Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Titel: Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
Vom Netzwerk:
die ihn in der Schlucht angesprochen hatte. Und dennoch waren alle diese Menschen Gildriiten wie er selbst; es konnte gut sein, dass Gwilym sogar mit einigen von ihnen verwandt war.
    »Hier entlang, Steinträger«, sagte der hagere Mann leise und ein wenig entspannter als zuvor.
    Sie gingen über eine unfruchtbare Ebene mit verkrüppelten Büschen und kiesigem Boden. Der Mond schien nicht, aber das Licht des Nal wurde von dem schmutzigen Dunst reflektiert, der über allem hing, und daher war es hell genug, sich zwischen den Büschen und dicken Büscheln trockenen Grases zurechtzufinden. Vor ihnen, gehüllt in Dunst und Wolken, ragten die steilen Hänge und vereisten Gipfel des Mediangebirges auf.
    »Sind wir hier in Sicherheit?«, fragte Gwilym ein wenig atemlos. Sein Führer bewegte sich mit lang gezogenen, anmutigen Schritten, und der Träger musste sich anstrengen, nicht hinter ihm zurückzufallen.
    »Relativ sicher, ja«, antwortete der Mann, und wieder war er über den Wind hinweg kaum zu verstehen. »Die Sicherheitskräfte von Oerella-Nal interessieren sich nicht sonderlich für Leute, die das Nal verlassen. Sie werden uns nicht stören.«
    »Aber wie wirst du zurückgelangen?«
    Der Mann grinste. »Ich muss eben vorsichtig sein.«
    Gwilym nickte und erinnerte sich an das Credo des Netzwerks: Je weniger gesagt wurde, desto besser.
    »Die Sicherheitskräfte von Bragor-Nal sind eine andere Sache«, fuhr der Führer einen Moment später fort. »Sie sind in ganz Lon-Ser für ihre Wachsamkeit und ihren, nun, sagen wir, Eifer bekannt. Sie interessieren sich für alles, was an ihren Grenzen passiert, ebenso wie für alles dahinter. Also pass gut auf dich auf.« Der Mann sprach lässig, aber auch das hatte Gwilym inzwischen begriffen: Die gesamte Existenz der Männer und Frauen des Netzwerks fußte auf dieser vorgeblichen Lässigkeit. Ihr Leben hing von ihre Fähigkeit ab, sich unauffällig zu verhalten. Sie gingen stets davon aus, dass sie beobachtet wurden, und daher achteten sie stets darauf, durch ihren Tonfall oder ihre Mienen nichts preiszugeben. Selbst wenn sie wussten, dass sie in Sicherheit und allein waren, sprachen sie von geheimen Zusammenkünften und Razzien wie andere vom Wetter.
    »Ich werde vorsichtig sein«, sagte Gwilym und hoffte, ebenso gefasst wie sein Begleiter zu klingen. »Danke.« Sie zogen schweigend etwa eine Stunde weiter, erreichten das Ende der Ebene und begannen mit dem langsamen Aufstieg in die Ausläufer des Gebirges. Die Büsche und das Gras wichen Krüppelkiefern und Wacholder, und der Boden wurde felsig und uneben. Gwilym konnte keinerlei Anzeichen erkennen, dass sie einem bestimmten Weg folgten, aber sein Führer schien sich seiner Sache sicher zu sein. Und als sie schließlich einen schmalen, aber deutlichen Pfad erreichten, der weiter in die Berge führte, war Gwilym stolz, wie er es schon so viele Male bei seiner Reise durch Oerella-Nal gewesen war. Er war weit von seinen Freunden und seiner Familie im Dhaalmar entfernt, aber in gewisser Weise waren auch diese Menschen hier seine Leute. Der Führer blieb stehen und folgte dem Weg in die Berge mit dem Blick. »Weiter komme ich nicht mit, Steinträger. Du musst die Berge allein überqueren. Tut mir Leid.« Es tut dir auch noch Leid, dachte Gwilym demütig und stolz. »Schon gut«, brachte er hervor. »Ihr alle habt so viel für mich getan ...« Er schüttelte den Kopf. Was immer er sagen würde, konnte dem, was sie ihm gegeben hatten, ohnehin nicht gerecht werden. Also würde er lieber ihrem Beispiel folgen und schweigen.
    »Der Weg wird drei Abzweigungen haben, bevor du den ersten Gipfel erreichst, und zwei weitere, wenn du auf dem Abstieg nach Bragor-Nal bist«, erklärte der Führer und starrte Gwilym in die Augen, als könnte er den Steinträger damit zwingen, sich alles noch besser einzuprägen. »Nimm immer die linke Abzweigung. Das macht deinen Weg ein bisschen länger, aber so kannst du die Bergbaulager meiden, die westlich von hier liegen.«
    Gwilym nickte.
    »Von hier an, und bis du den Fluss auf der anderen Seite der Berge erreichst«, fuhr der hagere Mann fort, »kannst du deinen Stein benutzen, um den Weg zu beleuchten. Du hast in diesem Teil des Gebirges wenig zu befürchten. Sobald du den Drei-Nals-Fluss erreicht hast, solltest du allerdings vorsichtiger sein.«
    »Ich verstehe. Wie finde ich die nächste Kontaktperson?«
    »Sie wird dich finden. Dieser Weg endet an einer scharfen Biegung des Flusses. Von dort aus

Weitere Kostenlose Bücher