Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht
mehr, als er zu hoffen gewagt hatte. Ganz gleich, welche Beweise Baden vielleicht besaß, Sartol hatte nun einen weiteren Zeugen, einen Eulenmeister, der die Existenz einer Verschwörung gegen den Orden bestätigen würden. Nur ungeheure Selbstbeherrschung versetzte ihn in die Lage, einen Lachanfall zu unterdrücken, der in ihm aufstieg wie die Fluten eines regengespeisten Flusses. »Du sagtest, es war Sonel?«, brachte er schließlich einigermaßen ernst heraus.
»Ja, Sonel«, erwiderte Niall, den das, was er gesehen und gehört hatte, offensichtlich sehr bedrückte. »Zusammen mit zwei anderen.«
»Hast du sie ebenfalls erkannt?«
Niall schüttelte den Kopf und wich dem Blick des Eulenmeisters aus. Es gab offensichtlich noch etwas - etwas, dass er nicht verraten wollte. Sartol erkannte es an seinem Blick, an seinen bleichen Wangen und an der Nervosität, mit der er die zitternden Hände rang. »Ich habe versagt, Sartol«, gab Niall nach einiger Zeit zu. »Ich habe etwas Schreckliches getan.«
Das konnte nicht viel ausmachen, nicht bei einer so wunderbaren Nachricht. »Sag es mir«, bat Sartol freundlich und legte eine Hand auf den Arm des älteren Mannes. »Ich bin sicher, es ist alles in Ordnung. Sag es mir einfach.« Niall holte tief Luft. »Nachdem ich eine Weile zugehört hatte und dabei wütender und wütender geworden war, kam ich schließlich zu dem Entschluss, dass es Zeit war, etwas ... etwas zu unternehmen. Also ging ich auf die Lichtung, hob meinen Ceryll und verlangte, dass sie sich ergeben sollten. Sonel erstarrte - ich glaube, sie war so erschrocken darüber, dass ich plötzlich auftauchte, dass sie nicht wusste, was sie tun sollte, aber die anderen beiden ... « Niall hielt inne, schloss einen Moment die Augen und holte abermals tief Luft. »Die anderen beiden flüchteten. Ich befahl ihnen stehen zu bleiben, aber sie liefen weiter. Ich rief abermals - ich war so zornig ... Bevor ich wusste was geschah, hatte ich eine Salve magischen Feuers nach ihnen geschleudert. Es ging alles so schnell; es war nur ein Instinkt.« Er schluckte. »Sie sind tot, Sartol! Ich habe sie beide umgebracht. Ich hatte es nicht vor, aber so ist es geschehen. Und ich war so aufgeregt über das, was ich getan hatte, dass ich zuließ, dass Sonel entkam. Ich habe versucht, sie zu verfolgen, habe aber im Wald ihre Spur verloren.« Er hielt inne und sah nun direkt den Eulenmeister an. »Ich habe dich enttäuscht. Das ... das tut mir schrecklich Leid.« Enttäuscht?, wollte Sartol fragen und musste wieder gegen das Bedürfnis ankämpfen, laut zu lachen. Enttäuscht? Du hast mehr getan, als ich mir hätte träumen lassen. Du hast Baden zweier seiner Verbündeter beraubt. Du hast mir weitere Beweise einer Verschwörung und den Namen einer zusätzlichen Komplizin geliefert. Du hast mir, kurz gesagt, den Orden vollkommen in die Hände gegeben, Niall. Statt - dessen jedoch griff er nach der Kristallglocke und läutete einmal. Sofort erschien Basya an der Tür. »Bring Eulenmeister Niall bitte ein Glas Wasser«, wies er sie an. Das Mädchen nickte und eilte davon, und Sartol rückte seinen Sessel näher an Nialls, so dass er dem älteren Mann den Arm voller Mitgefühl auf die Schulter legen konnte. »Ich weiß, du bereust, was du getan hast«, sagte er leise. »Es ginge mir wahrscheinlich ebenso. Aber diese Magier haben den Orden verraten; es ist gut möglich, dass sie mit den Angriffen auf Taima und Kaera und die anderen Dörfer zu tun hatten. Niemand wird dir die Schuld an dem geben, was geschehen ist. Ich weiß, so etwas widerstrebt deinem Wesen, und es wird dich lange Zeit quälen. Aber ich danke dir für die Opfer, die du gebracht hast, um Tobyn-Ser zu beschützen, und ich bin es, dem es Leid tun sollte, dich in eine solche Situation gebracht zu haben.«
Ein leises Klopfen an der Tür ließ ihn innehalten. Basya kam wieder herein und brachte ein hohes Kristallglas voller Eiswasser. »Danke, Basya«, sagte Sartol, als sie Niall das Glas reichte. Sie verbeugte sich knapp und schlüpfte lautlos nach draußen.
Niall nippte an seinem Wasser, und die beiden Magier saßen lange schweigend da. Schließlich erhob sich der ältere Mann abrupt und stellte das halb leere Glas auf einen niedrigen Beistelltisch mitten im Zimmer.
»Ich sollte jetzt gehen«, erklärte er ein wenig abrupt. »Die Verhandlung wird bald beginnen, und ich habe schon viel zu viel von deiner Zeit verschwendet.«
Auch Sartol erhob sich. » Nicht im Geringsten. Aber
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