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Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Titel: Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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sie aneinander gebunden hatte, hob und in ihrem Herzen immer höher stieg, bis sie glaubte, weinen oder lachen zu müssen oder beides gleichzeitig. Sie spürte, wie ihre Welt aus den Fugen geriet, klammerte sich an alles, was sie war und was sie je gekannt hatte, schuf aber innerhalb dieser Dinge auch einen Raum für den Mann, den sie in den Armen hielt, damit er es mit ihr teilen und alles, was er selbst war und je gekannt hatte, mit hereinbringen konnte. Und in diesem Augenblick, in dieser Ewigkeit des Kusses, wusste Alayna mit einer Freude, die ihre geradezu Angst einjagte, dass ihr Leben nie wieder so sein würde wie zuvor.
    In Jaryds Armen liegend, mit dem Kopf an seiner Brust, schlief Alayna zum Geräusch seines Herzschlags unter dem Umhang ein. Sie schlief besser als seit Wochen und erwachte nur einmal, als er sich umdrehte, drehte selbst den Kopf wie im Traum und fand seine Lippen, die auf ihre warteten. Sie erinnerte sich an den Kuss, aber an nichts weiter, und sie wusste, dass er sie irgendwie beide über die Schwelle zwischen Wachen und Schlafen zurückgetragen hatte. Als sie ihre Augen zum nächsten Mal öffnete, tauchte die Sonne gerade aus Ducleas Meer auf und warf ein helles, goldenes Licht auf den Sand und das wogende Präriegras der Ebene. Sie standen rasch auf, frühstückten und machten sich auf den Weg. Die Pferde waren ausgeruht und hatten sich offenbar von ihrem Tag auf Therons Weg gut erholt. Und Alayna begriff, sobald sie wieder auf Tobyns Ebene unterwegs waren, wie sehr sie selbst der festeste Sand am Strand aufgehalten und ihre Pferde belastet hatte. Als sie nun über die Prärie galoppierte, der Wind ihr in den Ohren pfiff und das hohe Gras gegen ihre Füße und Beine peitschte, erfüllten sie wieder die Freude und die Begeisterung, die ihr die letzten beiden Tage gefehlt hatten. Es war, als wäre sie endlich aus der Gefangenschaft entkommen.
    Den ganzen Tag lang ritten sie über den flachen Boden, während die Sonne in einem hohen Bogen über das riesige Meer wogenden Grases zog, das sich in alle Richtungen erstreckte. Am Nachmittags konnten sie bereits den Moriandral sehen, der einen breiten, gewundenen Pfad in die Landschaft schnitt, und sie begannen, sich ein wenig mehr nach Westen zu wenden, so dass sie dem Fluss folgen und an diesem Abend am Ufer ihr Lager aufschlagen konnten. Sie hielten hin und wieder an und wechselten die Pferde, machten aber nie lange Rast. Nachdem sie nun die Ebene erreicht hatten und wieder daran glauben konnten, noch eine Chance zu haben, die Eulenmeister abzufangen, bevor sie Amarid erreichten, wollten sich die drei Magier durch nichts mehr aufhalten lassen. Noch mehr als das - sie schienen plötzlich wieder stärker zu sein, als hätten sie sich selbst mit reiner Willenskraft dazu gezwungen. Spät an diesem Tag aßen sie eine ordentliche Mahlzeit, bis nichts mehr von ihren Vorräten übrig war. Am nächsten Tag, so versprachen sie einander, würden sie ein Dorf finden und zusätzliche Vorräte eintauschen. Bis dahin würden der Fluss und ihre Vögel für sie sorgen.
    Es wurde Nacht, und immer noch ritten sie im Licht ihrer Cerylle weiter: rotbraun, lila und saphirblau. Obwohl Alayna schon als kleines Mädchen reiten gelernt hatte und sich im Sattel fast zu Hause fühlte, war sie nicht daran gewöhnt, noch nach Einbruch der Dunkelheit nur im magischen Licht unterwegs zu sein. Daher hatte sie den Blick auf den Boden vor sich gerichtet, als Trahn abrupt seinen Ceryll hob und sein Pferd zügelte.
    »Habt ihr das gesehen?«, fragte er aufgeregt und spähte zum Nachthimmel hinauf.
    »Ich habe gar nichts gesehen«, gab Jaryd zu. »Ich bin viel zu sehr damit beschäftigt, mich nicht zu Tode zu stürzen.« Trahn drehte sich um und schaute Alayna an, eine Frage in seinen klaren, grünen Augen.
    Sie schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich habe mich auch auf den Boden konzentriert. Es tut mir Leid. Was hast du gesehen?«
    »Ein Lichtflackern«, erklärte der Falkenmagier und wandte sich wieder nach vorn. »Tatsächlich hätte es auch ein Blitz sein können oder -«
    Diesmal sah Alayna es auch, ebenso wie Jaryd, der verblüfft keuchte.
    »Da!«, rief Trahn und zeigte mit dem Finger nach Norden. »Diesmal habt ihr es doch sicher auch bemerkt!«
    Alayna nickte.
    »Ja«, bestätigte Jaryd und spähte zum Himmel hoch, »aber ich habe heute den ganzen Tag keine Gewitterwolken gesehen.«
    »Ich auch nicht«, erwiderte Trahn. »Es hätte magisches Feuer sein können.«
    Jaryd sah

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