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Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Titel: Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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sich die Magier und Meister leise, während sie auf den Beginn dieser letzten Zeremonie der Versammlung warteten, aber in diesem Jahr schwiegen sie einfach unbehaglich. Jaryd versuchte sich aufzuheitern, indem er sich an seine erste Lichterprozession erinnerte, als er und Alayna die neuesten Ordensmitglieder gewesen waren. Niemand, nicht einmal Baden, hatte ihn auf die Schönheit des Rituals vorbereitet: Sämtliche Kerzen und Feuer in der Stadt waren gelöscht oder verdeckt worden, sodass der Mond und die Reihe leuchtender Cerylle, die die Magier durch die Stadt trugen, die einzigen Lichtquellen in Amarid waren. Aber das war nur ein Teil dessen, was seine erste Prozession zu etwas so Besonderem gemacht hatte. Kurz vor der Zeremonie hatte man ihm und Alayna je einen Korb gegeben, und als sie den älteren Magiern durch die Stadt gefolgt waren, hatten die Menschen, die am Straßenrand standen, ihre Körbe mit Federn gefüllt und die jungen Magier auf diese Weise im Orden willkommen geheißen. Es war ein wunderbarer Abend gewesen.
    Aber nun, vier Jahre später, nutzten selbst solche Bilder kaum etwas, um Jaryds Laune zu verbessern. In diesem Jahr hatte der Orden ebenso wie im vergangenen keine neuen Mitglieder willkommen heißen können. Das erschien Jaryd wie ein schlechtes Vorzeichen, und es wurde dadurch noch schlimmer, dass die letzte Magierin, die ihren Umhang in Empfang genommen hatte - eine junge Frau namens Rhonwen, die vor zwei Sommern in den Orden eingetreten war -, im Winter darauf krank geworden und gestorben war, nachdem sie im Herbst ihren Vogel an einen schlecht gezielten Pfeil eines Jägers verloren hatte. Jaryd schüttelte bei dem Gedanken daran den Kopf. Weniger als ein Jahr nach ihrer ersten Bindung war sie schon eine Unbehauste geworden, dazu verurteilt, auf ewig ein Geist zu bleiben. Und seitdem hatte es keinen neuen Magier gegeben. Außer Cailin. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was das alles bedeuten sollte.
    »Orris ist nicht da«, flüsterte Alayna ihm beunruhigt zu. Rasch schaute Jaryd zu der Stelle, an der sein Freund eigentlich hätte stehen sollen. Es wurde spät; es begann dunkel zu werden. Wie aufs Stichwort erschienen die ersten Diener aus einem Hinterzimmer und begannen, die Kerzen anzuzünden und in die Halter zu stecken. Gleichzeitig erinnerte sich Jaryd wieder an Orris' Bemerkung vom Abend zuvor. Wie kommt es, dass ihr beide, du und dein Onkel, mich so gut versteht?, hatte er gefragt. Was konnte er damit gemeint haben?
    »Ich bin gleich wieder da«, sagte Jaryd zu Alayna und ging zu Baden, bevor sie etwas dagegen einwenden konnte. »Hast du Orris gesehen?«, fragte er den Eulenmeister.
    Trotz des schlechten Lichts konnte Jaryd sehen, wie Baden blass wurde, und ebenso wie er selbst vor einem Moment warf der Eulenmeister nun einen Blick zu Orris' Platz in der Prozession. »Ich hatte gehofft, dass er noch einmal mit mir reden würde, bevor er etwas unternimmt«, murmelte er, mehr zu sich selbst als an Jaryd gerichtet.
    »Wie meinst du das?«, wollte Jaryd wissen. Er spürte, wie er mit jedem Augenblick aufgeregter wurde. »Worüber sollte er mit dir sprechen? Was ist hier los, Baden?«
    Baden zögerte, als wäre er unsicher, wie viel er verraten sollte. »Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht genau«, gestand er schließlich leise. Seine hellblauen Augen glitzerten in dem flackernden Licht, das nun den Saal erfüllte. »Orris war in der letzten Zeit sehr enttäuscht und verbittert über die Untätigkeit des Ordens.«
    »Das waren wir alle!«, entgegnete Jaryd schärfer, als er vorgehabt hat. »Was hat das -« Er hielt inne, und seine Gedanken überschlugen sich bei dem Versuch, mit Badens Andeutungen zurechtzukommen. »Das waren wir alle«, wiederholte er, diesmal nachdenklicher, »aber es ist wahrscheinlicher, dass Orris etwas unternimmt, als wir anderen.«
    Der Eulenmeister nickte. »Ja. Aber ich habe keine Ahnung, was er vorhat. Ich dachte, du wüsstest etwas, oder vielleicht Alayna.«
    »Er hat uns nichts gesagt. Er hat nur gefragt, wie es kommt, dass du und ich ihn so gut verstehen. Weißt du, was er damit gemeint hat?«
    »Eigentlich nicht.« Baden wollte mehr sagen, aber dann hielt er inne und begann breit zu grinsen, während er über Jaryds Schulter spähte. »Warum fragst du ihn nicht selbst?«
    Jaryd drehte sich rasch um und sah, wie der bärtige Magier über den Marmorboden des Saals zu seinem Platz in der Prozession ging. Jaryd und sein Onkel eilten auf ihn zu und

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