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Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Titel: Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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und Frauen von ganz Tobyn-Ser kennen lernen zu können, hatte ihn mit Ehrfurcht erfüllt. Seitdem war weniger als ein Monat vergangen, aber es hätte genauso gut ein ganzes Leben sein können. Er war nun ein Falkenmagier, und er spürte deutlich Ishallas Anwesenheit in seinem Geist. Und er war nicht einfach nur irgendein Falkenmagier; er hatte sich an einen von Amarids Falken gebunden, und er trug den Stab, den ihm der unbehauste Geist des Ersten Eulenmeisters übergeben hatte. Die Magier, mit denen er unterwegs war - Personen, deren schiere Gegenwart ihn einst zutiefst eingeschüchtert und mit Staunen erfüllt hätte -, waren nun seine engsten Freunde. Innerhalb des vergangenen Monats hatte er auch seine Angst vor Pferden verloren, begriff Jaryd mit einem Lächeln, als das Tier, das neben ihm stand, ihm auf die Schulter schnaubte. Zerstreut streichelte er die Nase des Wallachs.
    Ein Bild tauchte in seinem Kopf auf, und einen Augenblick sah er sich selbst, wie er schlafend an einem kleinen Bach lag. Er erkannte die Szene: Es war der Ort seiner Bindung. Ja, übermittelte er Ishalla, die ihm das Bild geschickt hatte. Du bist wieder zu Hause. Sofort verschwand dieses Bild, und ein anderes erschien vor seinem geistigen Auge. Eine große Eule flog auf ihn zu, die kräftigen Krallen bedrohlich ausgestreckt, den Schnabel zu einem Schrei aufgerissen. Sartols Vogel. Jaryds Stimmung verfinsterte sich. Es gab noch etwas, das diese Reise nach Amarid deutlich von der letzten unterschied: Diesmal hatte er vor, einen Verräter zu entlarven oder bei dem Versuch zu sterben. Hab keine Angst, sagte er zu seinem Falken. Wir sind nicht allein. »Störe ich?«, erklang eine leise, vertraute Stimme hinter ihm.
    »Nein«, antwortete er, drehte sich um und streckte eine Hand aus. Alayna griff danach und stellte sich neben ihn, um mit ihm gemeinsam zur Stadt hinunterzuschauen. »Was ist denn los?«, fragte sie.
    »Ich glaube, Ishalla hat Angst«, sagte er. »Und ich bin nicht daran gewöhnt, Angst von ihr zu spüren.« Alayna antwortete nicht, und lange Zeit standen sie schweigend da, hielten einander an den Händen und schauten beide auf die Gebäude hinab, die unter ihnen im Sonnenlicht schimmerten. Als Jaryd sich bereits fragte, ob Alayna seine letzte Bemerkung überhaupt gehört hatte, antwortete sie endlich, und er wusste, dass seine Worte nicht nur zu ihr durchgedrungen waren, sondern dass sie schon über die gleichen Dinge nachgedacht hatte. »Er wird bereit sein«, murmelte sie, ohne den Blick von der Stadt abzuwenden. »Ich weiß, dass Baden über alles sehr genau nachgedacht hat und dass er alle erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen ergreifen wird. Aber Sartol wird bereit sein.«
    Jaryd warf ihr einen Blick zu. »Was sollten wir deiner Ansicht nach tun?«
    Sie zuckte die Achseln. Plötzlich sah sie sehr jung und sehr verängstigt aus. Jaryd konnte nur ahnen, wie schwierig diese letzten Tage für sie gewesen waren oder wie viel schwieriger die kommenden sein würden. »Er ist stärker als wir, Alayna«, sagte er ihr. »Er ist schlau und heimtückisch, und er hat die Große Halle als Erster erreicht, was bedeutet, dass er wahrscheinlich schon viele Magier auf seine Seite gezogen hat. Aber wir müssen ihm entgegentreten; es ist die einzige Möglichkeit, Tobyn-Ser zu retten. Du hast gehört, was Theron gesagt hat: Wenn wir Sartol nicht besiegen, haben wir überhaupt keine Chance, die Fremden aufzuhalten.«
    »Also gehen wir dort hinunter, selbst wenn es unseren Tod bedeutet.« Das klang sehr sachlich, war einfach nur die Feststellung einer Tatsache, aber Alaynas Miene war nicht zu deuten.
    Jaryd lächelte. »Wir gehen, aber es wird nichts passieren.« Er hob ihre Hand an seine Lippen und küsste sie sanft. »Ich habe dich gerade erst gefunden, und ich werde nicht zulassen, dass irgendetwas oder irgendwer dich mir wegnimmt. Nicht einmal Sartol.«
    Sie nickte und versuchte zu lächeln. Aber noch immer stand Angst in ihrem Blick.
    Jaryd hörte Schritte hinter ihnen. »Störe ich?«, rief Baden. »Selbstverständlich nicht, Baden«, antwortete Alayna, aber dabei schaute sie weiterhin Jaryd an. »Wir haben uns nur... unterhalten.«
    Jaryd drehte sich zu dem Eulenmeister um. »Brechen wir auf?«
    »Bald«, sagte Baden, »aber es gibt noch etwas, das ich mit euch besprechen möchte.« Er ging an den jungen Leuten vorbei zum Rand des Felsvorsprungs und schaute auf die Stadt hinab, wie Jaryd und Alayna es noch einen Augenblick zuvor getan hatten. Der

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