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Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Titel: Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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vorherzusehen war, mit einem erneuten Streit darüber, wie gut oder schlecht es wäre, eine Gruppe von Magiern nach Lon-Ser zu schicken. Die gezwungene Höflichkeit, mit der die Debatte am Vorabend zu Ende gegangen war, wich alsbald der gleichen Art von Feindseligkeit, wie sie vor Alaynas Ausbruch geherrscht hatte. Gegen Mittag war allen klar, dass sich die Magier nicht würden einigen können, und nach dem Mittagessen gab das auch die Eulenweise zu und beendete damit praktisch die Diskussion.
    Bei jeder normalen Versammlung hätte das ein Ende der Unruhen gebracht, die die Sitzungen seit dem ersten Morgen gekennzeichnet hatten. Aber das hier war keine normale Versammlung, und der Orden wurde offenbar von Krisen verfolgt.
    »Es gibt noch eine andere dringende Angelegenheit, über die ich euch informieren muss«, verkündete die Weise, nachdem sie ihnen kaum Zeit gelassen hatte, sich von dem Kampf um die Delegation zu erholen. Erwartungsvolles Schweigen senkte sich über den Saal. Jaryd sah Baden an, der Sonel interessiert anschaute. Offenbar wusste auch der Eulenmeister nicht, um was es nun gehen würde. »Linnea, die Älteste der Götter, hat mich vor einiger Zeit aufgesucht und mir Neuigkeiten über Cailin gebracht, das kleine Mädchen, das den Angriff der Fremden auf Kaera überlebt hat.«
    Jaryd konnte sich noch gut an Cailin erinnern, ebenso sehr wegen ihrer Schönheit und stillen Kraft wie um der Tragödie willen, die sie durch die Eindringlinge aus Lon-Ser erlitten hatte. Alayna und er hatten sie nur einmal gesehen, aber seitdem hatten sie oft von ihr gesprochen, und Jaryd hatte in den vergangenen vier Jahren viel über sie nachgedacht.
    »Cailin ist gut herangewachsen«, fuhr Sonel fort. »In dem Maß, wie man erwarten konnte, heilen ihre Narben.« Sie zögerte, dann holte sie tief Luft. »Aber nun ist etwas geschehen, das niemand von uns hätte vorhersehen können: Cailin hat sich an einen Falken gebunden.«
    Vielleicht, weil das so unerwartet war - immerhin war sie nur ein Kind - oder weil die Magier all ihre Energie in drei Tagen erbitterter Debatte verbraucht hatten, die Reaktion auf diese Nachricht fiel jedenfalls recht gedämpft aus. Eine Zeit lang sagte keiner etwas; sie saßen alle schweigend und reglos da, als wären sie nicht sicher, was sie gerade gehört hatten.
    »Sie kann kaum älter als zehn sein«, stellte Baden schließlich leise fest, den Blick auf die Weise gerichtet. »Sie ist vor kurzem elf geworden«, berichtigte Sonel, »aber ich verstehe, was du meinst. Sie ist ausgesprochen jung für eine Bindung.«
    »Wer wird sich als Lehrer um sie kümmern?«, wollte Erland wissen. »Ich hoffe du, Eulenweise«, fügte er schmeichlerisch hinzu.
    Wieder zögerte Sonel.
    »Sie hat doch einen Lehrer, oder?«, hakte Erland nach. »Ja, Erland«, erwiderte die Weise schließlich, »aber es ist niemand aus dem Orden.«
    »Wie bitte?«, krächzte der weißhaarige Eulenmeister. »Sie muss von jemandem angeleitet werden, der sich mit Magie auskennt!«
    »In dieser Sache neige ich dazu, Erland zuzustimmen«, sagte Baden.
    »Glaubt ihr denn wirklich, dass es mir nicht genauso geht?«, rief Sonel zitternd vor Zorn und Frustration. »Ich hatte das gleiche Gespräch vor ein paar Monaten mit Linnea«, begann sie abermals, nun wieder ein wenig ruhiger,
    »und glaubt mir: Ich habe alles getan, was ich konnte, um ihr deutlich zu machen, wie wichtig es ist, Cailin einen erfahrenen Lehrer zur Seite zu stellen. Aber die Älteste ist für ihre Schutzbefohlene verantwortlich, bis Cailin mündig wird, und es gibt kaum etwas, was ich tun kann.« »Wir können verlangen, dass sie Cailin fragt«, schlug Baden vor. »Soll doch das Kind entscheiden, ob es einen Magier als Lehrer will.«
    »Ja, das wäre möglich«, antwortete die Weise. »Aber um ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass Cailin etwas mit diesem Orden zu tun haben möchte. Sie weigert sich sogar zu schwören, dass sie sich an Amarids Gesetze halten wird.« »Das ... das ist nicht dein Ernst!«, sagte Erland, und diesmal hatte er ausgesprochen, was sie alle empfanden.
    »Ich fürchte doch, obwohl ich einigermaßen sicher bin, dass ihre Weigerung auf ihre Feindseligkeit gegenüber dem Orden zurückzuführen ist und nicht auf irgendeine Absicht, gegen den Sinn der Gesetze zu verstoßen. Ich stehe beinahe ununterbrochen in Verbindung mit Linnea oder ihren Leuten; die Älteste war in dieser Sache überraschend kooperativ -«
    »Wahrscheinlich hat sie Angst«, stellte

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