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Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Titel: Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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unglaublichen technologischen Fortschritte des Landes die Wirtschaft und Kultur vereinnahmt und lohnende Handelsbeziehungen und Wohlstand gebracht. Aber mit dem Erfolg und dem Wohlstand durch die Mechanisierung wuchs auch der Wettbewerb zwischen den Nals und drohte mitunter, Lon-Ser in einen Bürgerkrieg zu stürzen. Dennoch gelang es den Monarchen stets, den Herrscherrat zusammenzubringen, zu schlichten und den Frieden zu bewahren. Aber im Jahr 2614, gerechnet von der Aufteilung von Lon-Ser in die ursprünglichen sechs Nals, war Grayson, der letzte Monarch, ohne Erben gestorben. Der Herrscherrat hatte sich nicht auf einen Nachfolger einigen können und beschlossen, die Monarchie vollkommen abzuschaffen. Die Unruhe und die Auseinandersetzungen, die folgten, waren inzwischen euphemistisch als die »Zeit der Festigung« bekannt. Tatsächlich war es nichts anderes gewesen als hundertsechzig Jahre blutigen, zerstörerischen Kriegs.
    Ohne einen Monarchen, der ihre Konflikte in einem gewissen Rahmen hielt, ließen die Herrscher zu, dass die Auseinandersetzungen, kleinlichen Eifersüchteleien und das Ringen um die beste Position in den Ratssitzungen zu bewaffneten Konfrontationen wurden, die sich rasch im Land ausbreiteten. Als die Gewalttätigkeiten heftiger wurden und die Herrscher zu begreifen begannen, dass die Existenz ihrer Nals auf dem Spiel stand, begannen sie nach jedem Vorteil über ihre Rivalen Ausschau zu halten, den sie finden konnten. Es war vielleicht unvermeidlich, dass sie sich nun wieder an jene Menschen erinnerten, die den Blick hatten.
    Die meisten glaubten, dass diese Männer und Frauen Nachkommen Gildris und seiner Anhänger waren. Aber das konnte selbstverständlich niemand beweisen, und es war in der Tat eher unwahrscheinlich, wenn man bedachte, wie viele Gildriiten es nun gab und wie wenige Leute Gildri mit nach Lon-Ser gebracht hatte. Aber schon durch seine Existenz hatte Gildri einem Phänomen seinen Namen gegeben, das man früher einmal mit Hexerei in Verbindung gebracht hatte. Auch Oberlords und selbst Nal-Lords folgten dem Beispiel ihrer Anführer und suchten nach Gildriiten, die ihnen bei ihrem Kampf um Macht und wirtschaftliche Vorteile helfen konnten. So hatten zum ersten Mal seit über fünfhundert Jahren Menschen mit dem Blick wieder Einfluss in Lon-Ser. Aber da sie sich in die Intrigen des Bürgerkriegs hineinziehen ließen, konnten die Gildriiten nicht hoffen, den damit verbundenen Exzessen zu entgehen. Sie waren beliebte Attentatsziele, besonders jene in Bragor-Nal oder im Dienst von Bragor-Nals größten Feinden. Als die Gefahr größer wurde, suchten viele Gildriiten nach einer Möglichkeit, dem Bürgerkrieg und der ewigen Spirale aus Chaos und Brutalität zu entgehen. Sie zogen sich in die Sicherheit der nahe gelegenen Berge zurück, wo sie versuchten, ihr eigene unabhängige Gesellschaft zu schaffen. Sie unterhielten nur noch Beziehungen zur Matriarchie von Oerella, der einzigen Regierung eines Nal, die sich nicht an den Attentaten beteiligte. Die Gildriiten dienten Oerella- Nal nicht, denn die Matriarchie hatte ansonsten vollen Anteil an den Gräueltaten der Festigungszeit, aber ihre Bindung an Oerella-Nal blieb erhalten. Das wiederum hatte zur Folge, dass die Anführer der anderen Nals, wieder unter der Leitung von Bragor-Nal, misstrauisch wurden und begannen, nun jeden, der Anzeichen des Blicks an den Tag legte, zu verfolgen. Schließlich zogen die Gildriiten weiter nach Norden, weg von den Bergen im Süden und in der Mitte des Landes ins weit abgelegene Dhaalmargebirge nördlich von Oerella-Nal. Dort gründeten sie ihre fünf Siedlungen und schufen sich mühsam eine Existenz, weitab von der Grausamkeit in den Nals.
    Eine kalte Windbö fegte über Gwilym hinweg und ließ seinen Umhang flattern. Er hatte lange nicht mehr so viel über die Nals und die Geschichte seines Volkes nachgedacht. Und dennoch, dachte er mit einem Lächeln, selbst jetzt, als er diesen Überlieferungen im Geist lauschte, hatte er die Worte in der Stimme seines Vaters gehört.
    Warum heute Nacht?, fragte er sich. Und dann blickte er zum Nachthimmel auf, wo die hellen Sterne von Aricks Sternbild direkt über dem östlichen Horizont zu sehen waren, und breitete ergeben die Arme aus.
    »Was ist es, das du von mir wünschst?«, fragte er. »Was versuchst du mir zu sagen?« Eine weitere Bö fegte durch den Kreis und trieb die kalte Luft durch den Stoff von Gwilyms Umhang. Er schauderte plötzlich. Das Tuch seines

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