Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Titel: Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
Vom Netzwerk:
erreichten ihn gerade, als der Falkenmagier an seinem Platz an der Wand der Halle angekommen war.
    Orris nickte und lächelte dünn, sagte aber nichts. »Wir sind froh, dich zu sehen«, erklärte Jaryd ehrlich überrascht. »Wir haben uns schon Sorgen gemacht, dass du vielleicht etwas Übereiltes getan hast.«
    Orris leckte sich die Lippen. »Nun, wie ihr sehen könnt«, erwiderte er leise, aber ziemlich angespannt, »hättet ihr euch keinen Sorgen zu machen brauchen.« Baden sah ihn forschend an. »Ach ja?«
    Orris wandte den Blick ab und weigerte sich, einen der beiden direkt anzusehen. »Die Prozession wird gleich beginnen. Wir können später darüber sprechen.«
    Jaryd sah seinen Onkel an, der den Blick erwiderte und die Schultern zuckte. Jaryd konnte spüren, wie sich sein Magen zusammenzog. »Also gut«, sagte er, nun wieder an Orris gewandt. »Du wirst doch immer noch beim Festessen bei mir und Alayna sitzen, oder?«, erinnerte er den Magier an die Pläne, die sie am Vorabend gemacht hatten. Orris nickte, immer noch ohne Jaryd anzusehen. »Wenn das möglich ist, ja.«
    Jaryd blieb noch einen Moment vor seinem Freund stehen, dann wandte er sich ab und kehrte zu Alayna zurück. Baden folgte ihm einen Teil des Weges.
    »Ich habe Angst vor dem, was er tun könnte, Jaryd«, flüsterte der Eulenmeister. »Behalte ihn im Auge.«
    Jaryd nickte, und Baden ging weiter zu seinem Platz vorn in der Prozession.
    »Was ist denn los?«, wollte Alayna wissen, als Jaryd seinen Platz neben ihr einnahm.
    »Wir sind nicht sicher. Orris verhält sich merkwürdig. Er scheint etwas vorzuhaben.«
    »Was denn?«
    Jaryd schüttelte den Kopf.
    Die Kerzen waren nun alle angezündet und in die Halter gesteckt worden. Die Magier standen still da und warteten, dass Sonel mit der Zeremonie begann, indem sie die Kerze hinter sich löschte und gleichzeitig den leuchtenden Ceryll über den Kopf hob. Das war bei jeder Versammlung Jaryds liebster Moment gewesen, aber nun konnte er nur noch an Orris denken - und an die Unheil verkündende Miene des Falkenmagiers und das Glitzern in seinen Augen. Baden hatte Angst, und Jaryd wusste, eigentlich sollte es ihm ebenso gehen. Stattdessen verspürte er etwas anderes, etwas Unerwartetes.
    Und gerade als Sonel ihren Ceryll hob und damit die Lichterprozession begann, verlieh Alayna seinen Gedanken Worte.
    »Ich möchte auf keinen Fall, dass ihm etwas zustößt«, sagte sie leise, »aber irgendjemand muss schließlich etwas unternehmen!«

7
     
    D as größte Problem dabei, Savils Männer auf ihre Mission in Tobyn-Ser vorzubereiten, wird nicht in ihrer körperlichen Ausbildung bestehen, obwohl sie zweifellos der Ansicht sein werden, dass diese Ausbildung härter ist als alles, was sie bisher erlebt haben. Es hat auch nichts mit der Herausforderung zu tun, die darin besteht, Gesetzesbrecher - Männer, die schon von ihrem Wesen her gewalttätig und daran gewöhnt sind, sich nur auf ihre Instinkte zu verlassen - dazu zu bringen, sich auf die intellektuellen Elemente ihrer Vorbereitung zu konzentrieren: die Sprache, das Einprägen von Landkarten usw.
    Der schwierigste Teil meiner Aufgabe wird darin bestehen, diesen Männern klar zu machen, dass sie Teil einer fremden Kultur werden müssen. Sie müssen begreifen, dass es sich nicht um Söldnerarbeit in Abborij handelt. Wenn sie in Tobyn-Ser sind, müssen sie sofort mit ihrer Umgebung eins werden. Sie dürfen in der Wildnis dieses Landes nicht fremder wirken als ein Säufer in einer Bar. Selbst die kleinste Abweichung von dem, was die Menschen in Tobyn-Ser für »normal« halten, wird zu einer Katastrophe führen.
    Aus dem Tagebuch von Cedrych i Vran, Oberlord des Ersten Herrschaftsbereichs von Bragor-Nal, Tag 4, Woche 2, im Sommer des Jahres 3060.
     
    Er hatte den Entschluss am Abend zuvor gefällt, während seines unerwarteten Gesprächs mit Baden im Adlerhorst. Aber er hatte erst später seinen Frieden mit dieser Entscheidung gemacht, während der Pause zwischen der Versammlung und dem Beginn der Lichterprozession.
    Er wusste immer noch nicht, wieso er sich das Gefängnis angesehen hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte er einfach nur gewusst, dass es notwendig war, dass es irgendwie helfen würde. Und er hatte Recht gehabt.
    Es war kleiner, als er erwartet hatte, und stand inmitten des warmen Grases und der bunten Blüten einer Wiese, vor dem Hintergrund der dunklen Ausläufer und schimmernden Gipfel der Parnesheimberge. Aber selbst in dieser Umgebung, im hellen

Weitere Kostenlose Bücher