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Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Titel: Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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lächelte und nickte, als wäre er ganz betroffen von der Weisheit seiner eigenen Argumente. »Und das bringt mich zum wichtigsten Punkt: Wir sind nicht die Regierung von Tobyn-Ser. Wir sind die Hüter des Landes und seine Diener, aber nicht seine Anführer. Amarid hat das schon ganz zu Anfang klar gemacht, als er diesen Orden ins Leben rief, und trotz der Rehabilitierung von Therons Ruf bin ich nicht bereit, mich der Vision des Eulenmeisters von unserer Rolle anzuschließen. Wenn wir der langen Tradition von Selbstregierung und Unabhängigkeit in unserem Land ein Ende machen wollen, dann sollte das nur dann geschehen, wenn die Menschen von Tobyn-Ser sich dafür entscheiden, und nicht, weil wir es wollen. Diese Entscheidung steht uns nicht zu.«
    »In diesem letzten Punkt bin ich anderer Meinung«, bemerkte Orris und erhob sich abermals. »Ich habe seit der letzten Versammlung darüber nachgedacht: Amarids Gesetze erklären, dass wir nicht nur Hüter des Landes, sondern auch Schlichter von Streitigkeiten sein sollen. Es mag sein, wie einige in dieser Halle behaupten, dass ein Krieg mit Lon-Ser unvermeidbar ist. Aber dieser Krieg ist noch nicht ausgebrochen, und bis das nicht der Fall ist, sollten wir nach einer Möglichkeit suchen, den Konflikt friedlich beizulegen. Amarid hätte das als die Verantwortung des Ordens betrachtet - sein Gesetz macht das vollkommen klar. Ich bin der Ansicht, dass es unsere Aufgabe ist, mit den Menschen von Lon-Ser Frieden zu schließen.«
    Baden wandte sich Trahn zu, aber er musste feststellen, dass der dunkelhaarige Magier bereits in seine Richtung schaute, einen nachdenklichen Blick in den leuchtend grünen Augen. Orris hatte da eine faszinierende Interpretation von Amarids Erstem Gesetz angeboten, eine, die, wenn sie der Prüfung einer genaueren Untersuchung standhielt, sich angesichts von Erlands Argumenten als äußerst hilfreich erweisen würde.
    Offenbar spürte Erfand dasselbe. »Das ist absurd, Orris, und das weißt du auch!«, verkündete er hitzig. »Amarids Gesetz bezieht sich auf Streitigkeiten zwischen den Menschen dieses Landes, nicht auf Konflikte zwischen Tobyn-Ser und seinen Nachbarländern!«
    »Woher weißt du das, Erland?«, fragte Trahn ganz ruhig, und ein Grinsen zuckte um seine Mundwinkel. »Weißt du so genau, wie der Erste Magier gedacht hat?«
    »Nein, Trahn«, erwiderte der ältere Magier streng, »aber ich habe seine Worte und Lehren länger studiert, als du am Leben bist. Ich habe dort nichts gefunden, was Orris' Interpretation von Amarids Erstem Gesetz stützen würde.« »Hast du etwas gefunden, das direkt dagegen spräche?«, bohrte Trahn nach. Erland zögerte, und der Falkenmagier drängte weiter. »Das würde mich auch überraschen. Die Formulierung des Gesetzes selbst ist zweideutig: >Magier sollen den Menschen des Landes dienen. Sie sollen Schlichter von Streitigkeiten sein.< Für mich heißt das, alle Streitigkeiten, die die Sicherheit von Tobyn-Ser bedrohen; ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Amarid weniger als das im Sinn hatte.«
    »Das ist absurd«, sagte Erland abermals, aber er schien sich nicht mehr so sicher zu sein wie noch Minuten zuvor. »Nehmen wir mal einen Augenblick lang an, dass ihr beide, Orris und du, Recht habt, Trahn«, warf Arslan ein, ohne sich weiter um Erlands Widerspruch zu kümmern. »Was sollten wir deiner Ansicht nach tun?«
    Trahn presste die Lippen zusammen und zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Orris?«
    Der kräftige Magier holte tief Luft. »Ich weiß es auch nicht.« »Ich hätte da die eine oder andere Idee.«
    Das überraschte alle, selbst Baden. Besonders Baden. Er starrte zu Sonel hin, die gerade gesprochen hatte und die nun seinen Blick erwiderte, ein unergründliches Lächeln auf den Lippen.
    »Du, Eulenweise?«, fragte Radomil mit ehrlicher Überraschung und strich sich über den sorgfältig gestutzten Bart. »Ja«, erwiderte sie, ohne den Blick von Baden abzuwenden. »Aber bevor ich meine Ideen mit euch teile, sollte ich euch über den Briefwechsel informieren, den ich mit dem Herrscherrat von Lon-Ser hatte.«
    Angespanntes Schweigen senkte sich über die Halle und wurde schließlich von Erlands ungläubigem »Würdest du das bitte wiederholen, Eulenweise?« gebrochen. »Selbstverständlich, Erland«, entgegnete sie ruhig. »Ich sagte, ich möchte euch allen von meinem Briefwechsel mit dem Herrscherrat von Lon-Ser berichten. Ich habe ihnen im vergangenen Herbst geschrieben und ihnen von den Verbrechen

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