Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht
den dunkelhäutigen Magier an. »Glaubst du, das war Baden?«
Alayna hatte den Blick weiter auf den Nordhimmel gerichtet, und während sie die seltsamen Lichtblitze weiter beobachtete, fiel ihr auch auf, dass es am Horizont begonnen hatte, Unheil verkündend zu glühen. »Seht doch!«, rief sie erschrocken.
»Trahn, liegt in dieser Richtung ein Dorf oder eine Stadt?«, fragte Jaryd, als er das feurige Glühen gesehen hatte. »Mehrere«, erwiderte der Magier ernst, »zu beiden Seiten des Flusses. Die größte Ortschaft ist eine kleine Stadt namens Wasserbogen. Glaubt ihr, dass sie dort sind?« »Wenn du von Baden und Sartol sprichst, bin ich nicht sicher. Aber irgendjemand ist dort - und ich glaube, es könnte gut möglich sein, dass die Stadt gerade angegriffen wird.« Trahn warf Jaryd einen kurzen Blick zu, und dann spornten alle drei Magier ihre Pferde an. Sie hatten vor nicht allzu langer Zeit eine Rast eingelegt, und in der frischen Nachtluft waren sie im Stande, rasch vorwärts zu kommen. Dennoch, die Magier hatten sich mehr als zehn Meilen südlich der Flammen befunden, als sie sie zum ersten Mal sahen, und während die Lichtblitze weiterhin zuckten, verfluchte Alayna diese Entfernung mit einer Heftigkeit, die ihre Mutter sicher schockiert hätte. Vielleicht eine halbe Stunde, nachdem sie die ersten Lichtblitze bemerkt hatten, sah Alayna, wie der Himmel vor ihnen wieder heller wurde, aufgrund von Blitzen, die klarer leuchteten als die ersten, obwohl das auch daran hätte liegen können, dass sie sich jetzt näher an dem Ort befanden.
»Das war eindeutig magisches Feuer!«, rief Trahn über das Donnern der Hufe und das Rauschen des Windes hinweg. »Es muss einfach so sein!«
Am Horizont flackerte es noch mehrmals, dann erstarb das Licht, und es blieb nur der beständige, Unheil verkündende Schimmer dessen, was Alayna inzwischen als Feuer identifiziert hatte - ein sehr großes Feuer, dachte sie verzweifelt. Sie galoppierten unaufhaltsam weiter, trieben ihre Pferde gnadenlos für beinahe zwei weitere Stunden an, bevor sie die schwelenden Gebäude und eingestürzten Häuser sahen. Als sie näher zur Stadt kamen, bemerkte Alayna auch die große, dunkle Rauchwolke, die über den zerstörten Gebäuden am Himmel hing. Obwohl die Flammen inzwischen fast erloschen waren, dehnte sich diese Wolke weiter aus. Als sie Wasserbogen schließlich erreichten, waren die meisten Feuer vollkommen ausgebrannt, und nur große Haufen von Holzkohle glühten noch im Dunkeln. Die Straßen waren leer und still, und in den Fenstern der Häuser, die noch standen, war kein Licht zu sehen. Die Magier stiegen ab und gingen langsam die Hauptstraße entlang, betrachteten die Schäden ringsum und suchten nach Hinweisen darauf, wer für diese Zerstörung verantwortlich gewesen war und wer die Angreifer davon abgehalten hatte, auch den Rest der Stadt dem Erdboden gleichzumachen. Das Erste, was sie fanden, ließ Alayna beinahe das Blut in den Adern gefrieren und machte auch die anderen sprachlos. Mitten auf der Straße lag Badens Pferd: tot, mit verbrannter Brust und Schultern. Sattel und Satteltasche waren entfernt worden, und nichts von Badens Habe war in der Nähe des Tiers zu sehen. Aber das braune Fell, die schwarze Mähne und der halbmondförmige weiße Fleck auf der Nase ließen keinen Zweifel - es war das Pferd des Eulenmeisters.
»Was glaubt ihr, was das bedeutet?«, fragte Jaryd schließlich mit belegter Stimme.
Trahn schüttelte den Kopf, und er konnte dem jungen Magier nicht in die Augen sehen. »Wirklich, Jaryd, ich weiß es nicht.«
»Es bedeutet überhaupt nichts«, erklärte Alayna überzeugt. »Zumindest im Augenblick bedeutet es nichts.« Sie sah Jaryd an, bis er schließlich zustimmend nickte.
Sie gingen weiter und erreichten gleich darauf zwei bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Leichen, die einfach auf der Straße liegen gelassen worden waren. Trahn hockte sich hin, um sie genau zu untersuchen.
»Glaubst du, es sind Baden und Sartol?«, wollte Jaryd wissen, der über die Schulter des anderen Magiers auf ihren grässlichen Fund hinabschaute.
Trahn zuckte die Achseln. »Schwer zu sagen. Es könnten auch die beiden einzigen Opfer des Angriffs sein, die die Städter hier bis morgen liegen gelassen haben. Aber«, fügte er rasch hinzu und warf einen weiteren Blick auf die Zerstörung, von der sie umgeben waren, »das kommt mir unwahrscheinlich vor. Ich nehme eher an, dass diese beiden entweder die Angreifer waren oder sich
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