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Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Titel: Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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überwältigte. Stattdessen musste er sich darauf konzentrieren, wie er mit seinem Verdacht gegen Sartol zurechtkommen sollte. Leider hatte er keine Beweise, auf die er eine Beschuldigung des Eulenmeisters hätte stützen können, und so konnte er nur warten und beobachten und hoffen, dass entweder die anderen die Nacht überlebt hatten oder dass Sartol einen weiteren, schwerwiegenderen Fehler machen würde. Beides schien nicht sehr wahrscheinlich. Verzweifelt und ohne großen Erfolg versuchte Baden, sich zum Schlafen zu zwingen.
    Er konnte das Schimmern ihrer Cerylle in der Ferne sehen, zwei kleine, sich bewegende Lichtpunkte, einer gelb, der andere orangefarben, die auf der dunklen Ebene leuchteten. Er nahm an, dass sie bestenfalls eine halbe Meile Vorsprung hatten, und trotz der Brandwunden an Schulter und Seite musste Orris grinsen. Er hatte nicht geglaubt, sie so schnell einholen zu können. Sie waren nicht allzu lange vor ihm aufgebrochen, aber wegen seiner Verletzungen hatte er gefürchtet, dass er nicht die Kraft haben würde, mit ihnen Schritt zu halten oder sie gar einzuholen. Und da Pordath tot war, war er nicht in der Lage gewesen, das Licht seines Cerylls zu verstärken, um auch in der Nacht noch gut sehen zu können. Der Schattenwald hatte ihn aufgehalten, und er war gezwungen gewesen, den Südsumpf überwiegend im Dunkeln zu durchqueren - etwas, das er hoffentlich nie wieder würde tun müssen. Aber er war auf Tobyns Ebene aufgewachsen; er war in seiner Jugend und auch als Erwachsener hier umhergezogen. Wenn man von Trahn einmal absah, würde kein Mitglied des Ordens hier schneller vorankommen als er. Auch ohne die Hilfe seines Cerylls war er in der Lage, den anderen noch lange nach Sonnenuntergang zu folgen. Außerdem hatten die beiden Eulenmeister vor ihm den Orden verraten und sich zusammengetan, um Jessamyn zu töten. Er hätte sie auch dann noch verfolgt, wenn er blind gewesen wäre.
    Die Lichter vor ihm hörten plötzlich auf, sich zu bewegen und wurden trüber, und Orris schloss aus der plötzlichen Abwärtsbewegung der schimmernden Cerylle, dass Baden und Sartol abgestiegen waren. Sofort zügelte auch er sein Pferd, denn er wollte auf keinen Fall, dass sie den Hufschlag auf dem trockenen Prärieboden hörten. Irgendwann, bevor sie Amarid erreichten, würde er eine Möglichkeit finden, sich näher an sie heranzuschleichen. Im Augenblick musste er sich allerdings in Geduld üben. Die Eulenmeister schlugen offenbar ihr Nachtlager auf, und das passte Orris gut. Er holte ein wenig Trockenobst aus der Satteltasche, legte sich in das hohe, kühle Gras der Ebene und versuchte, seine angestrengten Muskeln zu entspannen und das Pochen seiner Wunden zu ignorieren. Und mit der Anstrengung kam selbstverständlich auch die Trauer zurück. Pordath war sein erster Vogel gewesen, und ihre Präsenz in seinem Geist fehlte ihm so, wie ihm ein abgeschnittenes Glied fehlen würde. Jedes Mal, wenn er die Verbindung suchte und begriff, dass Pordath nicht mehr da war, jedes Mal, wenn er versuchte, im Dunkeln zu sehen, oder seine Brandwunden bemerkte und seine Heilkraft heraufbeschwören wollte, nur um festzustellen, dass er machtlos war, spürte er den Schmerz des Verlustes, als wäre es das erste Mal. Er war beinahe ein Jahrzehnt lang nicht mehr einsam gewesen. Aber hier, allein auf der Ebene, verwundet und ungebunden, fühlte er sich isolierter als je zuvor. Er konnte die Schuld an Pordaths Tod zwar nicht Sartols Eule geben, denn kein Vogel konnte sich dem Befehl seines Magiers widersetzen, aber er konnte immerhin hoffen, dass auch Sartol sich eines Tages so fühlen würde wie er nun; dass der Eulenmeister einen solch schmerzlichen Verlust kennen lernen würde, bevor Orris ihn tötete. Sartols Vogel würde er allerdings nicht anrühren, nicht einmal aus Rache. Dazu konnte er sich keinesfalls überwinden. Andererseits hätte er keine Schwierigkeiten, den Eulenmeister selbst umzubringen - beide Eulenmeister, verbesserte er sich; zweifellos hatte Baden den Tod ebenso verdient wie Sartol.
    Badens Verrat hatte ihn überrascht. Sicher, sie waren nie gut miteinander ausgekommen, aber Orris hatte Baden respektiert, jedenfalls mehr als Sartol und die anderen Eulenmeister. Baden schien anders zu sein als die anderen: vertrauenswürdiger als Sartol und besorgter um die Menschen von Tobyn-Ser als Odinan, Niall und der Rest der älteren Magier. Und außerdem war er ein guter Freund von Trahn, was Orris' positive Einstellung noch

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