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Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Titel: Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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er bezweifelte nicht, dass Erland hoffte, eines Tages Nachfolger von Sonel werden zu können. Was vielleicht zum Teil erklärte, wieso der weißhaarige Eulenmeister so viel von seinem Gift auf Baden konzentriert hatte. Da er selbst Meister war, wusste Erland, wie nahe Baden vor ein paar Jahren daran gewesen war, Eulenweiser zu werden, und nachdem Badens Ruf nun gesunken war, schien er entschlossen, seinen Rivalen bei jeder Gelegenheit auf seinen Platz zu verweisen. Er benutzte Baden als Kontrast, um sich selbst so positiv wie möglich darzustellen, wann immer er nur konnte. Und Baden hasste ihn inzwischen dafür - schon der Anblick des Mannes bewirkte, dass er vor Zorn rot wurde. Es half dabei auch nicht gerade, dass Erlands Vogel, eine dunkle, rundköpfige Eule mit großen gelben Augen, beinahe genau so aussah wie Badens geliebte Anla. Baden hatte sich lange schon von dem Schmerz des Verlustes erholt, und er liebte Golivas ebenso, wie er seine erste Eule geliebt hatte. Aber es fiel ihm immer noch schwer zu sehen, dass sich ein solcher Mann an einen so schönen Vogel gebunden hatte.
    In diesem Licht war es wenig überraschend, dass Erland sich sofort daranmachte, den Bericht zu verhöhnen, ehe Baden ihn auch nur abgegeben hatte. »Ich denke, du kannst uns deine kleine Erzählung ohne Kommentar einreichen«, sagte der Magier nun und machte eine abfällige Geste in Richtung des Dokuments. »Wir wissen alle, zu welchen Schlüssen du gekommen bist.«
    »Tatsächlich, Erland?«, entgegnete Baden sarkastisch. »Ich fühle mich zutiefst geschmeichelt. Hast du den Bericht etwa schon gelesen?«
    »Wohl kaum«, schnaubte der ältere Magier; dann wurde sein Grinsen breiter, und er breitete die Arme aus. »Das ist ja das Schöne daran, Baden: Ich brauche es nicht mal.« Er trat vom Tisch weg und begann, auf und ab zu gehen. Die Ironie in seinem Ton ließ Badens Bemerkung, die er einen Moment zuvor gemacht hatte, wie ernst gemeint wirken. »Ich weiß auch ohne mir deinen >Bericht< anzusehen, dass du der Ansicht bist, dass wir einer ernsthaften Gefahr aus Lon-Ser gegenüberstehen, einer, die wir erst jetzt vollkommen verstehen, weil nur du in deiner Weisheit und Voraussicht verlangt hast, dass wir den Fremden leben lassen. Von ihm«, fuhr Erland fort, und seine Stimme hob und senkte sich mit melodramatischem Schwung, »von diesem unschuldigen Jungen, der von einer böswilligen Gesellschaft verdorben wurde, haben wir alles erfahren, was wir über die Regierung von Lon-Ser, seine Kultur und seine wunderbaren mechanischen Erfindungen wissen müssen. Und nun müssen wir handeln, sagst du uns, wir müssen alles, was wir wissen, einsetzen, bevor sie wieder zuschlagen können.
    Und«, schloss der Magier bitter und verächtlich, »wir müssen es genau so machen, wie du es sagt, denn sonst sind wir verloren. Denn nur du allein -«
    »Das genügt, Erland«, schnitt ihm Sonel zornig das Wort ab.
    Der Eulenmeister sah sie an und grinste abermals. Dann kehrt er mit einer knappen Verbeugung vor der Weisen zu seinem Stuhl am Ratstisch zurück und setzte sich ruhig wieder hin.
    »Bitte fahr fort, Baden«, sagte Sonel und wandte sich ihm wieder zu.
    Der Eulenmeister zögerte. Trotz Sonels Tadel hatte Erland genau das erreicht, was er hatte erreichen wollen. Seine Parodie des Berichts lag nahe genug an der groben Zusammenfassung, die Baden hatte vortragen wollen. Wenn der hagere Eulenmeister mit dem fortfuhr, was er hatte sagen wollen, würde er genauso aufgeblasen und selbstgerecht erscheinen, wie Erland ihm unterstellt hatte. Und wenn er es ablehnte, überhaupt weiter zu sprechen, würde es aussehen, als wäre er vor einem Konflikt mit dem anderen Meister zurückgeschreckt. Er fand keine dieser Möglichkeiten sonderlich verlockend. Wieder sahen ihn die anderen Magier erwartungsvoll an. »Offenbar findet Erland diese ganze Sache erheiternd«, begann er barsch. »Offenbar hat er vor, sich über die Tragödien in Taima, Kaera und Wasserbogen lustig zu machen. Er glaubt, er kann den Mord an Niall und den Tod von Orris' und meinem Vogel als Witz betrachten -«
    »Lügen!«, donnerte Erland und sprang auf.
    Aber es war zu spät. Die Magier schauten immer noch Baden an, und obwohl sie kühl und skeptisch blieben, hörten sie ihm zumindest zu. »Wir anderen wissen es besser«, fuhr er fort, ohne auf Erlands Ausbruch einzugehen. »Wir anderen begreifen, dass wir uns früher oder später mit Lon-Ser auseinander setzen müssen.« Das war, wie er wohl

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