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Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Titel: Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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dabei war, Jaryd und Alayna in den Hain zu jagen, und Sartol und Orris hatten doch sicher nicht über den Vorfall gesprochen, während sie versuchten, einander zu töten! Als Baden und Trahn Sartol begegnet waren, hatten sie ihm zwar erzählt, dass es einen weiteren Angriff gegeben hatte, aber soweit Baden sich erinnern konnte, hatten sie weder den Namen des Ortes noch andere Einzelheiten erwähnt. Baden wusste, dass er bis zu diesem Abend nicht wieder davon gesprochen hatte. Sartol hätte es vielleicht von Trahn hören können, aber wann? Die beiden Magier hatten keine Zeit allein miteinander verbracht, bevor Baden und Sartol am nächsten Morgen losgeritten waren. Wenn Trahn etwas von dem Angriff auf Kaera erwähnt hätte, dann hätte Baden es gehört. Und wenn Sartol auf dem Weg zum Hain selbst von dem Überfall erfahren hätte, hätte er es allen umgehend gesagt. Nachrichten, die so wichtig waren, mussten den anderen sofort mitgeteilt werden.
    Es gab allerdings auch noch eine andere Möglichkeit: Vielleicht hatte Sartol ja schon vorher von dem Angriff gewusst, weil er selbst es war, der den Orden an jene verraten hatte, die für die Angriffe verantwortlich waren. Trahn, mein Freund, du hattest vielleicht doch Recht, dachte Baden beunruhigt und bedauernd. Dann kam ein weiterer Kummer, tiefer und erschreckender: Orris, dessen Schuld Baden bereits akzeptiert hatte, war wahrscheinlich tot, ermordet von dem wahren Abtrünnigen, der nun erwartete, in weniger als vierzehn Tagen zum Eulenweisen gewählt zu werden.
    Baden dachte darüber nach, was er tun könnte, und keine der Möglichkeiten, die ihm einfielen, war sonderlich angenehm. Er wusste, dass Sartol sehr stark war. Wenn es ihm tatsächlich gelungen war, innerhalb kürzester Zeit die Weise und den Ersten zu töten und Orris zu besiegen, dann würde der Eulenmeister wahrscheinlich auch für ihn zu stark sein. Und wenn es zu einer körperlichen Auseinandersetzung mit dem hoch gewachsenen, athletischen Magier käme, würde Baden ebenfalls rasch den Kürzeren ziehen. Jeder Versuch, Sartol davon abzuhalten, nach Amarid zu gelangen, würde mit großer Wahrscheinlichkeit mit Badens Tod enden. Außerdem hatte er immer noch keinen wirklich stichhaltigen Beweis für Sartols Schuld. Es bestand noch eine - wenn auch sehr geringe - Chance, dass Trahn Sartol doch von dem Vorfall in Kaera erzählt hatte. Und obwohl Baden das Gegenteil hoffte, musste er davon ausgehen, dass alle Zeugen der Morde, nicht nur Orris, sondern auch Jaryd und Alayna, schon vor drei Nächten umgekommen waren. Wenn die jungen Magier sich in Therons Hain verborgen hatten, hätten sie vielleicht überleben können. Aber dann wurde ihm voller Entsetzen klar, dass es Sartol selbst gewesen war, der ihnen von Jaryds und Alaynas Flucht in den Hain erzählt hatte. Wenn der Eulenmeister den Orden verraten und die anderen umgebracht hatte, was sollte ihn dann davon abgehalten haben, auch die jungen Leute zu töten und zu lügen, was ihre Flucht in den Hain anging? Wahrscheinlich waren auch Jaryd und Alayna schon lange tot.
    Diese Erkenntnis bewirkte, dass Baden vor Trauer beinahe gelähmt war. Er musste daran denken, wie der Tod ihres jüngeren Sohnes Bernel und Drina niederschmettern würde. Plötzlich hatte er Bilder des jungen Magiers vor Augen. Er sah Jaryd als kleinen Jungen, damals, als er Bernel zum ersten Mal in Accalia besucht und das Potential seines Neffen gespürt hatte. So lebhaft, dass es ihm fast den Atem raubte, erinnerte er sich daran, wie er Jaryd an einem regnerischen Tag im vergangenen Frühjahr wiederbegegnet war, und an das Staunen in den hellen Augen des jungen Mannes, als der Eulenmeister ihm eröffnet hatte, dass er eines Tages ein mächtiger Magier sein würde. Damals hatte Baden noch nicht ganz begriffen, in welchem Maß diese Prophezeiung zutreffen würde. Ja, er hatte gewusst, dass der Junge stark sein würde, aber nicht wie stark und nicht wie bald schon. Er hatte auch nicht geahnt, dass ausgerechnet einer von Amarids Falken Jaryd erwählen würde, bis er Ishalla entdeckte, die ihnen durch die Parnesheim-Berge folgte. Erst da hatte er begonnen zu begreifen, wie weit das Potential dieses Jungen reichte. Und nun war Jaryd vermutlich längst tot, und das vor allem, weil Baden darauf bestanden hatte, ihn zu Therons Hain mitzunehmen. Baden versuchte, diese Gedanken von sich zu schieben. Er durfte sich nicht selbst die Schuld geben, und noch weniger durfte er zulassen, dass die Trauer ihn

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