der einflussreichsten Mitglieder des Ordens werden lassen. Und als Niall nun zuhörte, wie Sartol sein Garn von Täuschung und Betrug spann und sah, wie viele Eulenmeister an den Lippen des Mannes hingen, die Blicke fest auf sein gut aussehendes, ausdrucksvolles Gesicht gerichtet, fragte sich Niall, wie Baden und seine Verbündeten je erwarten konnten, sich gegen einen solchen Mann durchzusetzen. Selbst er war nicht immun dagegen. Alles, was er am vergangenen Abend erfahren hatte, schien zu einer weit entfernten Erinnerung zu werden, verdrängt von finsteren, Furcht erregenden Bildern von Verschwörung und Verrat. Er wusste, dass Sartol log, und dennoch sah er seine eigenen Gefühle so präzise in den Nuancen und Schattierungen der Stimme des Magiers gespiegelt, dass er einfach gezwungen war zuzuhören und sich den Argumenten Sartols wieder zu öffnen. Baden und Trahn hatten sich tatsächlich sehr für diese Delegation eingesetzt, und Orris' Bitte, sich anschließen zu dürfen, war seltsam unerwartet gekommen. Ja, Niall musste einfach zugeben, dass etwas Verdächtiges an Badens Versuch gewesen war, die Männer zu schützen, die Wasserbogen zerstört hatten. Und die ganze Zeit, unter all den schweren Anschuldigungen und dem Ruf nach Bestrafung, lag in Sartols Tonfall noch eine andere Aussage. Ich wünschte, ich müsste das hier nicht tun, schien er zu sagen. Ich wünschte, dass Baden und die anderen dies nicht über uns gebracht hätten. Aber nun, wenn wir schon einmal dort sind, wo wir sind, müssen wir das Richtige tun. Und Niall hätte ihm beinahe zugestimmt.
    Badens höhnisches Klatschen brach den Bann, den Sartol mit seiner Eloquenz heraufbeschworen hatte, und riss die Magier wieder in die Wirklichkeit der Verhandlung zurück. Aber Baden konnte es nicht mit Sartols Rhetorik und seinem Stil aufnehmen, und er hatte nur wenig Beweise. Bis Sonel eintraf. Noch mehr als Badens Applaus und der bittere Wortwechsel mit Sartol, der darauf folgte, traf Sonels Ankunft Niall wie ein Schwall kalten Wassers ins Gesicht. Plötzlich waren Alayna und Jaryd wieder bei ihm, auf dieser Lichtung im Falkenfinderwald, und erzählten ihm ihre Version dessen, was an Therons Hain geschehen war. Als er an Sartol vorbei zum anderen Ende des Saals schaute, bemerkte er den Rufstein auf seinem Sockel, und wieder dachte er daran, was Sartol mit dem Stein gemacht hatte. Und wie die brodelnden Wasser des Dhaalismin im Frühling floss sein Zorn darüber, dass man ihn betrogen hatte, wieder in ihn zurück, und zwar intensiver als je zuvor. Zufrieden grinsend beobachtet Niall, wie es weiterging, und er genoss es zu sehen, wie Sartols Glätte und Selbstsicherheit plötzlich verschwanden. Er sah, wie Sartol Sonel bemerkte, als sie im Eingang zur Großen Halle stand, und sein Lächeln wurde noch intensiver, als der Eulenmeister verzweifelt zu ihm hinschaute und immer noch nicht begriff, was - oder genauer gesagt wer - da auf ihn zukam. Er sah, wie Sartol erstarrte und bleich wurde, als Baden ihn mit der Nachricht verspottete, dass sein Beweis gerade eben eingetroffen war, und er sah, wie der Eulenmeister weit die Augen aufriss und hörte, wie ein zorniges, ungläubiges Knurren aus seiner Kehle drang, als Alayna und Jaryd den Versammlungssaal betraten. Die Ankunft der jungen Magier stürzte den Saal in ein Pandämonium, als die anderen, bei denen Erleichterung und Freude sich über die Verwirrung hinweggesetzt hatten, von beiden Seiten des Tisches auf die neu Angekommenen zueilten, um sie willkommen zu heißen. Niall hielt sich abseits des Gedränges, ebenso wie Sartol, der nun aufgestanden war, den Blick auf den Tisch gerichtet und beide Hände fest um den Stab geklammert.
    »Ich hatte gehofft, dass du dich freuen würdest, mich wiederzusehen, Sartol«, rief Alayna ihrem ehemaligen Lehrer zu, als sie und Jaryd vor den ovalen Tisch traten. Seltsame Stille senkte sich über den Saal, und der Rest der Magier

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