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Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Titel: Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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können. Wenn sie dieses Tempo beibehielten, würde der Ritt zurück nach Amarid kaum länger als die Hälfte der Zeit dauern, die die Delegation gebraucht hatte, um Therons Hain zu erreichen.
    Und dafür musste Sartol Baden danken. Seit sie den Hain hinter sich gelassen hatten, war der hagere Eulenmeister mit grimmiger Entschlossenheit vorangeprescht, und das würde sich am Ende nur zu Sartols Vorteil auswirken. Immer vorausgesetzt selbstverständlich, dass sie sich nicht umbrachten, bevor sie die Große Halle erreichten. Sartols Rücken und Beine schmerzen vor Müdigkeit, und sein Pferd war schweißnass. Er spornte es an, um auf gleiche Höhe mit Baden zu kommen, und lenkte die Aufmerksamkeit des anderen Eulenmeisters auf sich, indem er den Stab hob.
    »Wir sollten uns einen Augenblick ausruhen, Baden«, rief er über das Donnern der Hufe hinweg, und er hoffte, dass er nicht allzu kläglich klang.
    Baden nickte.
    Sie zügelten die Pferde und stiegen ab. Sofort begannen die Tiere, das saftige Präriegras zu fressen. Baden trank einen Schluck Wasser und aß ein paar Stücke Trockenobst, dann ging er einige Schritte und spähte über die dunkler werdende Ebene nach Norden. Anla und Huvan machten sich auf die Suche nach Beute.
    »Wir werden den Fluss heute Abend wahrscheinlich nicht mehr erreichen«, sagte der Eulenmeister schließlich über die Schulter zu Sartol. Seine hellen Augen blitzten in der untergehenden Sonne und sein schütteres, von grauen Strähnen durchzogenes rötliches Haar wehte in der Brise. »Aber ein bisschen weiter kommen wir noch. Ich würde gern noch sechs oder sieben Meilen zurücklegen, wenn du kannst.«
    »Gut«, stimmte Sartol ihm zu. »Ich bin gleich soweit.« Baden nickte und wandte sich wieder nach Norden. So ähnlich waren all ihre Gespräche verlaufen, seit sie Therons Hain verlassen hatten: Wann reiten wir weiter? Wann sollen wir Rast einlegen? Wie weit kommen wir heute? Normalerweise hätte Sartol sich nicht daran gestört, aber Baden war so still, so in sich versunken, dass es Sartol nervös machte. Es war alles in Ordnung, wenn Badens Zurückhaltung auf seine Trauer um Jessamyn und Jaryd zurückzuführen war. Das konnte Sartol verstehen und vielleicht sogar zu seinem Vorteil nutzen. Aber wenn Badens Schweigen etwas damit zu tun haben sollte, dass er Sartol misstraute, war das eine andere Sache. Leider konnte er nichts tun. Er hätte vielleicht ein Gespräch erzwingen können, aber das hätte merkwürdiger gewirkt, als das Schweigen einfach zu akzeptieren. Außerdem hatte er selbst ebenfalls mehr als genug, worüber er nachdenken musste. Seine Pläne für die Delegation waren auf ziemlich dramatische Weise schiefgegangen, obwohl er, von einer wichtigen Sache einmal abgesehen, großes Glück gehabt hatte. Jessamyn und Peredur waren lächerlich leicht zu töten gewesen, und Theron hatte sich inzwischen zweifellos um Jaryd und Alayna gekümmert - jeder Tag, der ohne Nachricht von Trahn verging, machte das klarer. Sartol konnte sich darauf verlassen, dass die Eulenmeister ihn zum neuen Eulenweisen wählen würden - daran hatte sich nichts geändert. Und obwohl er ursprünglich gehofft hatte, sich in Therons Hain auch Badens entledigen zu können, hatte sich der hagere Eulenmeister abermals ohne es zu wissen als wertvoller Verbündeter erwiesen. Wenn Sartol Baden dazu überreden konnte, sein Erster zu werden, würden Badens Prestige und besonders seine Verbindungen zu einigen der jüngeren Mitglieder Sartol genug Zeit verschaffen, das zweite Stadium seines Plans zu erreichen. Bis Baden oder irgendein anderer ihn verdächtigen würde, würde er viel mächtiger sein als sie alle zusammen. Und danach wäre jede Opposition, selbst durch Baden, ohne Bedeutung.
    Was allerdings noch wichtiger war: Sartol hoffte, dass ihm die Unterstützung Badens helfen würde, mit dem größten Problem fertig zu werden, dem er sich nach diesem Abend vor Therons Hain gegenübersah: Es war Orris gelungen zu fliehen, ehe Sartol ihn hatte töten können. Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass es nach all den Lügen, die er Baden und Trahn erzählt hatte, als sie ihn fanden, ausgerechnet die Wahrheiten sein sollten, die ihn am meisten beunruhigten. Orris lebte, und er war stärker gewesen, als Sartol angenommen hatte. Nicht so stark, dass Sartol nicht hätte mit ihm zurechtkommen können, aber erheblich stärker als die Weise und der Erste - stark genug, um ihn zu überraschen.
    Es hatte selbstverständlich

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